Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«
Wir kamen langsam zum Ende, die entscheidenden Sätze waren gesagt worden. Auf der Bühne des Kongresszentrums Rosengarten in Mannheim erlaubte ich mir, ruhiger zu werden; die Spannung ließ nach. Die mehr als zweieinhalbtausend Leute im Saal folgten an diesem Samstag, 1. Oktober 2011, mit Interesse und Faszination dem, was Elke Rohwer und ich auf der Bühne vortrugen. Es war einer der Höhepunkte beim PERRY RHODAN-WeltCon 2011.
Ich versuchte, den Unterschied zwischen dem bisherigen PERRY RHODAN-Universum und der neuen Serie klarzustellen. Es handle sich um ein »paralleles Universum«. Ich nutzte einen »rhodanischen Vergleich«, wie ich es nannte: »Die Strangeness-Unterschiede zwischen beiden Universen sind da.«
Sicher sei eines: »Die beiden Universen werden sich nie vermischen. Der Reg aus PERRY RHODAN NEO wird nie mit dem Bully aus PERRY RHODAN zusammentreffen.« Erneut brandete Beifall im Saal auf. »Es gibt zwei Universen, zwei Perry Rhodans, zwei verschiedene Träume der Zukunft«, fügte ich hinzu. »Wer wie wir daran gewöhnt ist, die Existenz paralleler Universen zumindest anzunehmen, dürfte auch diese Aussage verstehen.« Dann trat ich einen Schritt zur Seite.
»Für mich ist NEO mein Universum«, sagte Elke Rohwer, die Redakteurin unseres Serienprojektes, »und ich freue mich über neue Romane, die von den heutigen Autoren geschrieben werden.« Sie bestätigte erneut, dass wir die Motive der klassischen Serie aufgreifen und in eine aktuelle Geschichte packen wollten, dass wir aber etwas Neues im Sinn hätten.
Mir war wichtig, noch etwas zu den Autoren und Künstlern zu sagen. Ich griff dabei auf eine Idee von Frank Borsch zurück, der stets gesagt hatte, wir sollten mit der neuen Serie ein »All-Star«-Projekt verwirklichen. »Wir haben uns dazu entschlossen, die Autoren in die erste Staffel zu nehmen und mitschreiben zu lassen, die seit Jahren für PERRY RHODAN stehen«, sagte ich.
Das stimmte hundertprozentig: Frank Borsch, Christian Montillon, Leo Lukas, Wim Vandemaan und Michael Marcus Thurner hatten zu diesem Zeitpunkt die ersten Romane verfasst, Arndt Ellmer und Hubert Haensel sollten nach dem WeltCon ihre Manuskripte liefern. Zumindest die ersten acht Romane – mehr hatten wir ohnehin noch nicht vorgesehen – wurden also »im Plan« produziert. Beim Titelbild setzten wir auf Dirk Schulz, ebenfalls aus der laufenden PERRY RHODAN-Serie bestens bekannt.
Elke Rohwer übernahm es, in die Zukunft zu blicken. »PERRY RHODAN NEO ist etwas neues, also darf auch das Autorenteam neue Akzente aufweisen«, kündigte sie an. Zwar konnte sie keine Namen nennen, weil wir diese zu dieser Zeit noch nicht wussten – aber sie sagte klar aus, dass wir weitere Autoren im Blick hätten.
Das Ende unseres gemeinsamen Programmpunktes näherte sich. Unter meinem Jackett schwitzte ich immer noch, die Anspannung war aber verschwunden. Ich trat wieder an das Mikrofon und erzählte von der ersten Ausgabe der neuen Serie. Diese sei an diesem Tag erschienen, die erste Ausgabe sei im Zeitschriftenhandel zu kaufen.
»Zum WeltCon haben wir aber noch darüber hinaus eine Sonderausgabe produziert, die es nur hier gibt«, kündigte ich an. Von der Seite der Bühne wurden mir Zeichen gegeben. Die Helfer standen bereit; alle warteten nur noch darauf, dass ich die entscheidenden Worte sagte. Ich verwies auf die Sonderausgabe zum WeltCon und auf die Innenillustrationen, die von Marie Sann angefertigt wurden.
Dieses Sonderheft sei das Geschenk des Verlags an die Leser: »für die Stammleser als Dank für langjährige Lesertreue, für die neuen Leser als Ermutigung, uns die nächsten Jahre mit Lob und Kritik zu begleiten«. Ich ließ einige Sekunden verstreichen, genoss in dieser Zeit geradezu die Ruhe im Saal. Wahrscheinlich hätte man die legendäre Stecknadel fallen hören.
Dann verneigte ich mich ein wenig, sagte ein »Dankeschön« an die Leser und – in diesem Fall – an das Publikum. Es wurde geklatscht, ich bat um Ruhe, dann erklärte ich den weiteren Ablauf. Ich sah von der Bühne aus, dass sich die Helfer so platziert hatten, dass an jedem Ausgang des großen Saales jemand stand.
Alle Besucher sollten kurz den Saal verlassen, so mein Wunsch. Noch während ich den Ablauf erklärte, entwickelte sich doch Unruhe. Viele Besucher standen auf, orientierten sich zu den Ausgängen, freuten sich offenbar schon darauf, den ersten Roman der neuen Serie in der Hand zu haben. Ich grinste, als ich verstand, dass niemand mehr an weiteren Worten von mir interessiert war. Gemeinsam mit Elke, die sich ohnehin schon an den Rand zurückgezogen hatte, verließ ich die Bühne.
Kurz blieb ich noch so hinter dem Vorhang stehen, dass ich den weiteren Ablauf beobachten konnte. Diszipliniert verließen die Con-Besucher den großen Saal. Am Ausgang erhielt jeder eine Ausgabe von »Sternenstaub«. Manche schlugen das Taschenbuch gleich auf, während sie durch die Tür gingen; das Interesse an der Serie war also vorhanden …
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