Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«
Das Wetter war ziemlich unangenehm, als ich mit meiner Kollegin Ute auf die Straße trat. Ein kalter Wind trieb feine Regentropfen durch die Straßen, die sich entweder in Schnee oder in Graupel verwandeln würden, und die Temperaturen gingen immer weiter hinunter. Es sah so aus, als würde in dieser Nacht der Winter anbrechen. Hinter uns erhob sich die Rheingoldhalle, die sich langsam in eine Science-Fiction-Halle verwandelte.
Ich hatte mich auf den PERRY RHODAN-WeltCon 2000 gefreut, der an diesem Freitag, 17. Dezember 1999, beginnen sollte. Klaus Bollhöfener hatte alles organisiert, Eckhard Schwettmann als Marketingleiter trug die Verantwortung, und ich sollte eigentlich nur meine Programmpunkte absolvieren – ich hatte also am wenigsten zu tun. So die Theorie.
In der Praxis war alles etwas komplizierter. »Jemand muss die PERRY RHODAN-Fahnen aufhängen«, hatte Eckhard Schwettmann festgestellt. Im exakten Plan für das WeltCon-Wochenende war an jedes Detail gedacht worden, dachten wir – und bemerkten nun, welche Lücken es doch gab. Das war bei jeder Veranstaltung so, das wusste ich selbst und ärgerte mich nicht.
Und weil Ute und ich weder mit der Dekoration der Bühne noch der Vorbereitung des Programms zu tun hatten, standen wir nun im Freien herum. Ute trug einen Karton, in dem sich Fahnen und Transparente befanden, während ich das Werkzeug mit mir führte.
Zuerst gingen wir an die Fahnenmasten. Bei der ersten Fahne stellte ich mich noch ziemlich schusselig an. Ich brauchte einige Zeit, bis ich die Ösen und die Führungsschnur richtig miteinander verbunden hatte. Dann zog ich die Fahne hoch, und zum ersten Mal flatterte ein großer PERRY RHODAN-Kopf vor dem Kongresszentrum am Flussufer. Ich fand, dass das schon sehr gut aussah, auch wenn das Wetter immer schlechter wurde.
Zusammen mit Ute befestigte ich weitere Fahnen. Am Ende hingen mehrere PERRY RHODAN-Fahnen vor dem Kongresszentrum – sie wurden im Verlauf des Wochenendes allerdings alle geklaut, aber das ist eine andere Geschichte. Danach gingen wir zu der Fußgängerbrücke, die das Mainufer mit der Innenstadt verband.
Dort sollte wir die großen Banner anbringen, die auf den PERRY RHODAN-WeltCon hinwiesen. Auch hier machten mir die Ösen und der Draht zu schaffen. Im eisigen Regen wurden mir die Finger klamm, und fast wäre mir die Zange aus der Hand und auf die Straße hinuntergefallen. Nicht auszudenken, was passiert wäre, hätte sie ein Auto getroffen!
Am Ende hing alles an genau der Stelle, wo es hingehörte, und Utes Karton war leer. Gemeinsam gingen wir in die Halle zurück, wichen schnell den Fragen einiger Fans aus, die sich im Vorraum bereits damit beschäftigten, Informationsstände aufzubauen, und eilten in den Aufenthaltsraum. Dort gönnten wir uns einen Kaffee, der uns ordentlich aufwärmte.
Richtig heiß wurde mir allerdings, als Ute feststellte, dass noch etwas im Plan nicht stimmte. Sie wollte die Tische vorbereiten, an denen die Autoren am Abend ihre Autogramme geben sollten. »Wo sind die Autogrammkarten?«, fragte sie alarmiert.
Panik brach aus. Niemand wusste, wo die Karten waren. Alles wurde abgesucht, auch die Paletten nahmen wir unter die Lupe, auf denen die Sonderdrucke des PERRY RHODAN-Romans 2000 lagerten. Die Autogrammkarten waren nirgends zu finden.
»Vermutlich stehen sie da, wo wir sie vorgestern abgestellt haben«, meinte Ute. Sie erinnerte an die Lagerhalle im Verlag. Die Palette mit den Autogrammkarten hatte man separat gestellt, damit sie garantiert nicht vergessen wurde – und dann war genau das passiert, was nicht hatte geschehen dürfen.
Was nun? Wir saßen in Mainz, die Autogrammkarten lagerten in Rastatt. »Ich fahre in den Verlag und hole die Karten ab«, schlug ich vor. »Zwei Stunden hin, zwei Stunden zurück.« Den Firmenwagen hatte ich dabei, er stand in der Tiefgarage des Hotels.
Der Vorschlag wurde abgelehnt, so richtig klug war er ja auch nicht. Sabine Bretzinger rief den Hausmeister an, von dem sie die Privatnummer hatte. »Der muss ja die Halle aufschließen«, argumentierte sie. »Egal wer fährt, wir müssen an die Lagerhalle ran.«
Und ich fing damit an, meine Bekannten in Karlsruhe anzurufen, ob von denen einer helfen konnte. Wir brauchten jemanden, der nach Rastatt fuhr, dort die Autogrammkarten einsammelte und sie dann nach Mainz brachte.
Der erste meiner Freunde, von dem ich wusste, dass er als Kurierfahrer tätig war, weigerte sich gleich. »Ich bin schon auf einer Party und habe zu viel Bier intus, ich darf nicht mehr ans Steuer«, behauptete er. Letztlich hatte ich Erfolg: Ein entfernter Bekannter, der gut vierzig Kilometer von Rastatt entfernt wohnte, übernahm den Job.
Mittlerweile fiel der Regen auf eine gefrorene Fahrbahn, es herrschte Glatteis auf den Straßen. Aber unser Kurierfahrer kam durch.
Sabines Telefonat mit dem Hausmeister hatte Erfolg, die Autogrammkarten erreichten mit einer leichten Verspätung das Kongresszentrum in Mainz – und wir wussten dann, dass wir wohl alles vor Ort hatten, was wir für den WeltCon brauchten …
(Dieser Text erschien bereits im Juni auf der Internet-Seite der PERRY RHODAN-Redaktion. An dieser Stelle wird er zur Dokumentation veröffentlicht.)
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