Ein Logbuch der Redaktion
Während die Autorinnen und Autoren dabei sind, ihre Romane für die neue Miniserie zu schreiben, möchte ich von den Gedankengängen erzählen, die zu dieser Serie geführt haben. Eigentlich gibt es dafür eine längere Vorgeschichte. Sie hat damit zu tun, dass Michael Marcus Thurner immer wieder mit Ideen auf uns zukam und wir diese nur selten umsetzen konnten.
Der Autor und ich schrieben uns im Verlauf der Jahre oft Mails, in denen wir über Ideen nachdachten, oder wir telefonierten über Konzepte. Wir machten uns häufig Gedanken über mögliche Taschenbuchreihen oder E-Book-Projekte. Manchmal konnten Ideen in der wöchentlichen PERRY RHODAN-Serie umgesetzt werden, manchmal auch darüber hinaus.
Viele Überlegungen kamen allerdings nicht über das Stadium eines Projektes hinaus. Das geschah nicht, weil sie schlecht gewesen wären, sondern weil sie manchmal nicht passten oder niemand so richtig dafür Zeit gehabt hätte.
Aber so wusste ich, dass der Autor stets an neuen Ideen arbeitete. Bei einem der vielen Ideen-Pingpongs, die wir führten, stellte ich eine Frage: »Wie war das eigentlich, als Perry Rhodan im Jahr 1975 in die Raumschlacht im Wegasystem verwickelt wurde?« Ich hatte mich zur Vorbereitung des Jubiläumsjahres 2021, in dem unsere Serie immerhin sechzig Jahre alt wird, zum wiederholten Mal mit den klassischen Geschichten beschäftigt.
Wie wäre es denn, so überlegte ich nicht nur laut in den Räumlichkeiten unserer Redaktion, sondern auch in Mails und Telefonaten, wenn man eine Miniserie machen würde, die ein spezielles 60er-Jahre-Flair verströmen würde? Eine solche Serie würde im Jahr 2021 doch gut passen, und wir könnten pünktlich zum sechzigsten Geburtstag der Serie eine Erinnerung an die »guten alten Zeiten« aufleben lassen.
Ich skizzierte eine allererste Idee, deren Ausgangspunkt mich schon immer faszinierte: »Zwei Raumfahrer von der Erde (Klein und Deringhouse) stranden auf einem Planeten des Wegasystems und müssen sich durch eine völlig fremde Umgebung schlagen, während Perry Rhodan mit seinem Raumschiff im All ums Überleben kämpft.«
In den klassischen Romanen wird die Geschichte der Gruppe Rhodan erzählt, während Major Conrad Deringhouse und Captain Albrecht Klein am Ende erst wieder auftauchen. Was aber haben die zwei Raumfahrer auf Ferrol erlebt, womit haben sie sich in den Wochen dazwischen beschäftigt?
Noch während ich mir diese Gedanken machte, wurde mir klar, dass das als Roman oder gar Miniserie nicht so gut klappen würde. Die Romane spielen 1975. Für alle Stammleser unserer Serie ist es kein Problem, das richtig einzuordnen. Für sie wäre Science Fiction, die im Jahr 1975 spielt, kein Anachronismus und kein Fehler, sondern etwas, das in sich stimmig ist. Außenstehenden Menschen wäre das aber kaum zu vermitteln.
Wir hätten zudem, um nicht zu viele Brüche zu produzieren, bewusst »altmodisch« schreiben müssen: Die Technik der fiktiven Arkoniden hätte dann – je nachdem, wie wir uns entscheiden würden – hinter der terranischen Technik des wirklichen Jahres 2021 zurücktreten müssen. In den klassischen Romanen waren beispielsweise Computer riesenhafte Ungetüme, an tragbare Telefone dachte niemand. Entsprechend sind die Schilderungen in den frühen PERRY RHODAN-Geschichten. Hätten wir das in modernen Romanen so geschrieben, die 2021 veröffentlicht werden, hätte das zumindest für Verwunderung gesorgt.
Mit Michael Marcus Thurner trieb ich diesen Gedanken weiter. Wie könnte man das Thema anders angehen? Wie wäre es, wenn wir die Wega aufgreifen würden, aber nicht so, wie ich es in meiner ersten Idee skizziert hatte?
Es folgte ein Kompromiss: »Die Handlungsebene Wega bleibt – weil sich das zum sechzigsten Geburtstag anbietet –, und es gibt eine Zeitreise in die frühe Zeit zurück«, formulierte ich in einer Mail an den Autor. »Aber letztlich müssen Rhodan und seine Gefährten auf den Welten des Wegasystems eine Art Schnitzeljagd bewältigen, in deren Verlauf sie Aufgaben des frühen Galaktischen Rätsels in neuer Interpretation lösen müssen, um am Ende eine Gefahr aus der Vergangenheit zu beseitigen.«
Konkret wurde ich an dieser Stelle nicht. Eine Überlegung, die ich hatte, betraf einen »Gegner, der vor einer Million Jahren in der Sonne Wega eingekapselt worden ist – so etwas in der Art«, aber letztlich war das nur ein Vorschlag, den ich niederschrieb, damit wir eine Diskussionsgrundlage hatten.
Mir war vor allem klar, dass der Exposéautor selbst seine Ideen entwickeln musste. Nicht die Redaktion schrieb schließlich die Romane, sondern die Autoren waren für die Inhalte verantwortlich.
Nachdem der Autor und ich die wesentlichen Eckpunkte beschlossen hatten, ließ ich Michael Marcus Thurner freie Hand. Er ging – so viel sei verraten – dann natürlich in erster Linie seine eigenen Wege. So muss es ja auch sein! Das Ergebnis lässt sich dann ab dem 19. März 2021 in zwölf einzelnen Romanen lesen …
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