Ein Logbuch der Redaktion
Dass ich Hörbücher mag, habe ich schon oft genug an dieser Stelle
erzählt. »Meine« Science-Fiction-Serie wird mir damit noch vertrauter,
als sie es sowieso schon ist ...
In den vergangenen Tagen und
Wochen beschäftigte ich mich intensiv mit einem PERRY RHODAN-Hörbuch, zu
dem ich die gedruckte Vorlage nicht kannte. Gemeint ist »Die letzten
Tage Lemurias«, der fünfte Teil des LEMURIA-Zyklus, den Thomas Ziegler verfasst hat. Das Taschenbuch erschien im Februar 2005 im Heyne-Verlag, das Hörbuch ist von 2012 und wurde von Eins A Medien verlegt.
Ich ließ mich von Josef Tratniks einprägsamer Stimme in eine
packende Geschichte entführen. Sie vor allem aus der Sicht eines
Haluters erzählt, führt in ihrem Verlauf aber immer stärker einen
lemurischen Wissenschaftler ins Zentrum des Geschehens. Der Haluter ist
Icho Tolot, seit seinem ersten Auftauchen in einem PERRY RHODAN-Roman
untrennbar mit dem Perryversum verbunden.
Den Aktivatorträger
verschlägt es in die Vergangenheit – genauer gesagt, kommt er rund
50.000 Jahre vor der »Realzeit« heraus. Er sieht sich mit dem
fürchterlichen Krieg zwischen den Lemurern und den Bestien konfrontiert.
Tolot wird Augenzeuge fürchterlicher Massakker und Schlachten. Die
Lemurer als Vorfahren der Menschheit und die Bestien als Vorfahren
»seiner« Haluter bedeuten Icho Tolot jeweils sehr viel, und es fällt ihm
schwer, sich eindeutig für eine Seite zu entscheiden. Doch irgendwann
greift er auf der Seite der Lemurer ein, obwohl er Angst vor einem
Zeitparadoxon hat.
Ich fand die Geschichte beim Anhören
beeindruckend, nicht nur wegen Josef Tratniks Stimme. Der
LEMURIA-Zyklus, der nach Exposés von Hubert Haensel entstanden war, wurde damals vor allem von Frank Borsch
redaktionell betreut. Ich schmökerte die Manuskripte der ersten vier
Romane durch, während ich die Romane fünf und sechs aus verschiedenen
Gründen nicht mehr las – für mich war es also tatsächlich ein neuer
Stoff.
Beeindruckend war beim Anhören für mich, dass es sich um
Thomas Zieglers letzten Roman handelte. Wir hatten uns damals mehrfach
über einen Wiedereinstieg bei PERRY RHODAN unterhalten. Im Jahr 2004 kam
sein erster Heftroman nach einer Pause von fast zwanzig Jahren heraus;
zusätzliche Romane sollten folgen. Der Autor verfasste einen weiteren
Heftroman und das Manuskript von »Die letzten Tage Lemurias«, und wir
beide waren mit der Zusammenarbeit sehr zufrieden.
Dann kam der
September 2004 und Thomas Zieglers viel zu früher Tod; er wurde nur 47
Jahre alt. Ein halbes Jahr nach seinem Tod erschien der LEMURIA-Roman
bei Heyne; es war mir damals, als sei es sein literarisches Vermächtnis.
Immer
wieder geht es in »Die letzten Tage Lemurias« um den Gedanken, ob
manche Bemühungen um Leben und Hoffnung nicht völlig aussichtslos sind.
Der Wissenschaftler Levian Paronn sucht verzweifelt nach einer
Möglichkeit, durch die Zeit zu reisen, um die Gefahr durch die Bestien
zu bannen. Der Haluter Icho Tolot weiß, dass er schon einmal durch die
Zeit gereist ist und es wieder tun muss, aber er möchte nicht das
Universum verändern. Die Lemurer kämpfen verzweifelt um ihre Zukunft,
und die Bestien folgen mit kalter Strategie den Befehlen ihrer
Auftraggeber.
Icho Tolot erkennt im Verlauf des Romans
irgendwann: Man muss Stellung beziehen, man kann nicht zuschauen, wenn
Dinge passieren, die einem nicht liegen. Deshalb handelt der monströs
wirkende Haluter in Thomas Zieglers Roman unterm Strich menschlicher als
viele Menschen – womit der spannende und abwechslungsreich erzählte
Roman tatsächlich eine philosophische Komponente aufweist.
Während
ich der Geschichte lauschte, wurde mir erneut bewusst, wie früh Thomas
Ziegler gestorben war. Mit »Die letzten Tage Lemurias« hat er einen
Roman hinterlassen, der die PERRY RHODAN-Historie um wichtige Punkte
bereichert – und in der Hörbuchfassung wird das Geschehen in der
irdischen Vergangenheit noch spannender erzählt. Beeindruckend!
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