Ein Logbuch der Redaktion
Der Begriff »Hotzenwald« ist eigentlich nur jenen Menschen bekannt,
die sich in besonderer Weise für Geografie, für Geschichte oder –
seltsames Hobby – für Schwarzwaldtäler interessieren. Der Hotzenwald
selbst ist eine Region im südlichen Schwarzwald, kurz vor der Grenze zur
Schweiz, und Wikipedia verrät über ihn:
»Im engeren Sinn ist der
Hotzenwald das südlichste Gebiet des Südschwarzwaldes, das nach Westen
in etwa durch die Wehra, im Norden in etwa durch den Oberlauf der Alb
bei St. Blasien, im Osten durch den Bergrücken zwischen Alb und Schlücht
sowie im Süden durch den Hochrhein und Klettgau begrenzt wird. Diese
Eingrenzung des Hotzenwaldes deckt sich in etwa mit dem Gebiet der
ehemaligen Grafschaft Hauenstein.«
Wer sich nicht auskennt, kann
damit auch nicht viel anfangen. Wikipedia ist nicht immer hilfreich ...
Immerhin verrät das Online-Lexikon ein wenig über den Begriff
Salpetererkriege: Dabei handelt es sich um eine Reihe von
Bauernaufständen, die im 18. und 19. Jahrhundert den Hotzenwald
erschütterten.
Was hat das jetzt alles mit Wolfgang Kehl alias Arndt Ellmer
zu tun, jenem Mann, der in diesen Tagen seinen sechzigsten Geburtstag
feiern kann? Vielleicht so viel: Er ist im Hotzenwald geboren, in einer
kleinen Gemeinde, die nur auf detailgetreuen Landkarten verzeichnet ist,
und er hat offenbar bereits in frühester Kindheit einen gewissen
Hotzenwälder Geist in sich aufgesogen.
Man sagt Berg- und
Waldbauern nach, dass sie sturschädelig und zugleich ein wenig gemütlich
seien; bei Wolfgang muss in früher Jugend eine tüchtige Prise Phantasie
dazu gekommen sein. Das alles brachte es mit sich, dass es ihn zum
Studium nach Würzburg verschlug, ihn aber später wieder zurück in den
Hotzenwald zurückzog, wo er seitdem im Haus der Eltern an zahlreichen
Romanen gearbeitet hat.
Arndt Ellmer – um ihn beim Autorennamen
zu nennen – ist ein Arbeiter, kein Kunsthandwerker. Sein Ziel ist und
war nie, die Leser mit kunstvoll gedrechselten Sätzen oder
anspruchsvoller Lyrik zu überraschen, stattdessen wollte er sie
unterhalten und fesseln. Das wiederum tut er seit mehreren Jahrzehnten,
und es kann von daher kaum überraschen, dass er beispielsweise in der
Riege der PERRY RHODAN-Autoren seit langem unverzichtbar ist.
Wenn
man sich als Schwarzwälder auf etwas eingelassen hat – und ich weiß aus
eigener Erfahrung, wovon ich spreche –, bleibt man dieser Sache
normalerweise über viele Jahre hinweg treu. Man wechselt Frauen,
Interessen oder politische Ansichten nicht einfach über Nacht, nur weil
es jetzt einige Leute gibt, die dieses oder jenes besser fänden. Als
Schwarzwälder ist man sturschädelig und in gewisser Weise konsequent.
Es
gibt Leute, die mögen so eine Einstellung spießig finden. Will man aber
über Jahre und Jahrzehnte hinweg an einem literarischen Gesamtprojekt
mitarbeiten, das weltweit seinesgleichen sucht, bleibt einem wohl kaum
etwas anderes übrig, als – neben viel Phantasie – eine tüchtige Portion
Beharrlichkeit mitzubringen.
Arndt Ellmer hat die PERRY
RHODAN-Serie nicht nur einmal gerettet. Ich weiß es, denn ich war dabei.
Er war stets sofort zur Stelle, wenn »Not am Mann« war.
In
solchen Fällen arbeitete er – wie ein Holzfäller in einem sturmumtosten
Wald, der seine Pflicht tut – mit, ohne lang zu diskutieren. Er schrieb
einen Roman in buchstäblich letzter Minute, zu einem Thema, das ihm
nicht lag, und es war ihm wie allen anderen Beteiligten klar, dass es
dafür von den Lesern keinen Applaus, sondern eher handfeste Kritik geben
würde. Aber diese Arbeit musste getan werden, und Arndt Ellmer kümmerte
sich darum.
Vielleicht ist das ebenfalls typisch für einen Mann
aus dem Hotzenwald: Man steht zu dem, was man tut. Man hilft den
Kollegen auch einmal, ohne gleich nach dem großen Erfolg zu fragen – man
tut es einfach. Man hält zusammen, man ist solidarisch – ohne dass man
diese Dinge bei jeder Gelegenheit öffentlich verkünden müsste.
Ich
bin sicher, dass Arndt Ellmer im »wirklichen Leben«, also außerhalb der
Science-Fiction-Romanserie, für die wir beide arbeiten, sich ähnlich
verhält. Darüber weiß ich zu wenig, um mir ein Urteil zu bilden; ich war
noch nie bei ihm zu Hause und kenne sein soziales Umfeld nicht gut
genug. Aber so stelle ich ihn mir vor.
Der Arndt Ellmer, den ich
kenne, hat einen verschmitzten Humor, der im Gespräch eher
»funktioniert« als im gedruckten Roman. Er steht mit beiden Beinen im
Leben, sowohl privat als auch beruflich. Er steht nicht im Verdacht, auf
einmal völlig versponnene Dinge zu tun. Aber ich bin sicher, dass –
würde man ihm mal so richtig fies auf die Füße treten – aus ihm der
Widerstandsgeist eines echten Hotzenwälders erwachsen würde.
60
Jahre ist der Mann nun alt. Respekt! Jahrelang war er »der Junge« unter
den PERRY RHODAN-Autoren; jetzt ist er älter und erfahren, und die
jüngeren Autoren fragen ihn gelegentlich, wie denn das früher wirklich
gewesen sei. Dann schmunzelt er und erzählt wenig. Ein echter
Hotzenwälder weiß schließlich auch, wenn man eher schweigt ...
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