Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«:
Am 18. April 2011 begann ich mit den Notizen zu einer – wie ich annahm –
damals wegweisenden Idee. Ich nannte sie »PERRY RHODAN digital«, und
ich schrieb die Stichworte zu einer Zeit nieder, als wir mit
verschiedenen Partnern über einen komplett neuen E-Book-Vertrieb
verhandelten.
Mir war klar, dass es eine große Arbeit sein
würde, die komplette PERRY RHODAN-Serie zu digitalisieren. Wir sprachen
zu diesem Zeitpunkt von weit über 2500 Heftromanen, die wir als
Epub-Dateien benötigten. Die Kosten für das Nachbearbeiten sowie
teilweise für das Scannen betrugen mehrere Zigtausend Euro – es würde
eine Weile brauchen, diese wieder »einzuspielen«.
Meine Idee
notierte ich nur skizzenhaft in einer Word-Datei: »Start mit Band 2600,
also am 17. Juni 2011« stand in der ersten Zeile, gefolgt von »Ende am
30. September 2011, auf dem WeltCon« in der zweiten Zeile. Geplant waren
15 Wochen, das Ziel war »ein PERRY RHODAN-Roman, den es nur digital
gibt«.
Niemand wusste damals, wie sich das Geschäft mit den
E-Books entwickeln würde; alles war neu und frisch. Viele Verlage hatten
ernüchternde Erfahrungen gesammelt, nur für PERRY RHODAN war das
Geschäft bisher lukrativ gewesen. Ich überlegte zu diesem Zeitpunkt
aber, wie man mit zusätzlichen Romanen auch Leser interessieren könnte,
die nicht nur die wöchentliche Hefte haben wollten.
Die
inhaltliche Überlegung: »zum Download auf allen Portalen – parallel zur
laufenden Handlung – entweder SOL – da dürsten die Leser danach – oder
Milchstraße – das interessiert auch alle«. Dass jede Woche eine Folge
kommen sollte, stand außer Frage.
Für das Exposé hatte ich Uwe Anton
im Visier. Wen sonst? Uwe schrieb zu jener Zeit die Exposés für die
laufende Erstauflage, also wäre er für ein solches Projekt ideal
gewesen. Als Autoren schwebten mir Christian Montillon vor oder einer
der Autoren aus dem Fan-Umfeld: Gerry Haynaly
notierte ich auf meinem Zettel, andere Namen hatte ich im Kopf. Als
Lektor hatte ich mich selbst vorgesehen – weil wir ja Kosten sparen
wollten.
Von vorneherein war klar, dass wir hinterher eine
gedruckte Verwertung machen wollten: in Form eines Planetenromans
beispielsweise. Aber konkrete Pläne hatte ich zu dieser Zeit keine.
Zu
viel war ungewiss. Ich machte einige Notizen, wie wir die Honorare
bezahlen sollten. Vor allem musste ich mir überlegen, auf welches Objekt
wir das jeweilige Honorar buchen sollten. Über solche Dinge musste ich
mir immer wieder Gedanken machen; letztlich war PERRY RHODAN für die
Kollegen in der Buchhaltung so komplex, dass sie oft auf Unterstützung
der Redaktion angewiesen waren. War das dann ein »Marketing-Aufwand«,
oder sollten wir mit der Buchhaltung über ein »Sonderkonto« sprechen?
Soweit
war ich in diesem April 2011 – und dann überrollten mich die
Ereignisse. Die Produktion des WeltCon-Buches wurde immer aufwendiger,
die Vorbereitungen für den PERRY RHODAN-WeltCon 2011 und die neue Serie
PERRY RHODAN NEO prasselten über die Kollegen und mich herein. Und
natürlich waren wir alle damit beschäftigt, die E-Book-Produktion mit
unserem neuen Partner Bookwire so logisch und schlüssig wie möglich
vorzubereiten.
So verrann die Zeit, und plötzlich war das Jahr
vorüber. Meine Überlegungen gerieten nicht in Vergessenheit, aber ich
kam nicht dazu, ein vernünftiges Konzept aus allem zu machen. Als die
ersten anderen Verlage mit »digital only«-Produkten auf den Markt kamen,
erinnerte ich mich mit Wehmut an die ersten Ideen vom April 2011.
Vielleicht, so dachte ich, werde ich sie doch irgendwann umsetzen ...
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