Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«:
In all den Jahren, in denen Robert Feldhoff
und ich zusammenarbeiteten, kamen wir immer wieder auf ähnliche Themen
zurück. Eines davon betraf die Möglichkeiten, talentierte Autoren
ausfindig zu machen und diese langfristig für die PERRY RHODAN-Serie zu
etablieren.
Fast in jedem Gespräch schwärmte der eine oder
andere von uns von den 70er- und 80er-Jahren: »Damals konnte ein Autor
seine ersten Romane bei TERRA ASTRA veröffentlichen. Wenn er sich dort
mit einem Einzelroman bewährt hatte, bekam er eine Trilogie oder eine
kleine Serie angeboten, durfte später vielleicht bei ATLAN und MYTHOR
mitschreiben.«
Wir träumten beide von einer Möglichkeit, Autoren
zu fördern. Die Seminare an der Bundesakademie für kulturelle Bildung,
wo wir beide als Dozenten tätig waren, hatten sich als schöne Methode
erwiesen – aber wir wollten mehr. Und Robert hatte irgendwann eine Idee,
die er mir im Herbst 2006 bereits mündlich vorstellte.
»Wir
brauchen eine Möglichkeit, wieder Kurzgeschichten zu veröffentlichen,
die im PERRY RHODAN-Universum spielen«, sagte er in einem Telefonat.
»Damit können wir Autoren aufbauen – und wir schaffen den etablierten
Autoren eine weitere Spielwiese.«
»Kurzgeschichtenbände verkaufen
sich aber schlecht«, argumentierte ich dagegen, »und ich kenne keinen
Buchverlag, der einen solchen Band veröffentlichen würde.« Bei uns
selbst, also im Moewig-Buchverlag, sah ich für ein solches Projekt
keinerlei Chancen. Außerhalb der Silberbände waren praktisch alle
Versuche, neue Themen zu lancieren, kläglich gescheitert.
Robert
wies mich auf meinen Denkfehler hin. »Solche Kurzgeschichten müssen in
den PERRY RHODAN-Roman«, forderte er. »Nur dann haben sie den
entsprechend großen Leserkreis.« Er stellte mir in groben Zügen vor, was
er sich vorstellte: alle paar Wochen oder Monate eine Kurzgeschichte,
das alles mit einem groben Rahmenexposé ausgestattet und vor allem auch
honoriert. »Wenn wir Honorare bezahlen, können wir zudem echten Profis
die Chance geben, bei PERRY RHODAN einmal ein Experiment zu wagen.«
Ich
bat ihn, die grundsätzlichen Überlegungen in einigen Stichworten
zusammenzufassen. Ich wollte dann über seinen Text »drübergehen« und ihn
an Robert zurückschicken. Dann sollte er wieder ergänzen; so sollten
wir im Idealfall recht schnell ein brauchbares Konzept haben, mit dem
wir weiter arbeiten konnten.
Am 15. Januar 2007 schickte Robert
Feldhoff mir ein Konzept, dem er die Überschrift »Ferienfrachter
STARWAYS« und die Unterzeile »Kreuzfahrt im PERRY RHODAN-Universum« gab.
Sein erstes Konzept enthielt vor allem viele Stichwörter, die ich noch
ergänzen musste. Aber grundsätzlich wollte Robert eine »monatlich
erscheinende Reihe von Kurzgeschichten aus dem Perryversum«
veröffentlichen, die langfristig auch den PERRY RHODAN-Report ablösen
sollte.
Damit es zu keinen größeren Umstellungen in der
Produktion kommen würde, sollten die Kurzgeschichten wie der Report
geplant werden: im selben Turnus, mit demselben Umfang, mit derselben
Honorierung für die Mitarbeiter. Die monatliche Kurzgeschichte sollte
dabei von »wechselnden Autoren verfasst« werden. Unter anderem nannte
Robert Feldhoff gleich zu Beginn die Namen »Hans-Joachim Alpers, Andreas
Findig, Uschi Zietsch oder Frank Borsch«. Und: »Teamautoren können
ebenso Verwendung finden wie Gastautoren oder talentierte Newcomer.«
Ein
Ziel sollte sein, »lizenzfähiges Material« zu schaffen, dass wir als
Zweitverwertung« an Online-Portale« lizensieren wollten. An die rasante
E-Book-Entwicklung, die wenige Jahre danach einsetzte, konnte im Januar
2007 noch niemand denken. Wichtig war, dass die Geschichten »streng
unkomplex zu halten« seien; jede Geschichte sollte auf jeden Fall
»unabhängig vom Perryversum funktionieren«.
