Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«
Als ich am Freitagmorgen, 13. April 2012, von Karlsruhe aus über die Rheinbrücke hinüber nach Rheinland-Pfalz fuhr, wusste ich natürlich, dass an diesem Tag einiges bei PERRY RHODAN anders werden würde. Die Ausmaße ahnte ich allerdings nicht – in die Zukunft sehen kann schließlich niemand.
Am Vormittag traf ich in Wattenheim ein. Christian Montillon hatte für mich – und für die anderen – je ein Zimmer in der Pension Jasber gebucht. Die Pension lag am Rand des Orts, war eher einfach eingerichtet, wirkte aber gemütlich.
Die Wirtsleute machten einen aufgeschlossenen Eindruck, und zu Christians Wohnung waren nur wenige hundert Meter zurückzulegen. Von der einen Seite der Pension aus fiel der Blick auf die Autobahn, während man von der anderen Seite die Hügelwelt des Pfälzerwaldes betrachten konnte.
Zeit dafür hatten wir nicht. Immerhin stand ein Treffen bevor, an dem Uwe Anton, der als Exposéautor seit einiger Zeit die PERRY RHODAN-Serie steuerte, sowie Wim Vandemaan und Christian Montillon teilnahmen.
Unsere Agenda war einfach: Wir wollten herausfinden, wie wir die neue Zusammenarbeit angehen sollten. Schon im Voraus hatte ich in Telefonaten und Mails mit den drei Autoren einige wesentliche Eckpunkte definiert. Wir waren uns über die grundsätzliche Richtung einig.
Uwe Anton hatte unter schwierigsten Bedingungen die Exposéarbeit übernommen. Robert Feldhoff war zu jener Zeit krank gewesen und seine Arbeit nicht weiter leisten können. Grundlagen für den Zyklus ab Band 2500 hatte er buchstäblich im Krankenhausbett erarbeitet. Robert und ich hatten zeitweise über SMS kommuniziert, weil sich das als eine praktikable Lösung herausgestellt hatte.
Da es nicht mehr anders ging, hatte Uwe »mitten im Betrieb« mithilfe von Ideenpapieren, die Robert geliefert hatte, die Arbeit übernommen, anfangs als Krankheitsvertretung. So konnte die Arbeit an PERRY RHODAN nahtlos fortgesetzt werden: Der Zyklus ab Band 2500 begann, die Exposés wurden verfasst, die Romane kamen von den Autorinnen und Autoren und gingen in die Produktion.
Und während Uwe noch damit beschäftigt war, mitten in den Vorbereitungen zu einem neuen Zyklus mit den Autorinnen und Autoren zu kommunizieren und die Exposés zu erarbeiten, starb Robert Feldhoff. Ich erinnerte mich noch viel zu gut an den Schock, der mich damals erfasste, und an Uwes Bereitschaft, »für einige Zeit« einzuspringen.
Seit jenen tragischen Monaten waren einige Jahre vergangen. Uwe hatte die Exposéarbeit engagiert übernommen, hatte vor allem viel mit Rainer Castor zusammengearbeitet, wollte den dauernden Termindruck aber reduzieren. Es war klar, dass ein Team diese Arbeit weiterführen sollte, und mit Christian Montillon und Wim Vandemaan stand nun ein solches Team in den Startlöchern.
Die eigentliche Besprechung absolvierten wir nicht in Wattenheim, sondern auf der Burg Altleiningen, die sich nur wenige Kilometer von Christian Montillons Wohnhaus entfernt erhebt. Die Burg liegt wunderschön zwischen bewaldeten Hügeln, und sie ist von einem Netz von Wander- und Spazierwegen umgeben. Ich kannte die Örtlichkeit schon, denn wir hatten an dieser Stelle bereits wegen PERRY RHODAN-Action getagt. Für Uwe Anton und Wim Vandemaan war die Burg allerdings neu.
Zuerst saßen wir im Cafébereich zusammen und unterhielten uns über den Stand der Dinge. Uwe zeigte auf, wie er sich den weiteren Verlauf des Zyklus vorstellte. Immerhin war er in der Planung schon über den Band 2650 hinaus – es ging auf den Zykluswechsel zu.
Er präsentierte uns, wie die Handlung in der Milchstraße weiterlaufen sollte. Welche Gefahren würden auf die Bevölkerung im abgeschotteten Solsystem zukommen, was in fernen Galaxien passieren? Perry Rhodan operierte in der Serie aktuell in Chanda, Alaska Saedelaere weilte in Escalian. Uwe Anton informierte uns über den Hintergrund für die mysteriöse Figur namens Ramoz. Es sollte mehr über die Superintelligez QIN SHI bekannt werden, das Raumschiff LEUCHTKRAFT eine große Rolle spielen.
Während Uwe die Hintergründe vor uns darlegte, klang alles schlüssig. Die Handlung lag wie auf einem Silbertablett vor mir. Es würde allerdings nicht einfach werden, die vielen Ideen in »mundgerechte Portionen« zu zerlegen, sprich, das Thema so aufzubereiten, dass man daraus Exposés und vor allem spannende Romane machen konnte. Uwes Arbeitspapier zu den gleichen Themen las sich bereits komplexer.
Der Ansatz war aber richtig und steckte voller Ideen. Sah man von einigen Anmerkungen ab, fand ich die Handlungsplanung spannend und zielführend. Wim und Christian stimmten zu: Das Konzept war stimmig, wir sollten damit weitermachen.
Der Plan war: Uwe sollte seine normale Exposéarbeit fortsetzen, um den laufenden Zyklus abzuschließen, während Christian und Wim parallel damit beginnen sollten, den nächsten Zyklus zu konzipieren. Band 2700 wäre der Trennungspunkt zwischen den Exposés, das ließe sich vetraglich auch gut regeln.
Wir würden also zweigleisig fahren. Damit würden wir unterm Strich viel Zeit gewinnen und könnten jeglichen Rückstand sowie bei den Exposés als auch bei den Romanen gut aufholen. In einem nächsten Schritt sollten sich Christian und Wim im Sommer treffen, mit dem Ziel, die ersten zwölf Romane des neuen Zyklus klar zu strukturieren.
1 Kommentar:
Der erste Roman, der aus der gemeinsamen Exposéarbeit von Wim Vandemaan und Christian Montillon entstand, war »Der Techno-Mond«, auf den ich ja immer noch gern hinweise:
https://perry-rhodan.net/shop/item/9783845326993/perry-rhodan-2700-der-techno-mond-von-andreas-eschbach-e-book-epub
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