07 Juni 2013

Die Terminatoren und zwei Protokolle

Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«

Die erste Exposékonferenz im Jahr 1999 war am Abend des Montags, 8. Februar, mit einigen Gläsern Bier zu Ende gegangen. Tatsächlich hatten wir in diesen Stunden auch einige halbwegs vernünftige Gespräche geführt, am Ende hatten wir vor allem gealbert. Das machte mit den beiden Autoren immer viel Spaß; die beiden waren witzig, kamen bei den Gesprächen von einem Thema auf das andere und hatten aufgrund ihrer unterschiedlichen Herkunft auch stets Themen, die Anreize für weitere Witze boten.

Wir setzten uns am Abreisetag noch einmal zusammen: Ein wenig verkatert trafen sich Robert FeldhoffErnst Vlcek und ich im Frühstückssaal des Hotels. Wir trugen die bisherigen Fakten zusammen und entwarfen einige weitere Ideen.
Unter anderem kam das Konzept der sogenannten Terminatoren auf – das war selbstverständlich nur ein Arbeitsbegriff. Perry Rhodan sollte vor Band 2000 noch einmal über die Brücke in die Unendlichkeit gehen und die Leiche eines Unbekannten finden, eines Terminatoren. Dieses Volk sollte aber erst im Band 2050 auftauchen, und dann mit einem Paukenschlag.

Zitat aus dem Protokoll: »Sie kommen aus einer anderen Gruppe von Galaxien, die sich von der Vormundschaft der Kosmokraten und Chaotarchen befreit haben. Sie benutzen ebenfalls die Brücke über eine Milliarde Lichtjahre hinweg und wollen Kontakt zu Thoregon, sind aber mega-aggressiv gegen die Kosmokraten, wollen Thoregon mit Gewalt auf ihre Seite bringen.«

Perry Rhodan müsse dann mit einigen Begleitern direkt zu den Terminatoren reisen. Bei dieser Reise sollte sogar ein Protagonist von der Brücke fallen. »Was passiert eigentlich in einem solchen Fall?«, steht als Frage im Protokoll.

Ich brachte beide Autoren zum Bahnhof; von dort aus fuhren sie gemeinsam nach Frankfurt, wo sie sich trennten: Ernst flog nach Wien, Robert fuhr mit der Bahn weiter nach Norden. Und ich setzte mich zu Hause an meinen Computer und begann gleich damit, die Protokolle zu schreiben.

Wobei es in diesem Fall auch darum ging, die Marketing-Fakten aufzubereiten. Mit Eckhard Schwettmann hatte ich vereinbart, dass er nach jeder Besprechung die wesentlichen Fakten erhalten sollte – dann konnte er sich Gedanken dazu machen, wie die Anzeigen auszusehen hatten, wie man Werbung platzieren konnte oder welche Slogans sich anboten.

So notierte ich in tabellarischer Form unter anderem:

»Der Sohn Perry und Mondra Rhodans ab Band 1998 heißt Delorian.

Perry Rhodans Titel nach Band 2000: Resident.

Die große Mutantenschule heißt Metadom.

Der Bösewicht nach Band 2000 heißt Morkhando.«

Man beachte: Ich sprach von Mondra Rhodan ... Und nirgends war von einem Solaren Residenten die Rede, sondern nur von einem Residenten. Aber für die ersten Marketing-Überlegungen sollte das genügen, dachte ich.

Darüber hinaus skizzierte ich in dem Arbeitspapier für die Marketing-Abteilung, was wir uns zur Solaren Residenz, zum Restaurant Marco Polo und anderen Dingen ausgedacht hatten. Im Hinterkopf hatte ich damals zum wiederholten Mal die Schwettmann-Pläne, irgendwann eine »PERRY RHODAN-Erlebnisgastronomie« zu starten.

Nachdem ich mit dem Marketing-Protokoll fertig war, ging es an unser internes Protokoll – und dann an das Rundschreiben für das Autorenteam. Die Kolleginnen und Kollegen wollten ebenfalls so schnell wie möglich wissen, wie es mit der Handlung weitergehen sollte.

Gleich im ersten Satz, den ich an die Autoren richtete, entschuldigte ich mich gewissermaßen schon: »Bei der Konferenz in Karlsruhe haben Ernst Vlcek, Robert Feldhoff und ich eine Vielzahl von Details besprochen, die hier in dieser Zusammenfassung gar nicht alle auftauchen können.« Ich verwies auf mein »internes« Protokoll, das bereits sechs Seiten umfasste; mein Protokoll für die Autoren hatte abschließend ebenfalls einen Umfang von zwei Seiten.

Dann aber reichte es mir: An diesem Tag arbeitete ich nicht mehr lange und entschloss mich, lieber Feierabend zu machen. Drei Tage Exposékonferenz steckten mir ziemlich in den Knochen ...

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