Ein Logbuch der Redaktion
Es ist der Mittwoch, 5. November 2014. Kaum habe ich mein Büro betreten,
steht auch schon Sabine Kropp vor mir. »Es ist etwas passiert«, sagt
sie. »Eckhard ist gestorben.«
Ich benötige einige Zeit, bis die
Meldung in mein Gehirn gesickert ist, bis ich verstanden habe, was sie
mir wirklich gesagt hat. Eckhard Schwettmann ist tot? Ich kann es nicht
glauben. Seit 1996 kennen wir uns, auf der Frankfurter Buchmesse im
Oktober hat er noch Optimismus verbreitet – und jetzt das?
Ich schaue
in das Büro, in dem er jahrelang gearbeitet hat. Ich betrachte die
Poster an den Wänden, die Bücher in den Regalen – viele Spuren seiner
Tätigkeit sind in den Büros der PERRY RHODAN-Redaktion zu sehen.
Die
ersten Erinnerungen kommen hoch, es verbindet einen viel, wenn man
jahrelang zusammenarbeitet. Hier will ich nur einige wenige
präsentieren.
Mein erster Eindruck von Eckhard war ein positiver:
Er kam nach Rastatt in den Verlag, weil er sich für den
ausgeschriebenen Arbeitsplatz eines PERRY RHODAN-Marketingleiters
interessierte. Beim Vorstellungsgespräch war ich zeitweise auch dabei.
Eckhard bewies, wie gut er sich mit der Serie auskannte, und
präsentierte Beispiele aus seiner bisherigen Tätigkeit im Musikgeschäft,
wo er immer wieder die größte Science-Fiction-Serie der Welt zitiert
hatte.
Kein Wunder, dass er als Marketingleiter stets versuchte,
die Serie mit aktuellen Jugend- und Musikkulturen zu verbinden. Er
sorgte dafür, dass die kurzlebige Elektro-Band U.S.P. eine PERRY
RHODAN-Schallplatte veröffentlichte, und er brachte unsere
Science-Fiction-Serie auf die Musikmesse Popkomm nach Köln. Viele
lustige, interessante und spannende Abende gab es bei diesen
Gelegenheiten – PERRY RHODAN wurde unter seiner Leitung erst zu einer
Marke, die er multimedial weiter ausbaute.
Viele Abende saßen wir
in meinem oder seinem Büro zusammen. Wir plauderten, wir planten, wir
entwarfen kühne Gedanken, aus denen nicht immer etwas wurde. Bei einem
dieser Gespräche wurde die Buchreihe »Moewig Phantastic« aus der Taufe
gehoben, an einem solchen Abend entstanden die »Kosmos-Chroniken« und
die ersten Ideen, wie man die PERRY RHODAN-Serie in »andere Märkte«
bringen könnte.
Eckhard war den neuen Medien gegenüber
aufgeschlossen. Zu einer Zeit, als 99 Prozent der Bevölkerung das
Internet noch nicht einmal wahrnahmen, trieb er unsere kleine PERRY
RHODAN-Internet-Seite massiv voran. Er brachte spielerische Aspekte auf
die Seite, veranstaltete zusammen mit unseren Dienstleistern die
»Galaktische Kreuzfahrt« und rief als regelmäßige Einrichtung das
»Logbuch der Redaktion« ins Leben. Er war einer der ersten Verlagsleute,
die E-Books als neue Chance ansahen.
Auch die PERRY
RHODAN-FanZentrale hat ihm viel zu verdanken. Er unterstützte sie in der
Anfangszeit mit allen Mitteln, steuerte Beiträge zu Publikationen bei
und hielt Vorträge auf Cons. Den Kontakt zu den Fans liebte er – und
nachdem er den Verlag verlassen hatte, hielt er den Kontakt.
Ich
erinnere mich an sein Engagement auf Cons, seine Besuche an unserem
Messestand bei jeder Buchmesse und die enorme Energie, die er in Bücher
wie sein opulentes »All-Mächtiger!« steckte. Als dieses dickleibige Werk
zur Leipziger Buchmesse 2006 erschien, war er zu Recht stolz und zeigte
es bereitwillig jedem Interessierten.
Neben diesem Meisterstück
plante er weitere Hintergrundbände zur PERRY RHODAN-Serie. Drei Bände
der »PERRY RHODAN-Chroniken« sind erschienen, am vierten Band arbeitete
er noch. Bei unseren letzten Gesprächen, die wir führten, sprudelte
Eckhard Schwettmann jedesmal über vor neuen Ideen. Er hatte noch viel
vor – nicht nur für PERRY RHODAN und unser Umfeld, sondern weit darüber
hinaus.
Wenn ich künftig an Eckhard Schwettmann denken werde,
möchte ich ihn so in Erinnerung behalten: als einen sprudelnden Quell
von Ideen und Vorstellungen, als einen Mensch mit Tatkraft und
Phantasie, als einen PERRY RHODAN-Fan mit Leib und Seele. Er wird uns
fehlen.
1 Kommentar:
Ich hatte die Ehre und das Vergnügen, während des WeltCons 2011 drauβen vor der Hotelbar ein Bier mit Eckhard zu trinken. Es war das einzige Mal, das ich ein wenig mit ihm plaudern konnte. Schade, daβ ich nicht schon damals gewuβt hatte, daβ er auch ein Beatles-Fanatiker war.
Mein herzliches Beileid an seine Familie und Freunde. RIP, Eckhard.
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