Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«:
(Vorbemerkung: Der folgende Text ist bereits in der Zeitschrift »SOL« veröffentlicht worden. Wir reichen ihn hier zur Dokumentation nach.)
Am Montag, 4. Dezember 2000, reiste ich zu einer ganz besonderen Veranstaltung nach Ahrensburg. Das Thema war geheim, die Veranstaltung nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Hinter verschlossenen Türen sollten die Eckpunkte für eine große Verfilmung der PERRY RHODAN-Serie festgelegt werden.
Veranstaltet wurde das Ganze von der Firma MME, die eine Lizenz vom Verlag erworben hatte. MME wollte aus der PERRY RHODAN-Serie eine große Fernsehserie mit internationaler Vermarktung machen. Die ersten Folgen sollten idealerweise schon ab 2002 zu sehen sein. Das fand ich recht ambitioniert, aber ich war sicher die Person an diesen Tagen, die am wenigsten Ahnung vom Filmgeschäft hatte.
In Hamburg traf ich mich mit Robert Feldhoff, unserem Exposéautor, am Hauptbahnhof. Dort wurden wir von einem Fahrer abgeholt. Vorher wussten wir nicht, in welcher Stadt wir auf die anderen Leute treffen sollte. Der Wagen brachte uns nach Ahrensburg, wo wir im Park-Hotel eincheckten.
Außer uns war noch Eckhard Schwettmann aus dem PERRY RHODAN-Umfeld in Ahrensburg, und er reiste von Hamburg aus an: Er war zu diesem Zeitpunkt noch offiziell Verlagsleiter des Pabel-Moewig Verlages, hatte aber bereits gekündigt. Eckhard würde bald bei MME arbeiten und dort direkt für das PERRY RHODAN-Filmprojekt zuständig sein.
Wir bezogen unsere Zimmer und machten uns frisch. Um 14.45 Uhr begann die eigentliche Tagung.
Erwartungsvoll saßen gut zwei Dutzend Menschen in einem Seminarraum an Tischen, die man zu einem großen Rechteck gegliedert hatte. Bei einer Vorstellungsrunde stellte sich heraus, dass die meisten keinerlei PERRY RHODAN-Kenntnisse hatten, sich aber mit verschiedenen Bereichen des Filmgeschäftes sehr gut auskannten. Drehbuchautoren und Trickspezialisten saßen ebenso in der Runde wie Leute, die sich um die grafische Gestaltung oder um die Regie einzelner Serienfolgen kümmern sollten.
Ihre Namen sagten mir nichts, ich kannte mich im Filmgeschäft überhaupt nicht aus. Bei der einen oder anderen Vorstellung horchte ich auf – immerhin waren mir manche Produktionen bekannt, an denen die jeweiligen Personen mitgewirkt hatten. Wir saßen tatsächlich in einer hochkarätigen Runde.
Nach der Vorstellungsrunde begannen die Vorträge. Eckhard Schwetmann hielt einen Dia-Vortrag, den er in dieser Form in diesem Jahr mehrfach präsentierte (bei Cons beispielsweise). Er stellte PERRY RHODAN vor, verwies auf die Geschichte der Serie und einige charakteristische Punkte. So hob er besonders hervor, dass Kugelraumschiffe vorherrschten oder dass man meist versuchte, auf englische Begriffe zu verzichten, und lieber eigene Namen für spezielle Dinge entwickelte. Es gab zu diesem Zeitpunkt wenige Rückfragen aus dem Kreis der Anwesenden; dieser Teil der Referate ließ sich offenbar leicht verstehen.
Eckhard verteilte ein Arbeitsblatt, das die wichtigsten PERRY RHODAN-Begriffe auflistete und das wir im Verlag gemeinsam erstellt hatten. Völker wie Terraner, Akonen oder Tefroder wurden ebenso genannt wie die Meister der Insel oder Superintelligenzen.
In meinem Vortrag stellte ich unsere Leserschaft vor: Viele fangen in jungen Jahren an, hören dann wieder auf, kehren später zurück. Es sei aber keine typisch jugendliche Zielgruppe, wie man sie sich früher bei Heftromanen vorgestellt habe.
In Zusammenarbeit mit Robert Feldhoff gab ich Einblicke in unsere Arbeit. Robert erzählte von den Exposés und von den Romanen, ich vom Autorenteam und der Serienstruktur. Bei PERRY RHODAN sei der Seriencharakter besonders wichtig: Die Leser kaufen nicht einen einzelnen Roman, sondern sie bleiben Jahre und Jahrzehnte dabei.
»Durch die innere Struktur der Serie fühlt sich der Leser in unserer Romanwelt wohl«, erläuterte ich. Zwar sei die PERRY RHODAN-Serie in sich eigentlich grenzenlos, im Vordergrund stehe aber immer die Geschichte, die auch in sich schlüssig sein müsse.
Mir war es an diesem Nachmittag vor allem wichtig, wie wichtig die Inhalte seien. PERRY RHODAN sei keine austauschbare Geschichte, sondern habe einen Kern, der in sich logisch sei. Es handle sich um eine Geschichte, die weit in die Zukunft reiche.
In der folgenden Fragerunde wurden vor allem Robert und ich stark beansprucht. Wie verlaufe die Suche nach neuen Autoren? Wie komme man an neue Leser heran? Wie stark griffen wir die aktuellen Trends der Science Fiction auf?
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