07 Juni 2016

Ronald Tekener war ein klassischer Held

Ein Logbuch der Redaktion

Zu den klassischen Figuren der PERRY RHODAN-Serie zählte über Jahre und Jahrzehnte hinweg ein Agent namens Ronald Tekener. Ich habe die Geschichten über den »Smiler« selbst gern gelesen und verstehe deshalb sehr gut, dass Leser betrübt waren, als er innerhalb des vergangenen Romanzyklus sterben musste. Das ist auch schon wieder zwei Realjahre her – und viele Leser vermissen die Figur.

Sie wird nicht wiederkommen – umso interessanter ist es, sich an Ronald Tekener zu erinnern.

Als ich die PERRY RHODAN-Serie für mich entdeckte, lernte ich diese Figur als Aktivatorträger kennen, der an der Seite von Perry Rhodan wirkt, der gegen Laren und Überschwere kämpft und dann mit Atlan das Neue Einsteinsche Imperium gründet. Erst später erkannte ich, dass Tekeners Geschichte in Wirklichkeit mit der ATLAN-Serie begann.

Band eins der ATLAN-Serie trug den Titel »Das galaktische Syndikat« und stellte den ersten Band eines actiongeladenen Abenteuers dar, das ich in der Folge mit großer Begeisterung las. Schon der Untertitel machte mich neugierig: »Sie sind Spezialisten der United Stars Organisation – und sie handeln im Auftrag der Menschheit.«

Erstmals erschienen war der Roman im Oktober 1969, ich bekam aber die Zweitauflage in die Finger. Diese startete 1978, zu einer Zeit also, in der ich ein großer Fan des PERRY RHODAN-Universums war. Während die PERRY RHODAN-Serie Ende der 70er-Jahre in kosmischen Höhen unterwegs war, bot ATLAN eine abenteuerliche Handlung, und das sorgte für einen guten Kontrast.

Ronald Tekener und Sinclair M. Kennon waren im Einsatz gegen die CONDOS VASAC, jene Geheimorganisation, die von den Akonen und anderen Gegnern der Menschheit aufgebaut worden war – das war keine hohe Literatur, aber es war stets spannend. Vor allem die Romane, die auf Lepso spielten oder in denen Kennon und Tekener maskiert in den Einsatz gingen, gefielen mir.

Auch heute lässt sich der erste Roman der ATLAN-Serie richtig gut lesen. Als Exposéautor konnte K. H. Scheer seine Figuren in eine packende Situation nach der anderen führen. Vor allem Tekener agiert in den Romanen recht hart, nicht als zurückhaltender Diplomat, sondern als gelegentlich zu heftigen Mitteln greifender Agent. (Der Roman spielt im Jahr 2406, kurz nach dem großen Krieg der Menschen gegen die Meister der Insel also; da sind die Agenten der USO alles andere als zimperlich ...)

Ein Höhepunkt der frühen ATLAN-Serie sind die Romane, in denen sich Ronald Tekener einen Zellaktivator aneignet. Der USO-Spezialist wartet in diesen Romanen nicht darauf, dass er von Perry Rhodan – wie die anderen – den Aktivator als Geschenk erhält, sondern er kämpft um das lebensverlängernde Gerät und gibt es hinterher nicht wieder aus der Hand. Zähneknirschend muss Atlan akzeptieren, dass der Agent ihn übertölpelt.

Spätestens damit war Tekener als durchaus sturer Kopf in der Serie etabliert. Nachdem ich diese Romane gelesen hatte, fand ich die Figur wesentlich interessanter. Es dauerte einige Zeit, bis ich erkannte, in welchen Taschenbüchern Tekener auftrat und in welcher Weise ihn H. G. Francis geprägt hatte.

Vor allem einen Band fand ich besonders eindrucksvoll: »Der Galaktische Spieler«, der im August 1979 mit der Bandnummer 195 erstmals veröffentlicht wurde. Weil ich nicht genügend Geld hatte, kaufte ich mir damals nicht alle Taschenbücher meiner Lieblingsserie – aber den musste ich haben. H. G. Francis machte den »Smiler« für mich zu einer Lieblingsfigur.

Die Geschichte des jungen USO-Spezialisten Ronald Tekener, der im 24. Jahrhundert christlicher Zeitrechnungen gegen den terranischen Konzerneigner Gordon Grosvenor vorgeht, fand ich abwechslungsreich und spannend. Der Autor spielt mit außerirdischen Welten, mit exotischen Wesen und geheimnisvollen Gegnern – das ist abwechslungsreich und mitreißend. Für meinen Geschmack konnte sich das damals mit jeder anderen Science Fiction außerhalb der PERRY RHODAN-Serie messen.

Erst später las ich »Die Einmann-Operation«; in diesem Band erfährt man als Leser, woher Tekener die legendären Narben im Gesicht hat. Der Planetenroman mit der Bandnummer 185 kam 1978 in den Handel – zu der Zeit wusste ich zwar bereits, dass es PERRY RHODAN-Taschenbücher gab, war aber noch damit beschäftigt, die Heftromane der unterschiedlichen Auflagen zu lesen.

In »Die Einmann-Operation« schickt der Autor seinen Helden in eine Hölle. Es geht nach Lashat, auf die Seuchenwelt, und dort erlangt Tekener die Narben, die sein Gesicht innerhalb der Serienhandlung zu einer Legende machten. Auch dabei handelt es sich um ein klassisches Planeten-Abenteuer, wie es von vielen PERRY RHODAN-Lesern gemocht wird. Für meinen Geschmack wandelte H. G. Francis bei diesem Roman auf den Spuren von Hans Kneifel – der Kollege aus München war bisher der Spezialist für exotische Welten, und mit den ersten Tekener-Taschenbüchern erwuchs ihm aus Hamburg in H. G. Francis ein echter »Konkurrent«.

Dass Ronald Tekener aus der Handlung der laufenden PERRY RHODAN-Serie verschwunden ist, war für viele Leser ein Schock. Als alter Fan des »Smilers« kann ich das in gewisser Weise nachvollziehen.

Gleichzeitig aber war’s für mich eine Gelegenheit, in den »alten Romanen« früherer Jahre und Jahrzehnte zu blättern – vielleicht ist das die Idee für den einen oder anderen Stammleser, der um Tekener immer noch trauert?

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