19 Dezember 2016

Was bedeutet PERRY RHODAN-Trivid?

Ein Logbuch der Redaktion

Während ich diese Zeilen schreibe, läuft unsere Serie PERRY RHODAN-Trivid seit einigen Wochen. Ich kann noch nichts darüber sagen, ob die Serie erfolgreich ist – das wird man frühestens im Frühjahr 2017 genau festlegen können –, aber schon jetzt weiß ich, dass wir viele wichtige Informationen und Lehren aus der Arbeit an dem Prolog und den sechs Romanen ziehen können. Es bietet sich also bereits an, ein wenig zurückblicken.

Erste Überlegungen zu einer reinen E-Book-Serie hatten wir schon früh – tatsächlich schon in den 90er-Jahren. Als das Internet für unsereins wichtig wurde, überlegte ich mir das Konzept eines »Internet-Romans«. Mit dem Autor Frank Böhmert diskutierte ich lange über die Möglichkeiten, wie wir die Möglichkeiten des neuen Mediums mit der PERRY RHODAN-Serie verbinden könnten. Daraus wurde letztlich nichts, wahrscheinlich war 1996 noch nicht die Zeit dafür reif.

Es sollte bis in die Nuller-Jahre hinein dauern, bis wir genügend Erfahrungen mit den E-Books gesammelt hatten. Wir verfolgten, wie der E-Book-Markt langsam wuchs, und wir erlebten mit, wie immer mehr Leser von gedruckten Romanen zu E-Books umstiegen. Es war meiner Ansicht nach nur eine Frage der Zeit, bis irgendwann die ersten Bücher in Form von »digital first« erscheinen würden. Da wollten wir mit PERRY RHODAN dabei sein.

Wir zögerten dennoch recht lange, ließen die Jahre ab 2011 verstreichen und entwickelten lieber das klassische E-Book-Geschäft weiter. Das funktionierte vor allem anfangs überall gleich: Man nimmt einen »normalen« Roman und macht aus diesem eine digitale Edition. Wir taten nichts anderes als das, was alle anderen Verlage auch taten. Das Risiko, direkt ein E-Book zu produzieren, ohne den »Umweg« über ein gedrucktes Werk einzuschlagen, war mir viele Jahre lang zu groß.

Der Grund ist für Außenstehende manchmal nicht nachvollziehbar – deshalb versuche ich, ihn zu erklären. Bisherige Kalkulationen in Verlagen gehen davon aus, dass man ein Buch oder einen Heftroman druckt, in den regulären Vertrieb gibt und dann über Händler verkauft. Für all diese Dinge gibt es klar belegbare Zahlen, man kann die Preise und Kosten kalkulieren, man kann sogar sehr genau im voraus sagen, was man erwartet und wie die Abläufe zu funktionieren haben.

Solange ein E-Book gewissermaßen ein »Abfallprodukt« des herkömmlichen Systems war, konnte man damit wunderbar umgehen. In unserem Fall hieß das: Alle Kosten, die der normale Betrieb in einem Verlag kostet – also beispielsweise das Personal, die Miete für die Räume oder auch die Computer –, wurden auf die gedruckten Romane gebucht. Damit blieben die E-Books von solchen Kosten komplett frei, was sie leicht kalkulierbar machte.

Wenn ich ein »E-Book-Only« machte, um diesen umständlichen Begriff zu benutzen, musste ich all diese Kosten seriös auf das einzelne E-Book umlegen. Und auf einmal war die Tatsache, dass ein E-Book einfach nicht die Verkaufszahlen erreicht wie ein gedruckter Roman, ein echtes Problem. Um ein Beispiel mit Zahlen zu nehmen, die natürlich nicht stimmen: Legt man Kosten auf 100.000 Exemplare um, sind sie recht klein. Packt man sie aber seriös auf 5000 Exemplare, werden sie auf einmal erdrückend groß.

Das hielt uns lange Zeit von ernsthaften Experimenten in die Richtung ab. Mir war aber klar, dass wir sie irgendwann einschlagen mussten. Mein Argument war immer: »Lass uns den Produktionsweg umdrehen. Wir machen ein E-Book, das es nur digital gibt – und kümmern uns danach darum, ob und wie wir daraus vielleicht einmal ein Buch oder sonstwie ein gedrucktes Produkt machen.« Es benötigte einige Zeit, bis wir das Projekt intern durchgesprochen und auch kalkuliert hatten.

tl_files/comic/images/news/news/Trivid_Logo.jpgDass wir vor diesem Hintergrund dann PERRY RHODAN-Trivid machen, ist eine starke Entwicklung. Es gab und gibt keine Erfahrungswerte, niemand weiß und wusste, wie das Projekt ankommen würde, vor allem hatte aber niemand eine Ahnung, ob und wie es sich verkaufen würde.

Dass wir es inhaltlich so gut wie möglich machen wollten, war für mich klar – die Autoren würden sich engagieren, der Lektor und die Redaktion würden intensiv arbeiten, das Marketing würde viele Aktionen ankurbeln. Doch niemand würde wissen, wie der Verkauf ausfallen würde ...

Es gab und gibt in allen Verlagen immerhin erste Verkaufszahlen und Übersichten zu E-Books. Wir wissen bei PERRY RHODAN sehr genau, wie viele Exemplare wir von einem NEO- oder einem Erstauflagen-Roman verkaufen, wie die Auflage bei den Silberbänden oder bei einem Roman einer Miniserie aussieht. Damit kann man kalkulieren – und darauf bauten wir auf.

Machen wir uns aber nichts vor. Die Leser interessiert das nur am Rande, ihm oder ihr geht es um wirtschaftliche Erwägungen des Verlages ... Wer sich einen Roman aus einer unserer Serien kauft, möchte eine spannende Science-Fiction-Geschichte lesen, die idealerweise mit einem Ende aufhört, dass es auf die nächste Geschichte aufmerksam macht. Das ist bei PERRY RHODAN-Trivid nicht anders. Wir erzählen eine Geschichte in Fortsetzungen, auch wenn die Romane deutlich kürzer sind als bei unseren anderen Serien – aber das macht ja nichts.

Für uns alle war es eine neue Erfahrung. Christian Montillon und Oliver Fröhlich mussten anders arbeiten, als sie es gewohnt waren; bei uns intern war die Verzahnung zwischen dem Marketing und der Redaktion viel intensiver als sonst. Ebenso hatten wir die Kommunikation zu den Leserinnen und Lesern angepasst.

Und jetzt warten wir ab, jetzt entscheiden die Leserinnen und Leser. Wenn sich genügend Menschen für PERRY RHODAN-Trivid entscheiden, gibt es sicher irgendwann eine weitere Serie dieser Art. Die Zukunft bleibt also spannend ...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Auch wenn Trivid vielleicht nicht ganz Eure Erwartungen erfüllt solltet Ihr Euch nicht entmutigen lassen was E-Book Serien angeht! Die Space Thriller waren damals auch nicht der ganz große Hit.