Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«
Nachdem ich mich im Verlauf des Jahres 1977 gut in die PERRY RHODAN-Serie eingelesen hatte kaufte ich die jeweils neuen Heftromane der vierten Auflage. Im Verlauf des Jahres wagte ich mich 1978 an weitere Science Fiction heran. Bei Klassenkameraden lieh ich mir zwar immer mal wieder den einen oder anderen Krimi aus, den diese mir empfahlen, und ich ackerte mich durch die Regale der Stadtbücherei – aber am liebsten las ich einfach PERRY RHODAN.
Weil die ATLAN-Romane stets daneben platziert waren, kam ich nicht umhin, auch diese in die Hand zu nehmen. Aber Romane wie »Aufbruch der Odinsöhne«, der zu den ersten gehörte, die ich las, fesselten mich nicht ausreichend.
Ich verstand die Zusammenhänge einfach nicht: Wie hing diese phantastische Geschichte auf Atlantis zusammen mit den Atlan-Abenteuern in der von Laren besetzten Milchstraße? Meine Freunde, von denen ich zu dieser Zeit nach wie vor einzelne Heftromane auslieh, erwiesen sich bei Fragen zu ATLAN nicht unbedingt als große Hilfe.
Im Verlauf des Frühjahrs und Sommers 1978 las ich immer wieder einzelne ATLAN-Hefte. So langsam erkannte ich die Verbindungen im laufenden Zyklus »König von Atlantis«, auch wenn mir große Wissenslücken blieben. Richtig in den eigenständigen ATLAN-Kosmos stieg ich erst ein, als die zweite Auflage der Heftromanserie ins Leben gerufen wurde.
Anzeigen in den PERRY RHODAN-Romanen machten mich schon Wochen zuvor aufmerksam. Mir wurde durch die Werbung vermittelt, dass es sich um spannende Science Fiction handelte, um Abenteuer in einer Zeit der Serie, über die ich noch nicht viel wusste. Begriffe wie die United Stars Organisation kannte ich schon – das alles machte mich neugierig.
Im August 1978 kam mit »Das Galaktische Syndikat« der erste Roman der Zweitauflage in den Handel. Ich kaufte ihn zusammen mit dem aktuellen Band der ersten und der vierten Auflage von PERRY RHODAN im »Papier Haas« am Marktplatz von Freudenstadt. Dort steckte er in einem der Kartons, in denen die aktuellen »Männer-Romane« zu finden waren: Western und Krimis, Grusel und Weltkrieg, dazu ein bisschen Science Fiction.
Die Geschichte dieses ersten ATLAN-Romans fesselte mich gleich. Ich mochte die Romane von K. H. Scheer sowieso; er stellte für mich die Welt meiner Lieblingsserie am besten dar. Humor und Action konnte dieser Autor meiner Ansicht nach gleichermaßen, bei ihm fühlten sich Figuren wie Atlan oder Roi Danton »echt« an, Perry Rhodan und andere ohnehin.
Zwar war ich erst 15 Jahre alt, aber die einzelnen Autoren ließen sich für mich schon gut auseinanderhalten. Auch wenn ich die Gucky-Abenteuer von Clark Darlton zu jener Zeit sehr gern las, wurde mir immer klarer, dass ich K. H. Scheer und William Voltz am liebsten hatte. (Ein Jahr später war’s nur noch Voltz; das lag vor allem an der Figur des Alaska Saedelaere.)
Scheer schaffte es für mich, das PERRY RHODAN-Universum glaubhaft zu vermitteln. Ich konnte mir die Sternenreiche und Koalitionen gut vorstellen, und ich wusste geradezu, wo sich welche Sonne in der Milchstraße befand. Die United Stars Organisation (USO) kannte ich aus der PERRY RHODAN-Serie, und die Zeit nach dem Ende der Meister der Insel fand ich sehr spannend.
Dass Atlan in dem ATLAN-Roman eigentlich keine Rolle spielte, störte mich nicht. Ich fand die USO-Agenten Ronald Tekener, genannt »der Smiler«, und Sinclair M. Kennon toll, und ich liebte die Situation auf Lepso, dem Planeten des Verbrechens und der Spieler. Die Szenen im Casino am Anfang packten mich: Tekeners konsequentes Vorgehen gegen seine angeblich ehebrüchige Ehefrau und ihren Geliebten, sein eiskaltes Verhandeln mit den Gangstern von der Condos Vasac, sein Jonglieren mit allen möglichen Machtgruppen – das war für mich so in Szene gesetzt, dass ich bei dem ersten ATLAN-Roman der zweiten Auflage nicht mit der Lektüre aufhören konnte.
Dieser erste Band fesselte mich sehr, ich blieb dabei. In regelmäßigen Abständen musste ich mir also ab dem August 1978 drei Heftromane kaufen. Meine Eltern, die mir die »Schundromane« am liebsten verbieten würden, fanden dieses viele Lesen nicht gerade gesund, hatten allerdings genügend eigene Probleme – also ließen sie mich machen. Trotzdem versteckte ich die wachsenden Stapel eigener Heftromane daheim, so gut es ging …
Dank ATLAN vergrößerte sich mein Blick auf das PERRY RHODAN-Universum sehr schnell. Während die Handlung in den wöchentlichen PERRY RHODAN-Romanen im Sommer 1978 immer weiter hinaus ins All zu gehen schien und es um große Konflikte ging, empfand ich die Abenteuer der USO-Agenten als »einfach«. Kennon und Tekener hatten es mit Gangstern aller Art zu tun, häufig mit Intriganten und Verrätern – aber eben nicht mit intergalaktischen Großreichen oder gar Superintelligenzen, nicht mit Geheimnissen, deren Ursprung mehrere Jahrmillionen in der Vergangenheit lag.
So sehr ich es liebte, mich mit PERRY RHODAN immer tiefer in den Kosmos zu bewegen, so sehr mochte ich es auch, einfache Science-Fiction-Geschichten zu lesen. Das eine schloss das andere nicht aus, und das sollte sich später nicht ändern, als ich die »anspruchsvolle« Science Fiction für mich entdeckte, in der ganz andere Geschichten erzählt wurden …
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