22 Februar 2014

Kommunikation heute

Als ich 1992 anfing, für PERRY RHODAN »in Vollzeit« zu arbeiten, bekam die Redaktion im Schnitt an die hundert Leserbriefe pro Woche. Ich las sie alle, machte auf manchen der Briefe handschriftliche Anmerkungen und leitete sie dann an Arndt Ellmer weiter – er beantwortete sie und gestaltete die Leserkontaktseite.

Im Verlauf der 90er-Jahre und der Nuller-Jahre wurden die Briefe weniger, und die Mails nahmen zu. Dann wurden auch die Mails weniger, weil immer mehr Leser die Kommentarfunktion auf unserer Internet-Seite benutzten. Und dann reduzierte sich sogar das, weil viele Leser die direkte Kommunikation nutzten: im Forum, bei Facebook, via Xing, Twitter und Google+, in Kommentarspalten.

Das finde ich alles gut und spannend; direkte Kommunikation ist besser und schneller als das früher übliche Warten darauf, dass ein Leserbrief veröffentlicht und später diskutiert wurde. Für mich hat's allerdings einen entscheidenden Nachteil: Reagiere ich nicht gleich auf eine Facebook- oder Xing-Mail, gibt es sofort Fans, die irritiert sind, die nachfragen oder die sich gleich beschweren ...

Dass man als Redakteur nicht rund um die Uhr erreichbar ist, können sich manche offenbar nicht vorstellen. Aber wir lernen ja alle, und was in zehn Jahren in Sachen Kommunikation läuft, können wir uns heute sowieso nicht so recht vorstellen. Warten wir's ab, wie sich das alles weiter verändert.

5 Kommentare:

Peter Glasmacher hat gesagt…

Och, diese 'angry young men/women' kann Redakteur doch ruhig warten lassen. Ich gehe mal davon aus, dass die Haut im Laufe der Jahre> 20 ist doch was, einige recht hornige Schichten ausgebildet hat. Ist doch immer noch 6 Wochen Vorlauf. Gibt den nicht ganz somentspannten dann eine schöne Lektion in Geduld und Gelassenheit. Wenn dann die Antwort kommt, ists allemal eine freudige Überraschung.

J. hat gesagt…

Facebook läuft eben 24/7. Wer sich darauf einlässt, der muss sich nicht wundern. Das ist wie die Selbstständigen die sich darüber beschweren, dass ihre Kunden auch noch um Mitternacht anrufen, aber dennoch nicht im Stande sind ihr Handy einfach abzuschalten oder daheim zu lassen.

Enpunkt hat gesagt…

Na ja, J., ich wundere mich ja nicht ... ich wundere mich eher über das Drängeln, wenn man nicht sofort-sogleich antwortet. (Und ich kündige an, demnächst vier Tage ununterbrochen nicht am Computer zu sein ...)

Michael hat gesagt…

Man sollte allerdings den großen Vorteil gegenüber "Früher" nicht verschweigen.Um so besser die Kommunikation zwischen Redaktion und Leser um so zufriedener ist der " Kunde" und kauft weiter ... Es lohnt sich sicherlich sogar drüber nachzudenken die Kommunikation zu erweitern,statt um Geduld zu bitten,auch wenn es etwas kostet.

J. hat gesagt…

@enpunkt
Das Drängeln entsteht einfach durch folgenden Gedankengang:

"Ich bin online, das Internet funktioniert, dann muss auch er online sein, also warum antwortet er nicht?"

bzw.

"Ich habe doch an seine Onlinestatus in Forum XYZ gesehen, dass er online ist, warum antwortet er mir also hier nicht sofort?"