Ein Logbuch der Redaktion
In
den vergangenen Jahren zeichneten sich die Science-Fiction-Seminare in
der beschaulichen Stadt Wolfenbüttel unter anderem durch eines aus:
durch kaltes Wetter. Meist versammelten sich die Autorinnen und Autoren
sowie wir Dozenten im Winter – doch beim ersten Seminar im Jahr 2014 war
alles anders.
Vom Freitag, 25. April, bis Sonntag, 27. April, lachte buchstäblich die Sonne über Wolfenbüttel. Als Dozent an der Bundesakademie für kulturelle Bildung, wo ich zusammen mit Uwe Anton
an diesem Wochenende tätig war, genoss ich in den Pausen das herrliche
Wetter und die gemütliche Atmosphäre in den schönen Straßen der Stadt.
Gearbeitet
wurde dennoch – und damit legten wir gleich am Freitag los. Uwe Anton
und ich hatten selten so eine bunt gemischte und gleichzeitig so
anspruchsvolle Seminarrunde vorgefunden. Rechtsanwälte und Designer,
Lehrerinnen und ein Landwirt, Texter und Programmierer – die
Autorenrunde erwies sich als ein Querschnitt durch die Bevölkerung, der
sicher nicht repräsentativ war. Alle Teilnehmer einte, dass sie gerne
schreiben und dass sie ihre schriftstellerische Tätigkeit verbessern
wollten, idealerweise soweit, dass sie auch Kurzgeschichten und Romane
veröffentlichen könnten.
Wie immer war der Freitag ein
»Aufwärmtag«: Dr. Olaf Kutzmutz, der literarische Leiter der
Bundesakademie, erläuterte das Programm, dann besprachen wir die
Seminarregeln und erzählten in einem Werkstattgespräch aus der
schriftstellerischen Arbeit und der Tätigkeit von Verlagen.
Natürlich
diskutierten wir über die Texte, die von den Autorinnen und Autoren
eingereicht worden waren. Das Seminar hatten wir unter den Oberbegriff
»Zugespitzt« gestellt, wir hatten spannende Texte angefordert – und
jetzt ging es darum, gemeinsam mit den Teilnehmern herauszufinden, was
denn eigentlich Spannung war und ob sie sich in den Texten wiederfinden
ließ.
Nachdem
wir am Freitagabend das »gemütliche Beisammensein« ein wenig sehr in
die Länge gezogen hatten, so dass ich erst um drei Uhr nachts im Bett
lag, stellten wir am Samstag gleich die ersten Schreibaufgaben. Die
Teilnehmer mussten nach unseren Vorgaben eine Szene schreiben, wofür sie
nur eine festgelegte Zeit hatten, und anschließend wurde die Szene im
Plenum besprochen. Selbstverständlich gab es unterschiedliche Meinungen
und Betrachtungsweisen – interessant ist dabei stets, wie verschieden
man einen Text lesen und analysieren kann.
Bei der Textkritik
nahm ich meist die Perspektive des »pingeligen« Redakteurs ein, der auf
stilistische Schwächen hinwies, während Uwe Anton immer wieder auf die
Struktur der Geschichte verwies. Auf sprachliche Feinheiten ging Olaf
Kutzmutz ein, der bei vielen Texten zeigte, wo man bei einer genauen
Betrachtungsweise verbessern und zuspitzen konnte.
Der Samstag
endete wieder spät in der Nacht, der Sonntag war für mich dann ein wenig
anstrengend. Trotzdem schafften wir ihn gut, und die anschließende
Seminarkritik verlief recht positiv. Ich hatte das Gefühl, ein
spannendes und abwechslungsreiches Seminarwochenende hinter mich
gebracht zu haben, bei dem wir Dozenten ganz nebenbei und in den Pausen
viel über PERRY RHODAN, aktuelle Romane und gemeinsame Projekte
sprachen.
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