Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«
Zur monatlichen PERRY RHODAN-Konferenz am 6. Mai 2008 kam ich mit großen Erwartungen. Am 4. April hatten wir mit »Trafalgars Killer« von Robert Feldhoff den ersten Band einer neuen Serie veröffentlicht, in die wir große Hoffnung setzten. PERRY RHODAN-Action war unser Versuch, in den längst totgeglaubten Markt der Heftromane noch einmal neue Bewegung zu bringne; darüber hinaus hatte ich einige Vorstöße unternommen, weitere Serien zu veröffentlichen.
Die Besprechung fand im Konferenzzimmer der Geschäftsführung statt; wie immer nahmen neben dem Geschäftsführer auch weitere Kollegen aus anderen Abteilungen daran teil. Traditionell begannen wir mit der aktuellen Situation bei der laufenden Erstauflage: Die Auflage war zuletzt gestiegen, sie bewegte sich zu dieser Zeit über dem Vorjahr. »Der aktuelle Zyklus kommt an«, freute ich mich.
Verwirrend fand ich, dass es gelegentlich einzelne »Ausreißer nach oben« gab. Einige wenige Hefte hatten sich deutlich besser verkauft als die anderen. Es lag weder am Inhalt – sie waren nicht auffallend stark gelobt worden –, noch am Autor. Ich fand unterm Strich erfreulich, dass es immer wieder Überraschungen dieser Art gab, erklären konnte ich mir das Phänomen nicht.
Als die Kollegin aus dem Vertrieb die ersten Zahlen zu PERRY RHODAN-Action verteilte, war ich ebenfalls positiv gestimmt, wenngleich nicht euphorisiert. Die Werbung im Vorfeld hatte guten Anklang gefunden, wir hatten bereits eine vierstellige Zahl an Abonnenten gewinnen können. Im Zeitschriftenhandel waren die Zahlen gut, wenngleich nicht ganz so, wie wir es geplant hatten.
»Es ist nur eine Verkaufsprognose«, beruhigte mich die Kollegin aus dem Vertrieb. Das könne sich noch ändern. Aber aus Erfahrung wisse sie, dass solche Prognosen meist der Wirklichkeit entsprachen.
Wir diskutierten über das Titelbild. Es zeigte Perry Rhodan in einer eindeutigen »Action-Situation«; Dirk Schulz hatte genau das geliefert, was wir gewollt hatten. Auch inhaltlich entsprach der Roman dem gewünschten Ziel: Robert Feldhoff hatte einen spannenden Band mit viel Action geschrieben. Trotzdem hatten wir uns mehr von dem Heft versprochen.
Wir reduzierten in der Folge die Druck- und die Vertriebsauflage. Verkaufsstellen, an denen kein Heft verkauft worden war, würden in der Folge nicht weiter beliefert werden; zum Ausgleich sollten beispielsweise einige Bahnhöfe »mehr Ware« erhalten. Das war kein ungewöhnliches Vorgehen des Vertriebes, und ich kam damit immer gut klar. Ich empfand es sogar als sinnvoll: Niemand hatte etwas davon, wenn Tausende von Heften in irgendwelchen Läden lagen und dann unverkauft weggeworfen wurden.
Wir fanden die Verkaufszahlen aber nicht schlecht, die Enttäuschung hielt sich in Grenzen. Es wurde gleich vereinbart, dass die Redaktion mit der Arbeit an einer zweiten Staffel anfangen solle. »Vielleicht kann man den Abonnenten der wöchentlichen PERRY RHODAN-Serie ein Abonnement an PERRY RHODAN-Action zu einem günstigen Preis anbieten?«, schlug ich vor. Zumindest wollte man das diskutieren.
Ich kündigte an, mit Edel – seit einem Jahr unser neuer Vertriebspartner bei den Büchern – über eine Lizenzausgabe in Form von Taschenbüchern zu sprechen. Aus den zwölf Heftromanen der ersten Staffel von PERRY RHODAN-Action könne man doch drei spannende Taschenbücher machen, überlegte ich laut. Von der Geschäftsleitung bekam ich grünes Licht für weitere Verhandlungen in dieser Frage.
Zufriedener waren wir mit den Ergebnissen von PERRY RHODAN-Extra. Der fünfte Band hatte sich seit seinem Erscheinen im November 2007 sehr gut verkauft, während für den sechsten Band, der im März 2008 in den Handel gekommen war, noch keine klare Angabe vorlag. Wir nahmen uns trotzdem vor, auch bei PR-Extra einen weiteren Roman anzugehen.
Erst nach all den »reinen« PERRY RHODAN-Themen konnten wir zu dem Punkt kommt, der mir an diesem Tag besonders wichtig war: Ich wollte eine neue Serie starten. Mein Argument: »Wir brauchen ein zweites Standbein im Handel, das sich in eine andere Richtung bewegt.« Ich präsentierte ein kurzes Konzept, in dem ich die Idee klarer formulierte. Mein Plan war, eine Fantasy-Serie zu veröffentlichen, die sich vorrangig an ein eher weibliches Publikum richten sollte.
Der Oberbegriff lautete schlicht »Romantic Fantasy«; in die exakten Details wollte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht gehen, auch wenn ich Konzepte hatte. Dieses aber sollte – so die Aussage im abschließenden Protokoll – »die Basis für ein Engagement in dieser Richtung« sein. Der durchaus ambitionierte Plan sah vor, noch im Sommer 2008 einen ersten Roman zu präsentieren.
Die Runde fand das Konzept gut. In weiteren Schritten sollte eine Kalkulation angefertigt werden; benötigt wurden erste Entwürfe für Titelbilder sowie eine allererste Textprobe. Das, so glaubte ich, würde schnell zu erledigen sein.
Weitere Themen der Besprechung waren das Computerspiel, das kurz zuvor von unseren Partnern von Braingame veröffentlicht worden war und gut anlief, sowie die aktuelle Entwicklung im Audio-Bereich: Mit Lübbe Audio und Eins A Medien hatten wir zwei sehr unterschiedliche Partner, die auch jeweils eine eigene Vertriebsstrategie pflegten.
Aber für PERRY RHODAN – so meine Sicht der Dinge – war es stets sehr wichtig, in verschiedenen Bereichen aktiv zu sein …
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