Ein Logbuch der Redaktion
Ich weiß nicht mehr genau, wann ich meinen ersten PERRY
RHODAN-Silberband kaufte. Es muss Ende der 70er-Jahre gewesen sein, und
ich könnte Stein und Bein schwören, dass ich das 1979 tat – kurz nachdem
der erste Silberband überhaupt erschienen war. Bei den allerersten
Kunden war ich sicher nicht dabei, weil ich mir 1978 noch kein »dickes
Buch« hätte leisten können und noch auf die Hefte schwor.
Mit »Die
Dritte Macht« kam im September 1978 ein Buch auf den Markt, das die
Buchbranche tatsächlich verändern und vor allem der PERRY RHODAN-Serie
ein ganz anderes Gesicht verleihen sollte. Wer genau auf die Idee kam,
lässt sich nicht mehr genau nachvollziehen – wahrscheinlich war es der
kreative Kopf des Verlagsredakteurs Kurt Bernhardt.
Vorher war
PERRY RHODAN in erster Linie eine Heftromanserie gewesen; in den
70er-Jahren galt dieses Format pauschal als »Schundroman«, vor dem
Deutschlehrer und andere wohlmeinende Menschen warnten. Es ging den
Kritikern selten um den Inhalt, meist wurden alle Heftromane pauschal
negativ beurteilt. Und dass es von PERRY RHODAN auch Taschenbücher,
Comics und Hörspiele gab, nahmen viele Menschen nicht wahr.
Von
daher muss man es im Nachhinein wirklich als absoluten Glücksgriff
betrachten, dass sich die neue Idee so schnell durchsetzen ließ: Man
nimmt zwischen fünf und zehn der klassischen Heftromane, lässt diese
gründlich bearbeiten und macht daraus ein spannendes Buch, das dann über
den Buchhandel vertrieben wird. Die Verlage Pabel und Moewig, die erst
Jahre zuvor zusammengefügt worden waren, wechselten damals bewusst vom
Zeitschriften- in den Buchhandelsvertrieb.
William Voltz, damals
der beste PERRY RHODAN-Autor, stürzte sich mit Feuereifer in die Arbeit
und stellte das erste PERRY RHODAN-Buch zusammen. Wie intensiv ihm seine
Frau Inge half, wird in mehreren Berichten dokumentiert; vieles, was zu
jener Zeit gemacht werden musste, war echte Handarbeit. Seiten mussten
ausgeschnitten und aufgeklebt werden, dann wurde handschriftlich
bearbeitet.
»Die Dritte Macht« wurde ein Erfolg, mit dem niemand
rechnen konnte. Das Buch mit seinem silbernen Umschlag und seinem
dreidimensional wirkenden Titelbild wurde vom Fleck weg ein Bestseller
und war der Beginn der umfangreichsten Buchreihe Europas. Der Verlag
startete damals ein wahres Feuerwerk an Silberbänden, nicht nur PERRY
RHODAN wurde in diesem Format veröffentlicht.
Auch eine Reihe
»allgemeiner« Science-Fiction-Romane kamen so in den Handel, dazu
brachte Moewig Bildbände mit prächtigen Science-Fiction-Motiven heraus.
Richtig erfolgreich wurde aber einzig und allein PERRY RHODAN.
Anfangs
brachte der Verlag zwei Bücher im Jahr heraus, später wurden es drei,
und seit über fünfzehn Jahren sind es vier Stück. Die ersten zwanzig
Titel bearbeitete noch William Voltz, dann übernahm Horst Hoffmann für unglaubliche sechzig Bücher die Bearbeitung. Seitdem ist Hubert Haensel für den Inhalt der Silberbände verantwortlich. Als Redakteurin innerhalb des Verlages betreut seit vielen Jahren Sabine Kropp die Bücher.
Derzeit
arbeiten der Bearbeiter und die Redaktion auf einen neuen wichtigen
Zwischenschritt zu – der Band 150 rückt immer näher. Und nach wie vor
finden die Bücher ihre Leser: Sie tauchen nach der Veröffentlichung
sofort auf den Bestsellerlisten auf; die Fans warten jeweils sehnsüchtig
auf den neuen Band. Und Buchhandlungen sind seit vielen Jahren fest auf
die Silberbände abonniert – wenn es zu Verzögerungen in der
Erscheinungsweise kommt, und seien es nur wenige Tage, gibt es gleich
telefonische Anfragen im Verlag.
Wenn ich mir vergegenwärtige, wer
die Bücher liest und kauft, sind es – lasse ich die vielen Gespräche
Revue passieren – nicht unbedingt die aktuellen Leser der Erstauflage.
Häufig handelt es sich um Ex-Leser, die mit Hilfe der Silberbände ihre
Jugenderinnerungen auffrischen wollen. Früher zumindest waren viele
Leser der Silberbände wiederum Jugendliche, die von ihren Eltern oder
Großeltern eher ein »gutes Buch« als einen Packen Heftromane geschenkt
bekamen.
Ein weiterer wichtiger Punkt bei den Silberbänden: Wir
versuchen immer wieder, fehlende Titel nachzudrucken – angesichts der
hohen Titelzahl ist das eine enorme logistische Herausforderung, die
zudem sehr kostspielig ist. »Die Dritte Macht« ist seit 1978
ununterbrochen auf dem Buchmarkt. Ständig hält unser Partner Edel, der
seit 2007 die Vertriebslizenz übernommen hat, die meisten Titel
zumindest mit einigen Exemplaren auf Lager.
In diesem Jahr können
wir mit den Silberbänden schon den vierzigsten Geburtstag feiern. Damit
hätte 1978 niemand gerechnet. Und ich glaube nicht, dass sich das 1988
oder 1998 jemand vorstellen konnte. PERRY RHODAN ist nicht nur die
größte Science-Fiction-Serie der Welt, die Silberbände sind auch noch
die längste zusammenhängende Buchserie der Welt – das sind zwei
Superlative, auf die wir in der Redaktion sehr stolz sind.
Auf das nächste Jahrzehnt!
1 Kommentar:
Ich bin seit fast 40 Jahren mit dabei, bei den Silberbänden. Und noch immer treuer Abonnent. Und mit Ordoban und dem neuen Zyklus schließt sich für mich irgendwie ein Kreis. Denn Ende der 12xx Hefte bin ich in die Erstauflage eingestiegen. Damals hätte ich nicht gedacht, dass die Siba's in ferner Zukunft diese Marke mal erreichen wird!
Klasse Leistung!!
Kommentar veröffentlichen