Ein Logbuch der Redaktion
Es sind einige Jahre vergangen, seit der Roman »Die Sternenhorcher« erschienen ist. Es war der vierte Teil der Taschenbuch-Miniserie »Andromeda«, die wir mit dem Heyne-Verlag veröffentlichten. Ich erinnere mich noch gut an das ungewöhnliche Manuskript, das Frank Böhmert abgeliefert hatte, und an die schöne Arbeit an diesem Roman. Aber weil das alles so lange her ist, verschwimmen die Erinnerungen einfach.
Und deshalb hörte ich mir das Hörbuch endlich einmal an. Das Taschenbuch war im Februar 2003 in den Buchhandel gekommen, das Hörbuch wurde 2010 veröffentlicht. Die Kollegen bei Eins A Medien hatten Josef Tratnik als Sprecher eingesetzt, dessen Stimme mich nun in die Weiten der Galaxis Andromeda und in einen großen Konflikt entführte. Ich war wieder fasziniert von den Sternenhorchern und ihrer Kultur und all den anderen Themen, die Frank Böhmert mit – scheinbar – leichter Hand in diesem Roman zur Geltung bringt.
Die Charandiden sind in der Galaxis Andromeda eher unbekannt; man hat noch nicht viel von ihnen gehört. Sie leben auf einer Welt, in selbstgewählter Isolation, die sie von den anderen Welten der Galaxis trennt. Wie sich herausstellt, stammen sie von Lemurern ab und haben irgendwann einmal leichte Psi-Kräfte erworben. Vor allem aber haben sie eine Kultur entwickelt, die wenig zu tun hat mit den hochtechnisierten Zivilisationen in Andromeda.
Sie leben in Einklang mit der Natur, sie lieben Pflanzen und ihre Produkte. Sie rauchen gern irgendwelche Kräuter, sie haben viel Sex, und wenn sie sterben, verholzen sie. Mit ihren verholzten Körpern können die noch Lebenden sogar kommunizieren. Die technische Welt lehnen sie ab, sie betrachten die Angehörigen der meisten Sternenvölker als »besitzlerisch« und bezeichnen ihre technisch orientierten Vorfahren als »Profitler«.
Im Prinzip pflanzte Frank Böhmert in die Welt des PERRY RHODAN-Universums ein Volk von kosmischen Hippies. Das macht er mit viel Herzblut: Er lässt die Kultur der Charandiden so lebendig erscheinen, dass sie einem sympathisch und lebensnah vorkommt. Man glaubt, dass es diese Kultur wirklich geben könnte.
Doch auch auf den anderen Handlungsebenen des vielseitigen Romans platziert der Autor einen Blick auf das Universum, den man so in unserer Serie eher selten findet oder gefunden hat. Ob das nun die fiesen Kopfjäger um den mörderischen Takegath sind, die danach gieren, weitere Drogen zu erhalten, oder die fröhlichen Atto, die als Gestaltwandler dazu neigen, allerlei Blödsinn zu veranstalten – Frank Böhmert zeigt Aliens in Rollen, wie man sie sonst nicht kennt.
Dabei lässt er Sex und Drogen wie selbstverständlich in die Geschichte einfließen. Das wird nie voyeuristisch, das ist immer nachvollziehbar und glaubhaft. Menschen interessieren sich für Rauschmittel, warum also nicht auch irgendwelche Außerirdischen? Menschen neigen dazu, sich gelegentlich lächerlich zu machen – warum also nicht auch Aliens in Andromeda?
Wenn man es genau nimmt, ist der Roman »Die Sternenhorcher« eine Mischung aus Science Fiction und Popliteratur; durchaus ernstzunehmen und vor allem sehr gut geschrieben. Die ruhige Stimme von Josef Tratnik, die ohne Effekthascherei auskommt, die einzelnen Figuren aber klar charakterisiert, trägt dazu bei, dass man sich sehr gern auf das Thema einlässt. Das hat mir erneut viel Freude bereitet.
Wobei mir eines auffiel, vor allem aus popkultureller Sicht: Manche Anspielungen kann man heute kaum noch verstehen. Wenn ein Maahk einen Spruch über »Die Braut haut ins Auge« macht, war das bei der Veröffentlichung des Romans ein Hinweis auf eine Band, die deutsche Texte mit Rockmusik verband. Heutzutage dürfte sie nur noch wenigen Spezialisten ein Begriff sein – ein Beleg dafür, wie schnell solche Bezüge verloren gehen. Wer den Hinweis nicht versteht, wird aber einen witzigen Dialog erkennen.
Ganz nebenbei thematisiert der Autor übrigens ein Thema, das in der PERRY RHODAN-Serie vor allem in den 70er-Jahren positiv dargestellt worden ist: Sollte man es wirklich als wünschenswert betrachten, wenn Lebewesen in einer Superintelligenz oder sonst einem kosmischen Wesen »aufgehen«? Sie geben ihre körperliche Existenz auf, was nichts anderes heißt, als dass sie hinterher tot sind. Was aber geschieht mit ihren Körpern und mit ihren sonstigen Hinterlassenschaften?
»Die Sternenhorcher« ist immer noch ein toller Roman, und auch das Hörbuch weiß nach all den Jahren zu überzeugen. Ich habe die Wiederbegegnung mit den Charandiden sehr genossen!
1 Kommentar:
Wer die »Sternenhorcher« als Hörbuch genießen möchte, kann sich das Hörbuch herunterladen – unter anderem in unserem Shop, aber natürlich auch sonstwo:
https://perry-rhodan.net/shop/item/4056198046470/perry-rhodan-andromeda-04-die-sternenhorcher-von-frank-bohmert-horbuch-download-mp3
Kommentar veröffentlichen