Ein Logbuch der Redaktion
Am
Montag, 16. März 2015, wird in Sinzig ein Mann zu Grabe getragen,
dessen Wirken dazu beigetragen hat, die kleine Stadt am Rhein zu einem
wichtigen Ort für die PERRY RHODAN-Szene zu machen. Vor allem in den
90er-Jahren reisten die PERRY RHODAN-Fans ebenso gern nach Sinzig wie
die Autoren und die Redaktion: Werner Fleischer verstarb am Samstag
morgen, 7. März 2015, an den Folgen eines Herzinfarkts; er wurde nur 53
Jahre alt.
Meine Bekanntschaft zu Werner begann in den frühen
90er-Jahren. Er rief mich an, wir siezten uns anfangs, und er erzählte
mir, dass er im »Haus der offenen Tür« in Sinzig einen PERRY RHODAN-Con
veranstalten möchte. Wobei seine Pläne nicht bei einem Con verblieben
... Nein, er wollte gleich die »PERRY RHODAN-Tage Rheinland-Pfalz«
ausrufen. Ob wir etwas dagegen hätten, ob ihn die Redaktion unterstützen
könnte?
Ich hielt ihn ein wenig auf Distanz, versorgte ihn mit
Informationsmaterial, fuhr aber nicht zum ersten Con nach Sinzig. Damals
besuchten 70 Fans diesen ersten Con in der kleinen Stadt am Rhein.
Beim
zweiten Con war ich dabei, beim dritten auch, beim vierten sowieso. Es
wurde zu einer Art Tradition, im Herbst nach Sinzig zu fahren. Als PERRY
RHODAN-Redakteur war ich oft auf der Bühne, wo Werner Fleischer durch
kritische Fragen versuchte, weitere Informationen zum Fortschritt der
Handlung aus mir herauszukitzeln. Wenn ich mit dem PERRY RHODAN-Autor
Peter Terrid und Werner Fleischer zugleich auf der Bühne tätig war,
machten diese Veranstaltungen nicht nur mir einen riesigen Spaß.
Zusammen
mit Elmar Wietor, der leider auch vor einigen Jahren verstorben ist,
war Werner Fleischer das Herz der Sinzig-Cons: mit Energie und Freude
und Begeisterung. Werner war ein umtriebiger und ein positiver Mensch.
Es freute ihn, wenn er andere Leute mit seiner positiven Energie
anstecken konnte.
Bei einer ganz frühen Veranstaltung der PERRY
RHODAN-FanZentrale übernachtete er in meiner kleinen Wohnung: mit
Schlafsack und Isomatte auf dem Fußboden, wie übrigens auch Rüdiger
Schäfer, Klaus Bollhöfener und andere. Zum Ausgleich übernachtete ich
später einmal bei ihm auf dem Sofa, als er für mich in Sinzig eine
Lesung organisierte.
Wir waren nicht befreundet, aber unser
Kontakt war intensiv. Werner rief oft und gern an, manchmal zu den
unmöglichsten Zeiten, um mit mir beispielsweise über alte ATLAN-Romane
oder einen neuen Con in Sinzig zu diskutieren. Trafen wir uns auf
Veranstaltungen, hatten wir schnell einen offenen Umgang. Wenn mich
Werner anstrahlte, die Augen hinter der großen Brille funkelnd, fiel es
mir immer schwer, ihm irgendwelche Vorschläge abzulehnen.
Mit
zahlreichen seiner Aktivitäten hatte ich nichts zu tun. Er war in Sachen
Karl-May-Forschung engagiert und organisierte als Beatles-Fan sogar
Touren nach Liverpool, um dort auf den Spuren der »Fab Four« zu wandeln.
Er schrieb Artikel für das Comic-Magazin »Sprechblase« und andere
Zeitschriften, er knüpfte Kontakte zu Autoren und Zeichnern – vieles von
dem, was er tat, bekam ich naturgemäß nicht mit.
Werner bezog
mich mehr in seine Aktivitäten ein, als er sich stärker in der PERRY
RHODAN-FanZentrale engagierte. Er half in der Redaktion der Zeitschrift
»SOL« mit, was in meinen Augen entscheidend zu ihrem besseren Inhalt
beitrug. Er aktivierte neue Mitarbeiter für das Magazin und sorgte
dafür, dass Beiträge aus der Vergangenheit ebenfalls ihren Platz in
diesem Heft fanden.
Noch in den Tagen vor seinem Tod kurbelte er
zahlreiche weitere Aktivitäten an, die jetzt leider alle unverwirklicht
bleiben. Mit Werner Fleischer ist einer der Fans gestorben, die das
Fandom in den letzten Jahrzehnten bereichert haben. Ich werde ihn
vermissen – und ich bin sicher, dass es vielen anderen PERRY RHODAN-Fans
ähnlich gehen wird.
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