29 Oktober 2020

Terra im Brennpunkt – akustisch

Ein Logbuch der Redaktion

Der »Schwarm«-Zyklus zählt meiner Ansicht nach zu den Höhepunkten der PERRY RHODAN-Geschichte. Mit dieser Meinung gehöre ich zu einer Minderheit unter denen, die sich seit langen Jahren mit der Serie und ihren Inhalten beschäftigen. Meist gilt er als ein wenig verfahren, um es höflich zu formulieren.

Seien wir ehrlich: Der Zyklus wird von faszinierenden Ideen geprägt, leidet aber darunter, dass es keine klare Planung gab. Am Anfang wussten die Autoren sichtlich noch gar nichts darüber, was der Schwarm eigentlich sein sollte, und sammelten erst während der Arbeit ihre Erkenntnisse.

Das merkt man an vielen Romanen sehr deutlich, vor allem, wenn man sie im Zusammenhang betrachtet: Die einzelnen Geschichten selbst sind oftmals spannend geschrieben und überzeugen durch interessante Charaktere – die Absprachen zwischen den Autoren waren in den frühen 70er-Jahren aber teilweise nicht gut.

Aber: Während der Zyklus weiter voranschritt, bekam er immer mehr Struktur. Perry Rhodan und seine Gefährten erfahren viel über den Kosmos, in dem sich die Menschheit entwickelt, und lernen erstmals etwas über die großen Strukturen des Universums. Dabei sind die Romane weiterhin von großen Unterschieden geprägt …

Das wurde mir wieder bewusst, als ich »Terra im Brennpunkt« dieser Tage im Auto anhörte. Ich hatte die Silber Edition 61 als 15 CDs umfassende Box dabei und lauschte jeden Tag auf der Fahrt zur Arbeit der Stimme von Josef Tratnik. Mit ihm reiste ich zurück in die Zeit des »Schwarm«-Zyklus, die mich bei der ersten Lektüre in den späten 70er- und frühen 80er-Jahren gefesselt hatte.

Die Geschichte, die in dieser Silber Edition erzählt wird, ist ziemlich groß gedacht: Der riesenhafte Schwarm, über den die Terraner nach wie vor nicht viel wissen, zieht quer durch die Milchstraße. Nichts und niemand kann ihn stoppen, seine Machtmittel sind gigantisch.

Perry Rhodan höchstpersönlich entwickelt einen riskanten Plan, in den er aber nur ganz wenige Menschen einweiht: Er möchte, dass das Sonnensystem mit der Menschheit vom Schwarm »geschluckt« wird. Dann wäre auf einmal eine Fünfte Kolonne aus 20 Milliarden Menschen mit rund 100.000 kampfbereiten Raumschiffen mitten im Schwarm und könnte von dort aus direkt angreifen. Wie der Plan voranschreitet und was dafür alles gemacht werden muss, das ist das zentrale Thema dieser Silber Edition.

Manche Autoren schienen der Zugkraft dieser Idee nicht geglaubt zu haben und fügten weitere Elemente hinzu. Mein Lieblingsbeispiel ist der Zahnarzt Alexander Fröhlich: Bei einem Experiment verschlägt es den Marsianer Tatcher a Hainu von Terrania City nicht nur nach Berlin, sondern zudem aus dem Jahr 3442 ins Jahr 1971.

Dort trifft er auf Fröhlich, die beiden werden Freunde, und gemeinsam reisen sie ins Jahr 3442, wo Fröhlich künftig als »Kosmodentist« in der MARCO POLO wirkt. In der Folge gibt es einige irrwitzige Szenen mit Dalaimoc Rorvic, der eine qualvolle Zahnbehandlung über sich ergehen lassen muss.

Ich weiß, dass ich das alles sehr witzig fand, als ich diese Szenen zum ersten Mal las. Als ich sie nun anhörte, gefiel mir die Alexander-Fröhlich-Episode nicht mehr – ich wollte wissen, wie es mit der Menschheit weitergeht, wollte mehr über die Cynos und ihre Geheimnisse erfahren, wollte vor allem mitbekommen, wie Rhodan und seine Gefährten ihren wagemutigen Plan umsetzen.

Das alles gibt es in diesem Hörbuch glücklicherweise ebenfalls zu hören. Das Auftauchen eines geheimnisvollen Cynos namens Schmitt fand ich immer noch spannend umgesetzt, der Flug einiger Terraner mit einem alten Museumsschiff brachte nach wie vor seine Überraschungen mit sich. Und wie sich Stück für Stück die Geheimnisse der Cynos und des Schwarms entblättern, das finde ich nach wie vor mitreißend.

»Terra im Brennpunkt« ist eine typische Episode aus dem »Schwarm«-Zyklus: Alle Höhepunkte und Schwächen sind enthalten, wobei sicher jeder Leser – oder in diesem Fall Hörer – das auf seine Weise ganz anders sehen wird. Manche Szenen sind schlecht gealtert, mein 13 oder 14 Jahre altes Ich aus den späten 70er-Jahren hatte einfach einen ganz anderen Geschmack als ich heute.

Aber ich bleibe dabei: Der »Schwarm«-Zyklus zählt zu den Höhepunkten unserer Serie, trotz aller Schwachpunkte, und ich freue mich schon darauf, weitere Silber Editionen hören zu können!

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