19 Mai 2020

Der Erfolg der Silberbände

Ein Logbuch der Redaktion

Den eigentlichen Aufbruch des Moewig-Verlags ins Buchgeschäft belegt das Gesamtverzeichnis, das im Sommer veröffentlicht wurde und das Programm bis zum Herbst 1978 präsentierte. Ein wichtiger Schwerpunkt dabei war unter anderem die »M.V. Bibliothek der Weltliteratur« und die »M.V. Bibliothek für Kenner und Genießer«. Alle Bücher dieser Reihen waren mit dem geschwungenen »M.V.« ausgestattet, das bis heute die PERRY RHODAN-Silberbände schmückt.

Der erste Silberband wurde in diesem Prospekt ebenfalls angekündigt. Im Werbetext war zu lesen: »Hunderttausende Science-Fiction-Fans warten seit Jahren darauf – endlich ist es soweit! Das erste PERRY RHODAN-Buch ist erschienen: Die Dritte Macht.« Das Werk kostete im Herbst 1978 19,80 Mark.

Der Verlag hatte sich für einen Silberfolien-Einband mit dreidimensionalem Vierfarbbild entschieden, an dieser Aufmachung hat sich bis heute nichts Wesentliches geändert. Für die Käufer der ersten zehntausend Exemplare des Silberbandes Nummer 1 »Die Dritte Macht« hatte man sich etwas Besonderes ausgedacht. Sie sollten in ihren Büchern die Original-Unterschriften der Autoren Clark Darlton, Karl Herbert Scheer und William Voltz finden. Dafür fuhren die drei Schriftsteller zur Druckerei nach Ulm und starteten einen wahren Marathon im Unterschreiben.

Johnny Bruck und seine Titelbilder

Was wären die Silberbände ohne die Titelbilder von Johnny Bruck? Er war von Anfang an dabei. Gut 35 Jahre lang zeichnete er alle Titelbilder der PERRY RHODAN-Serie; sie schmücken bis heute die Cover der Silberbände. Neben Raumschiffen und Landschaften sind seine Darstellungen von Außerirdischen in den Titelbildern besonders eindrucksvoll. Die Wesen wirken, als hätten sie menschliche Züge, ihre Gesten überzeugen und sind alles andere als hölzern.

Inspirieren ließ er sich dafür oft von Tieren, die ihm in der freien Wildbahn begegneten, wie zum Beispiel Füchse, Schlangen und Rehe. »Johnny war Hobby-Jäger, außer seinem Gewehr nahm er aber auch immer seine Kamera mit auf den Hochsitz«, erinnert sich Ingrid Bruck, die bis zu seinem tödlichen Unfall 1995 die Frau an seiner Seite war. Nach einer durchgearbeiteten Nacht verbrachte Bruck die frühen Morgenstunden deshalb häufig im Wald.

Am liebsten malte er mit Tempera-Farben, oft setzte er Collagen ein, und ab Band 1050 versuchte er sich mit Airbrush-Techniken. »Johnny konnte Acrylfarben nicht ausstehen, weil sie zu schnell trockneten, um damit Verläufe hinzubekommen«, sagt Ingrid Bruck.

Bevor er jedoch überhaupt zur Farbe griff, verbrachte der Künstler viel Zeit mit dem Anfertigen von Skizzen auf Zeichenkarton. »Um ein Gespür für die Handlung im Roman zu bekommen, musste er natürlich das Manuskript zumindest überfliegen. Ich erinnere mich noch gut daran, wie im ganzen Haus, in der Küche und im Bad, Manuskriptseiten herumlagen.«

Horst Hoffmann übernimmt

Ab 1984 und ab Band 20 entstanden die Silberbände unter der Regie von Horst Hoffmann. Mit seinem Eintritt in den Verlag wurde erstmals eine PERRY RHODAN-Redaktion im Pabel-Gebäude in Rastatt geschaffen.

»Zu Anfang führte ich Willis Arbeit in dessen Sinne fort, hatte aber zunehmend meine Probleme damit, die Schreibe der Autoren sprachlich soweit zu glätten, dass fast der individuelle Schreibstil unkenntlich wurde«, erinnert sich Hoffmann. »Ich war immer der Meinung, dass es gerade der Reiz der Serie ist, aus den unterschiedlichen Stilen der Autoren ein einheitliches Etwas zu schaffen, denn jeder Autor hat seine Fans. Und das sollte auch im Buch erkennbar bleiben.«

Zunächst arbeitete er mit den gleichen Techniken, die schon Voltz genutzt hatte. Anfang der 90er-Jahre war Schluss mit der Kleberei: Der Schriftsteller erhielt die Hefte in gescannter Form und bearbeitete diese am Computer.

Ein Thema für sich waren die Auslassungen ganzer Hefte, »die lediglich Lückenfüller darstellten oder einfach grottenschlecht waren.« In dem Fall mussten handlungswichtige Textinformationen in Einschüben verfasst werden. »Extrem war dies, wenn schon mal ein ganzer Zyklus außen vor bleiben musste, wie zum Beispiel der Plophos-Zyklus.«

Dieser Zyklus wurde später »nachgearbeitet«: zuerst in der Bertelsmann-Ausgabe, dann in Form eines Vierteilers in Paperback-Form. Verantwortlich für die Bearbeitung war auch hier Horst Hoffmann.

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