Ein Logbuch der Redaktion
Als ich den »M 87«-Zyklus zum ersten Mal durchschmökerte, war ich sehr jung. Ich las einzelne Bände des Zyklus sehr früh, kaufte mir dann – aus Geldgründen – anfangs nur die Romane von William Voltz und K. H. Scheer über ein Antiquariat nach und besorgte mir Jahre später den Zyklus komplett.
Anders gesagt: Ich las ihn nie am Stück. Umso spannender ist es für mich, heute die klassischen Romane dieses Zyklus, die in den späten 60er-Jahren geschrieben wurden, als Hörbuch zu genießen.
Zuletzt führte ich mir »Spur zwischen den Sternen« zu Gemüte; das Hörbuch wurde von Josef Tratnik eingesprochen, der mir mit seiner Stimme schon viele der klassischen Serienromane erschlossen hat. Fairerweise muss man sagen: Es handelt sich nicht um eine der wichtigen Episoden der Seriengeschichte, spannend ist sie aber allemal.
Will man die Handlung grob zusammenfassen, könnte man diese Silber Edition auch als »Die Paraplanten« bezeichnen oder »Der Untergang der FRANCIS DRAKE«. Großen Raum der Handlung nimmt nämlich das Schicksal von Roi Danton, dem Sohn von Perry Rhodan, seinem Schiff FRANCIS DRAKE und dessen Besatzung ein. Man bekommt beim Anhören streckenweise das Gefühl, es gehe dem Freihändlerkönig ernsthaft an den Kragen.
Dieser Abschnitt des Zyklus spielt in den Magellanschen Wolken. Die Freihändler an Bord des Raumschiffs FRANCIS DRAKE bekommen es mit sogenannten Pseudo-Gurrads zu tun, Aliens also, die so aussehen wie Gurrads, hinter denen sich aber seltsam schwere Wesen verbergen, über die man nicht viel herausfindet. Diese Pseudo-Gurrads bekämpfen die FRANCIS DRAKE, und am Ende strandet das Schiff mit seiner Besatzung.
Im Prinzip geht es den Aliens offensichtlich darum, die Freihändler zuerst mit Experimenten zu erforschen, die Überlebenden dann unter Kontrolle zu bekommen, um später mit den übernommenen Freihändlern in die Milchstraße zu reisen. Hinter diesen perfiden Plan kommen Roi Danton und seine Begleiter allerdings sehr spät – zu diesem Zeitpunkt ist der größte Teil der Besatzung bereits tot.
Die Art und Weise, wie die Freihändler nacheinander den Tod finden, wird nicht brutal erzählt, trotzdem eindrücklich geschildert. Man fühlt mit den Männern an Bord – Frauen gibt es in diesem Hörbuch praktisch nicht – buchstäblich mit, man spürt ihre aussichtslose Situation und freut sich darüber, wenn sie Widerstandswillen zeigen und versuchen, sich gegen ihr Schicksal aufzulehnen. In solchen Szenen ist es vor allem Roi Danton, der seine eigenen Schwächen überwindet und neue Ideen für eine mögliche Rettung entwickelt.
Seien wir ehrlich: Manches an diesem Hörbuch mutet einem heute seltsam an, nicht nur die Tatsache, dass praktisch keine Frauen mitspielen. Die wissenschaftliche Erklärung für die sogenannten Paraplanten – die später in der Serie nie wieder eine Rolle spielten – ist eher dünn, um es vorsichtig anzudeuten, und die mysteriöse Gewichtszunahme der Pseudo-Gurrads ist kaum zu erklären.
Erstaunlicherweise störte mich das selten, während ich der Geschichte lausche. Josef Tratniks Stimme, die unterschiedliche Erzählperspektiven klar trennt, lässt mich am Schicksal der Freihändler teilhaben. Sie führt mich durch die Besprechungen in Terrania, wenn es darum geht, den Menschen in den Magellanschen Wolken zu Hilfe zu eilen. Und sie zeigt mir die dramatischen Ereignisse um Roi Danton und seine Begleiter.
Tatsächlich ist »Spur zwischen den Sternen« für eine gewisse Epoche unserer Seriengeschichte ein gutes Beispiel: Häufig ging es um eine spannende Handlung, nicht unbedingt darum, wie die Fakten wirklich in das Serienkonzept passten. Inhaltliche Widersprüche wurden im Lektorat, das sich vor allem um das sprachliche Innenleben einzelner Romane kümmerte, kaum geglättet.
Wenn man sich – wie ich in diesen Tagen – darauf einlässt, wird man mit einer packenden Geschichte belohnt. (Dieses Logbuch kam bereits im Juni auf der Internet-Seite von PERRY RHODAN; hier wiederhole ich es aus Dokumtationsgründen.)
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