21 Oktober 2020

Vor 25 Jahren verstarb Johnny Bruck

Logbuch der Redaktion (nachgereicht)


Ich weiß noch gut, welchen Schock es nicht nur in der Redaktion auslöste, als die Nachricht vom Tod unseres Titelbildkünstlers die Runde machte. Am Freitag, 6. Oktober 1995, verstarb Johnny Bruck an den Folgen eines schweren Verkehrsunfalls. Er hatte diesen einige Tage zuvor erlitten und hatte sich im Krankenhaus leider nicht mehr von den Verletzungen erholt.

In der Redaktion waren wir sehr betroffen. Ich war buchstäblich mit seinen Bildern aufgewachsen, und ich hatte drei Jahre lang mit ihm zusammengearbeitet. Die Autoren, die wir sofort informierten, waren ebenso schockiert; damit hatte niemand gerechnet. Wir gaben die Information dann auch an die »Außenwelt« bekannt.

Viele PERRY RHODAN-Leser schrieben in ihren Briefen von ihren Empfindungen und ihrer Betroffenheit, auch die Presse berichtete über das Thema. Die Nachricht wurde sogar in Blättern wie der BILD-Zeitung veröffentlicht.

Kein Wunder: Johnny Bruck war ein Künstler, dessen Bildwelten seit den fünfziger Jahren viele Menschen geprägt hatten, die sich zumindest am Rand für Science Fiction interessierten. An seinen Werken kam man nicht vorbei. Vor allem seine Mitarbeit an der PERRY RHODAN-Serie machte ihn bekannt – es ist unter anderem ihm zu verdanken, dass die Serie zur größten Science-Fiction-Geschichte der Welt wurde.

Bruck gestaltete fast 1800 Titelbilder, daneben kamen Hunderte von Titelbildern für die ATLAN-Serie, für die PERRY RHODAN-Taschenbücher oder für die PERRY RHODAN-Silberbände. Seine Bilder prägten Generationen von Lesern, seine Darstellungen von Perry Rhodan und Atlan, von Reginald Bull, Gucky oder Icho Tolot wurden zu Grundlagen für weitere Illustrationen und ganze Romane.

Der Künstler, Jahrgang 1921, erlernte den Beruf eines Fotolitographen. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann Bruck mit seiner Tätigkeit als Journalist und als Illustrator. Er schrieb für Zeitungen wie »Die Welt« oder die Hannoversche Presse, zur selben Zeit entstanden Titelbilder für Bücher verschiedener Verlage.

1959 zog Johnny Bruck von Hamburg nach München und verlegte sich dort verstärkt auf das Zeichnen und Malen. Er schuf Titelbilder für Kriminalromane, Abenteuergeschichten und Kriegsbücher, ebenso zahlreiche Illustrationen für Jagdzeitschriften. Schon früh war er ein Meister darin, sich Anregungen bei anderen Künstlern, bei Fotografien oder sich selbst zu suchen: Bilder, die er beispielsweise für Soldatengeschichten angefertigt hatte, wurden von ihm später für Science-Fiction-Cover umgeändert und neu gemalt.

Als 1961 die PERRY RHODAN-Serie gestartet wurde, war es geradezu selbstverständlich, dass Bruck von Anfang an die Gestaltung der Titelbilder übernahm. Er war der beste Science-Fiction-Künstler, der damals in der deutschsprachigen Szene aktiv war; die Redaktion des Moewig-Verlages in München verpflichtete ihn deshalb für die geplante neue Serie. Wie lange sein Engagement dauern würde, ahnte damals niemand.

Über 34 Jahre hinweg setzte Bruck, der über ein einzigartiges Einfühlungsvermögen verfügte, die Phantasien der Autoren in bildliche Realität um – und oft beeinflussten seine Zeichnungen wiederum die Arbeiten der Autoren. Seine Liebe zur Natur und zur Kreatur, die ihn ebenso zum Jäger, Heger und Tierfotografen machte, trug wohl dazu bei, dass er auch den bizarrsten Figuren und Lebewesen der PERRY RHODAN-Serie ein »Leben« einhauchen konnte.

Seine Darstellungen von Terranern und Aliens waren niemals hölzern, sie schienen stets zu leben. Selbst die Gesichter von Außerirdischen hatten eine eindrucksvolle Ausdrucksstärke – die sie wiederum menschlich machte.

Wenn Johnny Bruck die Wunder und die Schrecken des Universums darstellte, wirkten diese Bilder aus der Zukunft stets so echt und lebendig, als blickten die Betrachter durch ein Fenster ins Übermorgen. Welten am Rande des Universums, explodierende Sterne, kreisende Galaxien und Schwarze Löcher; für ihn schienen diese kosmischen Objekte nicht fremd zu sein. Er konnte Menschen und Roboter, Raumschiffe und fremde Planeten so realistisch darstellen, als hätte er sie selbst gesehen.

Bis heute bleibt Johnny Bruck unvergessen – ein Künstler und Illustrator, der dem Perryversum ein Gesicht für die Ewigkeit gab.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich habe es auch als schlimm empfunden, als Johnny Bruck in Herrsching den Rollerunfall hatte. Johnny Bruck besuchte uns oft in meinem Elternhaus nahe des Ammersees. Wir haben sehr viele Wild- und Jagdmalereien von ihm geschenkt bekommen. Selbst auf einem Perry Rhodan Heft hat er meinen Vater verewigt.