Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«
Bei der PERRY RHODAN-Konferenz am 26. November 2008 standen drei wichtige Themen im Fokus: die Entwicklung der aktuellen Verkaufsauflage, die Serie PERRY RHODAN-Action und mein erneuter Versuch, sogenannte Taschenhefte in den Zeitschriftenvertrieb zu bringen. Die Beratung mit der Geschäftsleitung und dem Vertrieb war entsprechend anstrengend und zog sich über fast drei Stunden.
Bei der wöchentlichen PERRY RHODAN-Serie war kurz vor der Konferenz der Band 2450 erschienen. Robert Feldhoff hatte mit »Evolux« einen spannenden Roman vorgelegt, der den Serienkosmos um eine Werftwelt der Kosmokraten und weitere kosmische Themen erweiterte. Nachdem es gelungen war, die Verkaufsauflage zu steigern, war diese aber wieder abgesackt. Mich frustrierte das, und ich erkannte keine Logik dahinter. »Die Romane sind gut«, so argumentierte ich.
Mein Vorschlag: Wenn mit Band 2500 ein neuer Jubiläumsband veröffentlicht würde, sollten wir diesen entsprechend vorbereiten. »Wir hatten 2005 die Bastelbögen«, meinte ich, »das hat damals doch gut funktioniert.«
In der Tat hatten wir nach dem Zyklusstart mit Band 2300 eine Stabilisierung der Auflage festgestellt. Ob das an den Bastelbögen, den Titelbildern oder den Romaninhalten gelegen hatte, ließ sich nicht herausfinden – aber als Erfolg hatte ich diese Aktion damals dennoch betrachtet.
Vertrieb und Geschäftsleitung fanden das Thema nach einiger Diskussion gut. Wir vereinbarten, neue Bastelbögen in den Romanen zu veröffentlichen. Idealerweise sollte die Aktion um Band 2490 herum starten – dann könnten wir das entsprechend bewerben. Klaus Bollhöfener sollte das Thema in Angriff nehmen; ich wusste von ihm, dass er in der Fan-Szene die richtigen Personen auf ein solches Projekt ansprechen konnte.
Weiter ging es mit PERRY RHODAN-Action. Hier hatten sich die Auflagenzahlen ebenfalls nicht gut entwickelt, die dritte Staffel lief leider schwach. »Es liegt nicht an den Romanen«, beteuerte ich auch an dieser Stelle; diese seien gut. Aber wir hätten für die neue Staffel »keinerlei Werbung betrieben und sie quasi unter der Hand« bekannt gemacht. Außerhalb der Stammkundschaft wusste – so behauptete ich – niemand etwas von der Serie. »Das kann nicht gut gehen.«
In der Diskussion, die sich anschloss, ging es um die Titelbilder: Die Geschäftsführung war für eine andere Umschlagsfarbe, der Vertrieb wollte mehr Action, während ich dafür plädierte, uns vor allem auf Aktionen im Vertrieb zu konzentrieren. Für Band 25 schlug ich vor, ein Poster beizulegen, um die Wertigkeit des »kleinen Jubiläums« zu erhöhen. Auch über eine Preiserhöhung wurde diskutiert.
Letztlich ging es mir in dieser Besprechung vor allem um den dritten Schwerpunkt. Seit einiger Zeit arbeitete ich daran, unsere »Produktfamilie« auszuweiten. Ich wollte mit Taschenheften in den Zeitschriftenvertrieb: Gemeint waren schmale Taschenbücher mit 160 Seiten Umfang, die über den Zeitschriftenhandel verkauft wurden und erst gar nicht in den Buchhandel kamen. Nachdem wir keinen Buchverlag mehr hatten, glaubte ich, dass wir mit solchen Produkten erfolgreich sein könnten.
Unsere Agentur hatte nach Vorschlägen von Klaus Bollhöfener und mir eine Reihe von Entwürfen angefertigt. Diese gingen in verschiedene Richtungen: Ich hatte ein Science-Fiction-Thema vorgeschlagen, aber ebenso ein Krimi-Thema oder etwas, das sich eher an Fantasy-Leserinnen richten sollte. Die unterschiedlichen Entwürfe breitete ich auf dem Besprechungstisch aus, die Diskussion begann.
Erstaunlicherweise wurden vor allem jene Titelbilder besonders positiv bewertet, die wir auf ein weibliches Publikum zugeschnitten hatten. Zu meinen Konzepten hatte unter anderem eine neue Fantasy-Serie gehört, für die es bereits inhaltliche Überlegungen von Susan Schwartz gab. Wir könnten damit recht schnell loslegen, schlug ich vor. Fantasy sei ein Trendthema, und in unseren Frauenzeitschriften könnte man dafür kostengünstige Werbung schalten.
Tatsächlich fanden die Kollegen unter anderem die Entwürfe für »Coco Zamis« oder »Dorian Hunter« spannend. Meine Idee war zu jener Zeit: Wir nehmen die bereits bearbeiteten Versionen der Hardcover-Bände, die im Zaubermond-Verlag veröffentlicht wurden, und machen daraus Taschenhefte. Wie das im Detail aussehen würde, wusste ich noch nicht genau – man musste auf jeden Fall redaktionelle Arbeit in die Romane stecken.
»Aber«, so argumentierte ich, »wir müssen hier den Autoren nur ein Nachdruckhonorar bezahlen, nicht komplett neue Romane schreiben lassen.« Und wir könnten vergleichsweise schnell mit einem solchen Projekt starten. Ich schlug vor, die Kollegen sollten in die jeweils ersten Romane der potenziellen Serien hineinschauen, um sich selbst ein Urteil bilden zu können.
»Wobei wir uns ja noch überlegen müssen, wer das alles redaktionell betreut«, sagte ich am Ende der Diskussion. Alle sahen mich verwundert an. Ich versuchte es zu erklären: Wenn wir neue Serien starten wollten, müsse die jemand steuern. Auch wenn es »nur« Nachdrucke seien, müsse sich jemand um die Produktion kümmern, müsse jemand Vorspanntexte und Vertriebsinformationen schreiben. Nichts gehe von selbst, jemand müsse verantwortlich sein.
Das Argument der Geschäftsführung: Solche Aufgaben könnten allesamt von freien Mitarbeitern erledigt werden. Man bräuchte dann nur eine Redaktionsassistenz, die Texte und Bilder in die Herstellung weiterreichte. An dieser Stelle war ich froh, dass die Besprechung zu Ende ging. Mir war klar, dass ich noch einiges an Rede- und Diskussionsbedarf hatte, bevor ich meinen Plan mit den Taschenheften verwirklichen konnte …
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen