Ein Logbuch der Redaktion
Heute vor fünfzig Jahren wurde der erste »Ableger« der PERRY RHODAN-Serie ins Leben gerufen, der im Heftromanformat erscheinen sollte: Mit »Das galaktische Syndikat« von K. H. Scheer startete die ATLAN-Serie. Der 17. Oktober 1969 ist also ein Datum, das zu feiern ist (wir machen das im Verlauf der nächsten Wochen durch einige E-Book-Aktionen). Ich nutze die Chance, ein wenig auf ATLAN zurückzublicken.
Als K. H. Scheer an der ATLAN-Serie arbeitete, machte sich der Schriftsteller sehr viele grundsätzliche Gedanken. Das Exposé für den ersten Roman ist für die damaligen Verhältnisse sehr umfangreich, es umfasst zwei Dutzend Seiten. Scheer musste tatsächlich eine Reihe von Dingen als Exposéautor erst einmal grundsätzlich festlegen.
So schrieb er beispielsweise zum Verhältnis der ATLAN- zur PERRY RHODAN-Serie: »Beide Serien werden indirekt miteinander verknüpft.« Die Verbundenheit zwischen den beiden Haupthelden solle »ausschließlich durch knappe Hinweise in Dialog und Prosa sichergestellt« werden. Ziel bei seiner Festlegung sei »die absolute Ausschaltung einer Überschneidungsgefahr der beiden Serien«.
Noch klarer formulierte es Scheer im folgenden Absatz: »USO-Spezialisten greifen niemals in Geschehnisse ein, die von Rhodan innerhalb der Rhodan-Serie erledigt werden.« Atlan beschäftige sich »mit den internen Aufräumungsarbeiten« der Menschheit. Scheer charakterisierte die Serie folgendermaßen: »in ihrem Charakter eine Mischung aus anspruchsvoller Science Fiction, Abenteuer und in erster Linie der Kriminalistik«.
In der Tat begann die Serie mit einem starken Hang zum Science-Fiction-Krimi; die sogenannten USO-Abenteuer wurden vor allem aus der Sicht der USO-Spezialisten Ronald Tekener und Sinclair M. Kennon erzählt. In den ersten paar Dutzend Romanen der Serie kämpfen die beiden Agenten mithilfe eines großen Netzwerkes in der Milchstraße gegen die Machenschaften der Condos Vasac und anderer Organisationen. Später folgen andere Fälle und Aufgaben ...
Ich werde hier nicht versuchen, die komplette Geschichte der ATLAN-Serie nachzuzeichnen. Irgendwann wurden die sogenannten Atlan-Jugendabenteuer zwischen die USO-Geschichten eingestreut, liefen diesen bald den Rang ab und veränderten den Charakter der Serie. ATLAN wurde zu einer Science-Fiction-Serie, die schon zwischen den Bänden 200 und 299 immer stärkere Fantasy-Aspekte aufwies.
Nach Band 300 – das war die Zeit, in der ich irgendwann als Leser einstieg – erzählte die ATLAN-Serie die Geschichte des geheimnisvollen Weltenfragments Pthor, das sich auf der Erde als Atlantis manifestierte. Die einzelnen Romane spielten immer stärker mit Fantasy-Elementen, es tauchten sogar Magier auf. Für viele Leser wie mich waren das faszinierende Geschichten, die sich kaum um die Logik des PERRY RHODAN-Universums kümmerten; andere aber hassten sie.
Kein Wunder, dass man nach Band 500 auf die SOL wechselte und klassische Weltraumabenteuer in den Vordergrund schob. Aber auch in dieser Zeit ließen es sich die Autoren – und mit Marianne Sydow die einzige Autorin – nicht nehmen, ihren phantastischen Ideen zu folgen. Als Leser war ich ab Ende der 70er-Jahre dabei, und zeitweise mochte ich die ATLAN-Serie mit ihren teilweise schrägen Ideen mehr als die PERRY RHODAN-Serie.
Allerdings wurde es mir irgendwann zu schräg. Ich hörte nach Band 800 mit der Lektüre der wöchentlichen ATLAN-Romane auf; die Einstellung mit Band 850 fand ich zwar traurig, aber auch nicht verwunderlich. Offensichtlich hatte das Konzept nicht mehr bei genügend Lesern seinen Anklang gefunden.
Dem ATLAN-Club Deutschland ist es zu verdanken, dass die ATLAN-Fanzine-Serie – unter Federführung von Rüdiger Schäfer, heute einer der Exposéautoren von PERRY RHODAN NEO – weitere Geschichten mit dem unsterblichen Arkoniden brachte. Anfang der 90er-Jahre startete die Buchausgabe, Ende der 90er-Jahre konnte ich als Redakteur den »Traversan«-Zyklus als erste ATLAN-Serie platzieren.
Und so gab es seit dem offiziellen Ende der Serie immer wieder neue ATLAN-Serien: Taschenbücher und Heftromane, in denen vor allem abenteuerliche Science Fiction erzählt wurde, manchmal mit einem starken Krimi-Element, manchmal aber auch eher kosmisch. Ganz in der Tradition also, wie sie von K. H. Scheer im Jahr 1969 begründet worden war: eine Serie, die parallel zu PERRY RHODAN läuft, im selben Universum angesiedelt ist, aber eigenen Gesetzen folgt ...
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