Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«
Am 27. März 2002 empfingen Sabine Kropp und ich einen wichtigen Besucher in unserem Büro in Rastatt: Richard Mader war für die Firma Weltbild für den wachsenden Bereich der Sammelwerke zuständig. Dazu zählten Bücher – und andere Dinge –, die von Weltbild in einem regelmäßigen Abstand an die Kundinnen und Kunden verschickt wurden.
Wir hatten mit dieser Abteilung schon die neunzehn Bände umfassende DRAGON-Edition veröffentlicht, gefolgt von der aus siebzehn Bänden bestehenden MYTHOR-Edition. Es gab also aus den Jahren zuvor eine Reihe von guten Erfahrungen. Jetzt ging es darum, mit PERRY RHODAN weiterzumachen.
Die Weltbild-Kollegen hatten im Vorfeld unter ihren Kundinnen und Kunden eine Umfrage veranstaltet. Sie hatten gefragt, welche Science-Fiction-Autoren diese Kunden denn eigentlich kennen würden. Schnell stellte sich heraus, dass vor allem Namen wie Clark Darlton, K. H. Scheer oder Hans Kneifel genannt wurden. »Wir sollten vorrangig die Bücher dieser Autoren veröffentlichen«, argumentierte Richard Mader, »das Publikum möchte das offenbar haben.«
Nicht zum ersten Mal in einer solchen Diskussion bat ich darum, auch die aktuellen Autoren zu berücksichtigen. Die von ihm genannten Schriftsteller seien vor allem dann wichtig, wenn es darum ging, die Fans der klassischen PERRY RHODAN-Serie zu begeistern. Und es sei sicher ein Verkaufsargument, wenn wir vor allem solche Titel verwenden würden, die seit langer Zeit vergriffen seien.
»Wollen wir aber neue Leser ansprechen«, so meinte ich, »müssen wir auch versuchen, solche Romane zu veröffentlichen, die moderner wirken und von den heutigen Autoren stammen.« Ich wollte vor allem Robert Feldhoffs Werke veröffentlichen, bei denen ich davon ausging, dass sie aktuell gut ankommen würden.
Wir wurden uns einig. In der Reihe der PERRY RHODAN-Klassiker sollten zuerst klassische Romane der genannten Autoren veröffentlicht werden, dazu aber auch Romane von Ernst Vlcek und natürlich William Voltz. Insgesamt wollten wir dreißig Bücher publizieren; in jedem dieser Hardcover-Bände sollten zwei Taschenbücher enthalten sein.
Die »modernen« Titel sollten später kommen. »Lassen Sie uns erst einmal sehen«, so argumentierte der Kollege, »wie sich die ersten Bände verkaufen.« Wenn wir die Reihe gut eingeführt hätten, könnte man sie ja leicht um weitere Bände ergänzen.
Es war mir dabei schon klar, dass die ersten Titel einer Reihe sich immer besser verkauften als die späteren – viele Kunden abonnierten eine Reihe, verloren irgendwann das Interesse und stiegen aus. Aber ich hoffte darauf, auch solche Autoren publizieren zu können, die ich für aktuelle Leser interessant fand.
Richard Mader legte sehr viel Wert auf die Ausstattung als Klassiker. »Wir sollten nur das Notwendigste an den Texten ändern«, schlug er vor. Er wollte auch die alte Rechtschreibung beibehalten und nur die technisch-wissenschaftlichen Details anpassen. Ein Vor- und ein Nachwort sollte jeweils die zwei Taschenbücher ergänzen und sie inhaltlich in den Serienkosmos sowie in die jeweilige Zeit einordnen.
Wir waren uns recht schnell einig, wer die Bearbeitung übernehmen könnte. Sowohl Sabine Kropp und ich als auch Richard Mader hatten sehr gute Erfahrungen mit Michael Nagula gemacht. Der Autor kannte die PERRY RHODAN-Serie hervorragend, er war mit der Serienhistorie vertraut und war darüber hinaus ein Experte für die Science Fiction im Allgemeinen.
Was ebenfalls wichtig war: Wir wussten alle, dass er seine Termine einhalten konnte und Manuskripte pünktlich lieferte. Bei einer Serie, in der monatlich ein neues Buch erscheinen sollte, musste absolute Termintreue herrschen.
Bei den Titelbildern wurden wir uns nicht so schnell einig. Die Weltbild-Kollegen stellten sich vor, dass sie für die Reihe die klassischen Taschenbuch-Motive von Johnny Bruck nutzen konnten. Sie würden sie allerdings in einen anderen Rahmen stellen. Vielleicht sei es sogar möglich, auch bei dieser Veröffentlichung auf Drei-D-Bilder zu setzen.
Das fand ich eher heikel. »Bei den Drei-D-Bildern denkt der Kunde doch an die Silberbände und deren Inhalt«, argumentierte ich. »Bei einer Zweitverwertung der Taschenbücher sollten wir andere Cover verwenden.« Das fanden alle Beteiligten einleuchtend, die Idee mit den Bruck-Bildern wollten wir aber beibehalten.
Wir sprachen in der weiteren Diskussion über die geplante Auflagenhöhe: Weltbild wollte sehr moderat einsteigen und hoffte auf eine Steigerung. Festgelegt wurden die Garantiesumme und die Produktionskosten, die in einen Entwurf für einen Lizenzvertrag einfließen sollten. Den wiederum müssten wir dann ebenso »intern« durchsprechen, wie es auf der Weltbild-Seite geschehen musste. Starten sollte das Projekt schon bald – angedacht waren der März 2003.
Aber wir waren sicher, dass die Bedingungen für beide Seiten gut waren. Einer erfolgreichen Zusammenarbeit bei den PERRY RHODAN-Klassikern stand nichts im Weg.
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