Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«
Die Leipziger Buchmesse neigte sich ihrem Ende zu, der PERRY RHODAN-Stand war schon so gut wie abgebaut. Gemeinsam mit Heidrun Imo und Marc A. Herren trug ich die letzten Unterlagen zu meinem Auto, das direkt neben der Messehalle abgestellt war. Wir waren allesamt müde und erschöpft, und wir hatten eine lange Heimfahrt vor uns.
Es war der Abend des 20. März 2011. Wir wussten, dass wir nur noch ein halbes Jahr Zeit hatten, um den PERRY RHODAN-WeltCon 2011 vorzubereiten; deshalb war vor kurzem Marc A. Herren als Projektleiter zu unserem Team gestoßen. Und deshalb hatten wir uns vorgenommen, während der Messe und auf der Rückfahrt einige Punkte zu besprechen. Allerdings hatte sich gezeigt, dass im Messetrubel dafür keine Zeit gewesen war.
»Ich notiere mir alles, was uns unterwegs einfällt«, kündigte Marc an. Mit einem Schreibblock in der Hand setzte er sich auf den Beifahrersitz, nachdem wir uns von den Männern verabschiedet hatten, die unseren Stand abbauten. Gegen halb sieben Uhr rollten wir an diesem Abend vom Parkplatz und starteten in Richtung Autobahn.
Wir waren uns schnell einig, dass wir eine »Multimedia Lounge« einrichten wollten. In dieser sollte es um die E-Books gehen, dort wollten wir eine Twitter-Wall einrichten. Unsere Vorstellung war: ein Bereich mit gemütlichen Sitzgelegenheiten, wo man sich E-Book-Reader ausleihen kann und wo Kopfhörer dazu einladen, sich einmal ein PERRY RHODAN-Hörbuch zu Gemüte zu führen.
Ebenso schnell war klar, wer diesen Bereich des WeltCons leiten sollte: »Das muss unbedingt Miriam Hofheinz übernehmen«, fixierten wir. Die ehemalige Kollegin aus dem PERRY RHODAN-Marketing, die uns den Weg in das E-Book-Geschäft geebnet hatte, war bestens vernetzt und kannte viele Leute in der Digital-Branche. »Ich schicke ihr den Plan für die Lounge, dann kann sie sich schon mal darauf einstellen«, bot Marc an.
Während der Fahrt kamen wir auf Ideen, die eher skurril waren, die wir aber trotzdem notierten. »Man könnte mit der Firma Haribo verhandeln, ob die zum WeltCon nicht Gold-Guckys anbieten können«, schlug Marc beispielsweise vor. Die Idee fanden wir toll – aber letztlich gingen wir sie nie ernsthaft an.
Eine ähnliche Idee, die sich im Gespräch großartig anhörte, die wir aber nicht weiter vorantrieben: »Wir sorgen dafür, dass auf den Toiletten im Kongresszentrum in Mannheim überall PERRY RHODAN-Romane liegen, damit die Leute etwas zu lesen haben. Und wir lassen Bildschirme auf Augenhöhe anbringen, auf denen man E-Books lesen kann.« Wir trauten uns dann doch nicht, das mit den Verantwortlichen in Mannheim zu besprechen …
Wesentlich ernsthafter gingen wir das Thema an, wie wir das Hotel in den Con einbinden sollten. Recht schnell waren wir uns einig, dass wir im Hotel einen Aufenthaltsbereich für prominente Gäste und »VIPs« einrichten wollten. Die Räumlichkeiten hinter der Bühne waren sehr schlicht: nackter Beton, einfache Stühle und Tische. Das lud nicht dazu ein, dort zu verweilen. Wir wollten, dass sich unsere Gäste wohlfühlten.
Ich überlegte, ob wir uns das überhaupt leisten konnten: »Wenn wir im Hotel einen Seminarraum mieten, den wir zwei Tage nutzen, kostet das zusätzliche Gebühren.« Meine Mitfahrer waren optimistisch: »Unsere Ehrengäste und unsere Besucher machen das Hotel voll, dann können die uns doch einen Raum als Extra zur Verfügung stellen.«
Wir wollten das Hotel und seine Ressourcen auch für weitere Ideen nutzen. »Perrymäßige Getränke« sollte die Hotel-Bar ins Angebot nehmen, die man dann auch im Kongresszentrum trinken könnte. Marc stellte sich unter anderem Vurguzz vor – ein Cocktal aus Absinth, Citro und Wodka, dazu grüne Lebensmittelfarbe –, aber ebenso ein Getränk namens »Guckys Karottensaft«, bestehend aus Karotten- und Orangensaft sowie den gewünschten Haribo-Mausbibern.
Marc fand die Idee großartig, und wir stimmten ihm zu. »Stellt euch das vor, so eine Bar mit PERRY RHODAN-Gestaltung und den galaktischen Getränken!« Wir überlegten uns zudem, das Personal an der Bar in entsprechend »spacige« Kleidung zu stecken.
Wir sammelten Ideen, wie wir den WeltCon in die Stadt Mannheim einbinden könnten. Es müsste sich herausfinden lassen, so überlegte Heidrun, wieviel es kosten würde, PERRY RHODAN-Fahnen an allen Fahnenmasten aufzustellen, die die Straße vom Bahnhof zum Kongresszentrum säumten. »Dann werden die Con-Besucher von PERRY RHODAN begrüßt, wir geben ihnen ein Spalier.«
Schön wäre es, wenn die Buchhandlungen von Mannheim flächendeckend ihre Schaufenster mit PERRY RHODAN dekorieren könnten. Doch wie sollte man das organisieren? Vielleicht konnten die Aktiven des PERRY RHODAN-Stammtisches etwas ausrichten. Ich stellte es mir schön vor: »Eine Stadt schmückt sich für unser Jubiläum.«
Wir diskutierten die ganze Fahrt über, und wir lachten dabei sehr viel. Wir machten uns Gedanken über ein »Perry-Wichteln« oder darüber, ob man nicht »Unternehmen Stardust« in Mikroschrift auf eine kartonierte Seite drucken und der Con-Tüte beilegen könnte. Durchaus handfeste Überlegungen waren dabei: die bisherigen Romane von Andreas Eschbach endlich mal als eine Taschenbuchausgabe zu veröffentlichen oder ein Buch mit dem Arbeitstitel »Perry Rhodan für Dummies« anzubieten.
Die 550 Kilometer über Erfurt und Frankfurt legten wir ohne große Beschwerden zurück. Kurz vor Mitternacht waren wir in Karlsruhe. Wir steuerten eine Pizzeria an, die ich schon lange kannte. Ich wusste, dass die Qualität stimmte, auch bis spät in der Nacht.
Heidrun, Marc und ich bestellten zu essen und zu trinken. Dann sangen Heidrun und ich ganz leise »Happy Birthday«, weil Marc ab Mitternacht seinen Geburtstag feiern konnte. Es war sicher sein am wenigsten romantischer Geburtstag: mit zwei Kollegen in der Nacht von Sonntag auf Montag in einer auf Nachtbetrieb ausgelegten Pizzeria in der Innenstadt von Karlsruhe.
Wir ließen den WeltCon dann WeltCon sein, redeten über allerlei andere Themen. Alle drei waren wir müde und aufgedreht zugleich. Ich fuhr die Kollegen heim, dann steuerte ich mein Zuhause an. Die Buchmesse war vorüber, die rollende WeltCon-Besprechung ebenfalls …
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