18 Mai 2018

Die Silberbände in der zweiten kosmischen Ära

Ein Logbuch der Redaktion

Wer mag, kann die PERRY RHODAN-Serie in verschiedene Epochen einteilen. Viele Leser unterscheiden beispielsweise zwischen der Scheer-Ära, die bis etwa Band 600 reicht, und der Voltz-Ära, die direkt danach anschließt und bis etwa Band 1250 reicht.

Beides Mal orientieren sich diese Epochen an der Arbeit der jeweiligen Exposéautoren. Dass es Überschneidungen gab und kein Exposéautor im »luftleeren Raum« arbeitet, wollen wir dabei außer Acht lassen.

Schaue ich mir die Silberbände an, in denen bekanntlich stets zwischen fünf und zehn Heftromanen zusammengefasst werden, kann ich ebenfalls inhaltliche Epochen definieren. Mir fällt nicht zum ersten Mal auf, dass es in der Zeit, die von den Silberbänden mittlerweile erfasst wird, zwei sehr unterschiedliche Bereiche gibt, die man als kosmische Ära bezeichnen könnte. Wobei es zwei vorbereitende Zyklen dafür gab ...

Doch erst einmal der Reihe nach. Die frühe PERRY RHODAN-Serie kam ohne den sogenannten kosmischen Hauch aus, zumindest weitestgehend. Zwar wurde mit der Superintelligenz ES oder den Barkoniden, dem Wesen Harno oder den Hathor immer wieder vermittelt, dass es kosmische Entwicklungen gab  – auf die eigentliche Romanhandlung hatte des nur geringe Auswirkungen.

Richtig los mit den kosmischen Ebenen ging es im »Schwarm«-Zyklus: Erstmals wird den Menschen bewusst, vor allem den Aktivatorträgern um Perry Rhodan und den Mutanten, dass es mehr gibt als nur die Streitereien zwischen galaktischen Reichen. Es existieren offenbar Strukturen, die sich über weite Teile des Universums erstrecken, geheimnisvolle Mächte, die einen Sternenschwarm bauen und losschicken, die sogar Pläne schmieden können, die über Jahrmillionen hinwegreichen.

Der zweite Zyklus, der wesentliche Andeutungen lieferte, war der »Anti-ES«-Zyklus, die Geschichte um das Kosmische Schachspiel. Perry Rhodan und seine Gefährten erkennen, dass es Geistesmächte gibt, die ihre Kämpfe auf Ebenen austragen, die weit über dem Horizont einzelner Menschen liegen.

Sie erfahren aber auch, dass der menschliche Verstand und die menschliche Tapferkeit in der Lage sind, an Stellen und zu Zeiten Entscheidungen zu erzwingen, mit denen die höheren Wesen nicht rechnen können.

Beide Zyklen kann man – mit dem Blick von heute – als Vorbereitungen deuten. Die Seriensteuerung lag noch in den Händen von Karl-Herbert Scheer, der aber bereits viele Einflüsse von William Voltz verarbeitete. Kosmische Elemente, die Voltz beisteuerte, baute Scheer behutsam ein. Aber es sollte bis zum Aphilie-Zyklus dauern, bis sich Voltz gewissermaßen durchsetzte und seine erste kosmische Phase einleiten konnte.

Für die Silberbandleser heißt das: Ab Band 81 geht’s richtig rund. Die Terraner erfahren mehr über Mächte, die mehrere Galaxien mit Billionen von Bewohnern beherrschen, und sie hören in der Folge erstmals von Superintelligenzen, Kosmischen Burgen und der Wahrheit hinter den Schwärmen und ihren Erbauern. Den Menschen wird klar, wie sehr ihre Existenz abhängig ist von den Entscheidungen der Hohen Mächte.

(Auch wenn das in den Romanen so nicht ausgesagt worden ist, kann man meiner Ansicht nach davon ausgehen, dass viele Geheimnisse nicht allen Terranern bekannt geworden sind. Die Aktivatorträger dürften viele Details verheimlicht haben, um die Terraner nicht zu sehr zu verunsichern. Aber das ist nur eine Spekulation von meiner Seite.)

Die zweite kosmische Phase beginnt direkt danach – nach Gründung der Kosmischen Hanse und den ersten Konflikten mit der Superintelligenz Seth-Apophis erhalten die Terraner weitere Kenntnis von kosmischen Verwicklungen. Sie lernen den Frostrubin kennen, erfahren von den Ultimaten Fragen, stoßen auf die Endlose Armada und das Tiefenland. Am Ende dieser kosmischen Phase wissen die Terraner ziemlich gut Bescheid darüber, wie das Universum funktioniert; zumindest scheinen sie es zu wissen …

Diese Epoche spiegelt sich derzeit in den Silberbänden wieder. Bücher wie »Der Psi-Schlag« stellen Zusammenhänge zwischen Ereignissen her, die sich über Raum und Zeit entwickelt haben. Jahrmillionen stehen in einer Verbindung, die man sich vorher nicht vorstellen konnte, Schauplätze hängen miteinander zusammen, die Millionen von Lichtjahren auseinanderliegen.

Ich erinnere mich gut daran, wie mich in den frühen 80er-Jahren viele Ideen dieser zweiten kosmischen Phase begeisterten. Und ich finde es stark, dass heutige Leser auch in dieser kosmischen Phase dabei sein können!

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