Robert machte sich
klare Gedanken zu einem inhaltlichen Konzept, wenngleich er diese nur
kurz skizzierte: »Alle Autoren platzieren ihre Geschichte auf demselben
Raumschiff – dem Ferienfrachter STARWAYS.« Es sollte einen klaren
Hintergrund geben: »Ein Basis-Exposé gestaltet das Common Universe, im
Wesentlichen das Raumschiff selbst und seine Besatzung. Sämtliches
Stammpersonal der STARWAYS, wie z.B. Kapitän und Offiziere, sind
Bestandteile des Basis-Exposés.«
Zum Hintergrund machte er sich
schon erste Gedanken: »Der Ferienfrachter STARWAYS gehört zur privaten
NEBULA-TERRA-Linie. Das Schiff befördert Passagiere, aber auch Fracht –
deshalb ist es ein Ferienfrachter.«
Das Schiff steuere »exotische
Welten« an, weshalb es an Bord »Urlaubs- und Wellnessprogramme für
aller Herren Völker« gäbe. Andererseits seien auch oft »gefährliche oder
exotische Frachtgüter« an Bord, »die für Verwicklungen sorgen«. Die
STARWAYS sollte über verschiedene Einrichtungen verfügen: »über ein
Kasino, über Kabinen für Fremdwesen, Wellness-Bereiche, Fitnessbereiche
für Ertruser oder Siganesen, Sonnendecks, Exotik-Decks,
Null-G-Schwimmbäder etc. pp.«
Damit die Geschichten auch für
Leser interessant sein konnten, die die Serie nicht kennen, machte sich
Robert Feldhoff bereits Gedanken zum technischen Hintergrund: »Technik
an Bord der STARWAYS funktioniert, aber wir schildern sie nicht in
Breite.« Ziel sei, »das Perryversum ein wenig kennen« zu lernen, aber
»das Kopieren aus Datenblättern« sei ausdrücklich verboten.
Soweit
die ersten Überlegungen von Robert Feldhoff. Nach einigem Hin und Her
hatten wir am 6. März 2007 ein vernünftiges Arbeitsblatt
zusammengestellt. Es basierte komplett auf Roberts Papier, ging aber in
eine andere Richtung: So sollte der »Ferienfrachter STARWAYS« nicht mehr
den monatlichen PERRY RHODAN-Report ersetzen, sondern »alle zwei
Ausgaben das PERRY RHODAN-Journal«.
Wir definierten klarer, zu
welcher Zeit die Handlung zu spielen hat: »in der aktuellen Zeit«, damit
meinten wir »quasi vor der Invasion der Terminalen Kolonne TRAITOR aber
nach dem Hyperimpedanz-Schock«. Das bedeutet konkret: »Syntrons,
SERUNS, Metagrav und andere Supertechnik funktionieren nicht;
stattdessen greifen die Akteure auf Positroniken, Linearantrieb und
anderes zurück. Formenergie gibt es praktisch ebensowenig.«
Zum
Start der redaktionellen Beilage sollte der PERRY RHODAN-Band 2402
werden, innerhalb der PERRY RHODAN-Redaktion sollte »Ferienfrachter
STARWAYS« von Bettina Lang betreut werden. Als Redakteur der Serie wurde der PERRY RHODAN-Autor Frank Borsch bestimmt.
Wie
aus einem Ferienfrachter ein ganz normaler Frachter und aus der
STARWAYS die STELLARIS wurde – das ist Stoff für eine andere Geschichte.
Aber im März 2007 legten wir so den Grundstein für eine erfolgreiche
Kurzgeschichtenreihe, die es auch als Hörbuch und E-Book gibt.
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