Ein Logbuch der Redaktion
Wann die »Aktion Stromkasten« für die PERRY RHODAN-Redaktion begann, lässt sich nicht mehr so genau herausfinden. Irgendwann sickerte die Information bis zu uns durch: In Rastatt werden die Stromkästen im Rahmen einer Kunstaktion von Künstlern bemalt. Seit 2014 lief diese Aktion, und es hatten schon mehrere bekannte Künstler daran teilgenommen; die Presse hatte darüber berichtet. Das Ziel war, Stromkästen im gesamten Stadtgebiet zu kleinen Kunstwerken zu veredeln.
In einer der Teamrunden, zu denen wir uns einmal pro Woche in meinem Arbeitszimmer an den Besprechungstisch zusammensetzen, sprachen wir über das Thema. Unser kleines Problem: Der Verlag war in Rastatt, aber niemand in der Redaktion hatte seinen Hauptwohnsitz dort.
Bettina Lang fand trotzdem: Es wäre doch gut für die PERRY RHODAN-Serie, an einer solchen Aktion mitzuwirken. Immerhin sei der Verlag in dieser Stadt ansässig, und es würde dabei helfen, öffentlich »Flagge zu zeigen«. Sie versuchte, weitere Informationen über die Aktion zu erhalten – aber weil anderes eine höhere Priorität hatte, versackte die Idee im Verlauf der Zeit.
Im März 2019 wurde uns die Teilnahme angeboten: Joachim Weber, der künstlerische Leiter des Projekts, schrieb eine Mail an die PERRY RHODAN-Redaktion. »In diesem Jahr planen wir wieder zehn Stromkästen, die in der Innenstadt bemalt werden sollen«, informierte er uns. »Gerne würden wir Ihnen einen Stromkasten zur Verfügung stellen.«
Diesmal war auch unsere Lage eine andere: Madlen Bihr wohnte mittlerweile in Rastatt, in direkter Nähe zur Fußgängerzone und zum Rathaus. Sie übernahm die Kommunikation mit den entscheidenden Personen und kümmerte sich um die Abwicklung. Recht schnell war klar: Die Veranstalter würden sich darum kümmern, dass der Künstler für sein Bild ein Honorar bekommt, während wir als Redaktion die Kosten für Anreise und Unterkunft übernehmen würden.
Wir entschieden uns für Arndt Drechsler, der auch große Lust auf das Projekt hatte. Er wurde eingeladen und auf das Projekt »StadtKUNSTwerke« hingewiesen. Der Künstler bereitete sich daheim akribisch auf seine Arbeit in Rastatt vor: Unter anderem bastelte er sich eine Schablone, damit er die Größenverhältnisse des Stromkastens besser einschätzen konnte. Schließlich sollte sein Motiv auch möglichst gut aussehen.
Am Montag, 26. August 2019, fuhr Arndt Drechsler mit seiner Lebensgefährtin von Leipzig, wo er wohnt, nach Rastatt, wo er in einem Hotel in der Innenstadt einquartiert wurde. Mit der Arbeit begann er am folgenden Tag. Bei strahlendem Sonnenschein und sehr hohen Temperaturen gestaltete Arndt »seinen« Stromkasten im Zentrum von Rastatt. Immerhin gab ihm ein Schirm etwas Schatten, sonst hätte er in der prallen Sonne arbeiten müssen.
Nach der Mittagspause unternahmen Klaus Bollhöfener, Madlen Bihr, Janina Zimmer und ich einen Ausflug in die Innenstadt. Eigentlich wollten wir dem Künstler eine gewisse moralische Unterstützung bei seiner Arbeit geben – aber als wir eintrafen, war Arndt schon fertig. Wir bewunderten das Motiv, das er auf den Stromkasten gemalt hatte: eine Darstellung der »klassischen« SOL, also ohne Goldfarbe und ohne Verlängerung. Daraufhin gingen wir mit Arndt noch ein Eis essen, abends besuchten seine Lebensgefährtin und er im privaten Rahmen die PERRY RHODAN-Redakteurin Sabine Kropp und ihre Familie.
Eine kleine Pressekonferenz war für den folgenden Tag anberaumt. Eigentlich sollte auch der Oberbürgermeister kommen, aber er hatte keine Zeit. Immerhin fanden sich einige Interessenten sowie zahlreiche Vertreter der Lokalpresse ein. Vor dem Stromkasten mit dem Raumschiff SOL versammelten wir uns zu einer Gruppe, wobei jeder versuchte, wenigstens ein bisschen im Schatten zu stehen.
Olaf Kaspryk, der Geschäftsführer der Stadtwerke Rastatt, erläuterte die Hintergründe der Kunstaktion. Jeder brauche Strom, die Kästen seien für die Versorgung sehr wichtig, aber die meisten Leute würden sie nicht wahrnehmen. Im Rahmen einer solchen Aktion bringe man sie stärker ins Bewusstsein.
Arndt Drechsler erzählte von seiner Arbeit mit Acrylfarbe und Schablone; im Anschluss gab er noch ein Radio-Interview. Ich stellte die PERRY RHODAN-Serie vor, die mit ihrer Redaktion seit den 80er-Jahren in Rastatt ist. Es war eine gelungene Presseveranstaltung bei hochsommerlichen Temperaturen knapp unter der 40-Grad-Marke.
Das Schönste bei der Aktion: Arndt durfte den fünfzigsten Stromkasten bemalen, es war also gewissermaßen ein Jubiläum. Und er meinte, wenn man ihn ließe, würde er gern noch einmal nach Rastatt kommen und bei einer weiteren Aktion dieser Art mitwirken.
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