Ein Logbuch der Redaktion
Wer mag, kann die PERRY RHODAN-Serie in verschiedene Epochen
einteilen. Viele Leser unterscheiden beispielsweise zwischen der
Scheer-Ära, die bis etwa Band 600 reicht, und der Voltz-Ära, die direkt
danach anschließt und bis etwa Band 1250 reicht.
Beides Mal
orientieren sich diese Epochen an der Arbeit der jeweiligen
Exposéautoren. Dass es Überschneidungen gab und kein Exposéautor im
»luftleeren Raum« arbeitet, wollen wir dabei außer Acht lassen.
Schaue
ich mir die Silberbände an, in denen bekanntlich stets zwischen fünf
und zehn Heftromanen zusammengefasst werden, kann ich ebenfalls
inhaltliche Epochen definieren. Mir fällt nicht zum ersten Mal auf, dass
es in der Zeit, die von den Silberbänden mittlerweile erfasst wird,
zwei sehr unterschiedliche Bereiche gibt, die man als kosmische Ära
bezeichnen könnte. Wobei es zwei vorbereitende Zyklen dafür gab ...
Doch
erst einmal der Reihe nach. Die frühe PERRY RHODAN-Serie kam ohne den
sogenannten kosmischen Hauch aus, zumindest weitestgehend. Zwar wurde
mit der Superintelligenz ES oder den Barkoniden, dem Wesen Harno oder
den Hathor immer wieder vermittelt, dass es kosmische Entwicklungen gab
– auf die eigentliche Romanhandlung hatte des nur geringe Auswirkungen.
Richtig
los mit den kosmischen Ebenen ging es im »Schwarm«-Zyklus: Erstmals
wird den Menschen bewusst, vor allem den Aktivatorträgern um Perry
Rhodan und den Mutanten, dass es mehr gibt als nur die Streitereien
zwischen galaktischen Reichen. Es existieren offenbar Strukturen, die
sich über weite Teile des Universums erstrecken, geheimnisvolle Mächte,
die einen Sternenschwarm bauen und losschicken, die sogar Pläne
schmieden können, die über Jahrmillionen hinwegreichen.
Der zweite
Zyklus, der wesentliche Andeutungen lieferte, war der »Anti-ES«-Zyklus,
die Geschichte um das Kosmische Schachspiel. Perry Rhodan und seine
Gefährten erkennen, dass es Geistesmächte gibt, die ihre Kämpfe auf
Ebenen austragen, die weit über dem Horizont einzelner Menschen liegen.
Sie erfahren aber auch, dass der menschliche Verstand und die
menschliche Tapferkeit in der Lage sind, an Stellen und zu Zeiten
Entscheidungen zu erzwingen, mit denen die höheren Wesen nicht rechnen
können.
Beide Zyklen kann man – mit dem Blick von heute – als Vorbereitungen deuten. Die Seriensteuerung lag noch in den Händen von Karl-Herbert Scheer, der aber bereits viele Einflüsse von William Voltz
verarbeitete. Kosmische Elemente, die Voltz beisteuerte, baute Scheer
behutsam ein. Aber es sollte bis zum Aphilie-Zyklus dauern, bis sich
Voltz gewissermaßen durchsetzte und seine erste kosmische Phase
einleiten konnte.
Für die Silberbandleser heißt das: Ab Band 81
geht’s richtig rund. Die Terraner erfahren mehr über Mächte, die mehrere
Galaxien mit Billionen von Bewohnern beherrschen, und sie hören in der
Folge erstmals von Superintelligenzen, Kosmischen Burgen und der
Wahrheit hinter den Schwärmen und ihren Erbauern. Den Menschen wird
klar, wie sehr ihre Existenz abhängig ist von den Entscheidungen der
Hohen Mächte.
(Auch wenn das in den Romanen so nicht ausgesagt
worden ist, kann man meiner Ansicht nach davon ausgehen, dass viele
Geheimnisse nicht allen Terranern bekannt geworden sind. Die
Aktivatorträger dürften viele Details verheimlicht haben, um die
Terraner nicht zu sehr zu verunsichern. Aber das ist nur eine
Spekulation von meiner Seite.)
Die zweite kosmische Phase beginnt
direkt danach – nach Gründung der Kosmischen Hanse und den ersten
Konflikten mit der Superintelligenz Seth-Apophis erhalten die Terraner
weitere Kenntnis von kosmischen Verwicklungen. Sie lernen den Frostrubin
kennen, erfahren von den Ultimaten Fragen, stoßen auf die Endlose
Armada und das Tiefenland. Am Ende dieser kosmischen Phase wissen die
Terraner ziemlich gut Bescheid darüber, wie das Universum funktioniert;
zumindest scheinen sie es zu wissen …
Diese Epoche spiegelt sich
derzeit in den Silberbänden wieder. Bücher wie »Der Psi-Schlag« stellen
Zusammenhänge zwischen Ereignissen her, die sich über Raum und Zeit
entwickelt haben. Jahrmillionen stehen in einer Verbindung, die man sich
vorher nicht vorstellen konnte, Schauplätze hängen miteinander
zusammen, die Millionen von Lichtjahren auseinanderliegen.
Ich
erinnere mich gut daran, wie mich in den frühen 80er-Jahren viele Ideen
dieser zweiten kosmischen Phase begeisterten. Und ich finde es stark,
dass heutige Leser auch in dieser kosmischen Phase dabei sein können!
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