Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«
Wir hatten einige Monate in die Vorbereitung gesteckt: Von der ersten Idee über die inhaltlichen Vorarbeiten durch Robert Feldhoff bis hin zu dem »Klein-Klein« der Titelbildgestaltung und der Vertriebsaktionen war mehr Zeit vergangen, als ich im Vorfeld gedacht hatte.
Aber zu Beginn des Jahres 2008 stand für mich fest: Wir würden eine neue Science-Fiction-Serie veröffentlichen, die den Titel PERRY RHODAN-Action tragen würde. Sie sollte parallel zu PERRY RHODAN laufen, ich hatte sie bewusst in die »Frühzeit« unseres Kosmos platziert, und wir hatten anfangs zwölf Romane geplant. Meine Vision war aber, nach den zwölf Bänden weiterzumachen. Das hing allerdings – wie immer in solchen Fällen – von den Verkaufszahlen ab.
Am 3. Januar 2008 verschickte ich eine erste Mail an das künftige Team der neuen Serie. Ich wünschte den Kollegen – es war tatsächlich ein rein männliches Team, das an den Start ging – ein gutes neues Jahr und kündigte den Zwölfteiler unter dem Titel PERRY RHODAN-Action an. Mir war auch wichtig, die Leute vorzustellen, die an diesem Projekt zusammenarbeiten sollten.
Mich kannten die meisten; aus der Redaktion war an dieser Stelle aber vor allem ein Mann wichtig, dessen Einfluss in den künftigen Wochen und Monaten weiter wachsen sollte. Benjamin Golling war unser Praktikant, der in der Redaktion zum ersten Mal in ein Verlagsumfeld hineinschnuppern wollte. Bei »PRAC«, wie wir die Serie intern abkürzten, sollte er vor allem lernen, wie man ein Team steuert, und nebenbei eine interne Wikipedia aufbauen.
Für die Exposés war Christian Montillon zuständig; er arbeitete nach ersten Entwürfen von Robert Feldhoff. Wesentliche Hintergründe zur neuen Serie lieferte Alexander Huiskes, schon seit einiger Zeit als Lektor für die PERRY RHODAN-Serie tätig war. Als Lektor zeichnete diesmal Christian Humberg verantwortlich; den Autor und Redakteur aus Mainz kannte ich seit einiger Zeit, ich schätzte ihn und wollte bei diesem Projekt eng mit ihm zusammenarbeiten.
In meinem Rundschreiben stellte ich das Team vor: »Band 1 schreibt Robert Feldhoff (um die PR-Stammleser anzusprechen, Band 2 stammt von Christian Montillon, Band 3 steuert Altmeister Hans Kneifel bei«. Als weitere Autoren nannte ich Achim Mehnert, Marc A. Herren – er sollte hier seinen Einstand bei einer professionellen Produktion geben – H. G. Francis und Timothy Stahl, »unser amerikanischer Gast«, wie ich ihn titulierte.
Immerhin konnte ich die ersten Exposés mitschicken, dazu kündigte ich Datenblätter an. Diese sollten helfen, »in das PERRY RHODAN-Universum des Jahres 2166 hineinzukommen«. Das unterscheide sich doch sehr deutlich von der aktuellen Technik mit all ihren Begleiterscheinungen; in der »alten Zeit« gab es keine Syntrons, keinen Paratronschirm und auch keine Transformkanonen. Ich hoffte, dass die Autoren mit den unterschiedlichen Technikwelten nicht zu sehr durcheinanderkamen, weil mir klar war, dass das eine Quelle für zahllose Fehler sein konnte.
Mit meiner Mail wurden nicht nur die ersten Exposés verschickt, sondern auch ein »Offener Brief an alle PERRY RHODAN ACTION-Autoren«, den Christian Montillon verfasst hatte. Darin gab der künftige Exposéautor gleich zu Beginn eine Empfehlung. Wer wollte, sollte den Silberband 17 mit dem Titel »Die Hundertsonnenwelt« lesen, um sich auf die Zeit einzustellen, in der die neue Serie spielen würde.
Christian Montillon wies allerdings auf einen wichtigen Umstand hin: »Wir wollen den Stil dieser alten Romane nicht kopieren, sondern so modern sein, wie es nur geht – dem etwas plakativen Serientitel gemäß!« Die Lektüre des klassischen Silberbandes sollte nicht dazu führen, dass jemand krampfhaft versuchte, etwa den Stil von K. H. Scheer nachzuahmen.
Der Autor forderte seine Kollegen dazu auf, ihn anzumailen oder anzurufen, wenn es zu den Exposés Fragen gäbe. Sie sollten als Grundlage dienen, aber nicht »sklavisches Gesetz in den Details« sein. Er bat ausdrücklich darum, ihm »lieber einmal eine Mail zuviel« zu schicken als eine zu wenig.
Darüber hinaus wies er darauf hin, dass wir eine spezielle Wikipedia für PERRY RHODAN-Action aufbauen würden; dort konnte dann – wer wollte – auch jeder Autor selbst seine neuen Fakten eintragen. Die Idee war, gemeinsam an den Daten zu arbeiten und dies nicht nur dem Exposéautor und dem Kollegen zu überlassen, der die Datenblätter erstellte.
Eine wichtige Information durfte Christian nicht weglassen, weil sie gegen unser übliches Procedere verstieß: »Die Titel der Romane werden vorgegeben und können nicht geändert werden« – das war in der Tat eine Neuerung, weil ich sonst immer die aktuellen Titel und Untertitel mit den Autoren vereinbarte. Bei dieser Serie hatten wir aber alle zwölf Titel im Voraus definiert und auf der Rückseite des ersten Romans sowie aller Folgebände angekündigt. (Das machten wir auch nur bei dieser Serie, danach ließen wir das. Ein solches Vorgehen schränkte letztlich die Kreativität ein.)
Den Begriff der »Action« definierte der Exposéautor ebenfalls: »Die Romane bestehen nicht aus 60 Seiten Geballer. Charaktere sind wichtig, die Story ist entscheidend, Exotik und Spannung sind vortrefflich.« Für mich klang das eindeutig, für die Autoren hoffentlich auch.
An diesem 3. Januar 2008 hatten wir auf jeden Fall alle Festlegungen getroffen, um die neue Serie zu einem Erfolg werden zu lassen …
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