Ein Logbuch der Redaktion
Am 7. Februar 2020 starb mit Rolf Bingenheimer ein Mann, der mit der PERRY RHODAN-Serie und ihrer Entwicklung seit Jahrzehnten verbunden war. Aus diesem Grund möchte ich in diesem Logbuch an ihn erinnern. Am Freitag, 28. Februar, finden die Trauerfeier sowie die Urnenbeisetzung in Friedrichsdorf statt.
Wer nicht gleich weiß, wie er den Namen einzuordnen hat, den möchte ich auf den Begriff »Transgalaxis« verweisen: Die Versandhandlung, die sich seit vielen Jahren auf Science Fiction spezialisiert hat, wurde von Rolf Bingenheimer geleitet.
Schauen wir kurz in die Vergangenheit: In den fünfziger Jahren entstand in Westdeutschland eine eigenständige Science-Fiction-Szene. Unter anderem wurde der Science-Fiction-Club Deutschland e.V. (SFCD) gegründet, während Verlage wie Moewig in München und Pabel in Rastatt mit ihren Heftromanreihen die Leser versorgten.
Weil man die Romane nicht überall kaufen konnte, kamen findige Leute bereits Mitte der fünfziger Jahre auf die Idee, eine spezielle Versandabteilung aufzubauen. Ich will an dieser Stelle nicht die Geschichte der Buchabteilung des SFCD nacharbeiten, auch nicht von den Konflikten erzählen, die sich daran entzündeten.
In dieser frühen Phase der deutschsprachigen Science Fiction entwickelten Menschen wie Walter Ernsting – der als Clark Darlton bekanntlich die PERRY RHODAN-Serie mit ins Leben rief – eine eigenständige Fan-Szene, die anfangs mit Verlegern wie Erich Pabel aus Rastatt zusammenarbeitete.
Heinz Bingenheimer leitete die Buchabteilung des SFCD und gründete später die Science-Fiction-Buchhandlung »Transgalaxis« in Friedrichsdorf. In der Stadt nördlich von Frankfurt lebte auch der Autor K. H. Scheer, es gab also von Anfang an direkte Verbindungen zwischen »Transgalaxis« und PERRY RHODAN. Die Autoren Kurt Mahr und William Voltz wohnten ebenfalls in geografischer Nähe.
Heinz Bingenheimer starb bereits 1964, er war damals nur 41 Jahre alt. Sein Sohn Rolf führte das Geschäft fort. Die Versandbuchhandlung »Transgalaxis« florierte und war zeitweise die wichtigste Science-Fiction-Buchhandlung in der Bundesrepublik. (Als ich anfangs der 80er-Jahre versuchte, viel von der neuen Science Fiction zu lesen und zu kaufen, wurde ich rasch ein »Transgalaxis«-Kunde.)
Es wurden Kataloge verschickt, dazu kamen Informationsbriefe. In einer Zeit, in der Science Fiction in Buchhandlungen eher ein Randgruppenthema war, erwiesen sich solche Dinge als unverzichtbar. Eine eigene Internet-Seite baute »Transgalaxis« Ende der 90er-Jahre zwar auf, man verzichtete aber nie auf gedruckte Informationen.
Der »Transgalaxis«-Katalog bot eine umfassende Darstellung der aktuellen Science Fiction. Man erfuhr alles über die Neuigkeiten der Verlage; es gab Bücher, Bildbände, Comics und Zeitschriften zu kaufen. Kleinere Verlage wurden ebenso aufgelistet, deren Produkte man sonst nicht in jedem Geschäft finden konnte.
Für die PERRY RHODAN-Bücher wurde »Transgalaxis« eine wichtige Vertriebsstelle. Tausende von Lesern kauften ihre Bücher direkt bei »TGL«, wie die Buchhandlung genannt wurde. Fans besuchten gelegentlich die Buchhandlung und staunten über die Berge von Büchern, die in dem Haus überall zu finden waren.
»TGL« war eine immense Fundgrube für Science Fiction. Und Rolf Bingenheimer war der Mann, der darüber wachte, dass alles gut lief. Seine Frau unterstützte ihn, dazu kam und kommt ein engagiertes Team, das seit vielen Jahren »an Bord« ist.
Für die PERRY RHODAN-Redaktion ist »Transgalaxis« ein wichtiger Partner, Rolf Bingenheimer war immer eine wichtige Bezugsperson. Er wird uns fehlen.
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