07 Juli 2025

Konzeptionelles zu Olymp

Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«

Auf einmal musste es schnell gehen: Im Sommer 2017 war klar, dass wir eine neue PERRY RHODAN-Miniserie veröffentlichen würden. Ich hatte von der Geschäftsführung mündlich »grünes Licht« erhalten, aber man wollte vor einem endgültigen »Okay« noch einige inhaltliche Überlegungen lesen. Immerhin hatte ich den Titel in die Planung nehmen können, gegen PERRY RHODAN-Olymp war der Vertrieb also nicht grundsätzlich eingestellt.

Das Problem für mich war – der erste Roman sollte im Januar 2018 in den Handel kommen. Das hieß: Wir hatten nur wenige Monate Zeit, um eine Konzeption zu entwickeln und diese mit dem Vertrieb zu besprechen, um dann an die Exposés und Romane zu gehen. Als ich mir diese Situation vor Augen führte, war klar: So ging das nicht.

Ich besprach mich mit Sabine Kropp. Sie sollte die neue Miniserie als Redakteurin steuern. Ich erzählte ihr, welche Ideen ich dazu bereits hatte. Sie bauten auf den bisherigen Aussagen unserer Serie zum Planeten Olymp auf, das alles garnierte ich mit einigen anderen Überlegungen. Für mich passten die Ideen zusammen.

Die Kollegin fand alles grundsätzlich einmal gut. »Dir ist schon klar, dass ein Exposéautor oder eine Exposéautorin einen großen Teil davon über den Haufen werfen kann«, meinte sie und grinste. Ich stimmte ihr zu: Ich konnte nur erste Ideen aufschreiben, die wir intern diskutierten – spätestens bei der inhaltlichen Arbeit würde alles ins Rutschen kommen.

Sabine schlug vor, ich sollte alle Überlegungen zusammenschreiben. Das könnten wir dann mit Susan Schwartz besprechen, die wir intern als Exposéautorin eingeplant hatten. Aber mit der eigentlichen Arbeit durften wir erst anfangen, wenn die Geschäftsführung und der Vertrieb unsere Serie genehmigt hatten. Es brachte ja nichts, wenn sich beispielweise Susan Schwartz an die Arbeit machte und das alles hinterher vielleicht umsonst war.

Sabine schüttelte den Kopf, als ich ihr diesen Gedankengang vortrug. »Wir fangen jetzt schon an«, argumentierte sie. »Du tippst alles zusammen, dann sprichst du mit Susan. Und wenn sie Lust auf das Projekt hat, soll sie gleich mit der Arbeit anfangen. Wir verlieren sonst nur Zeit.« Es werde ohnehin sehr knapp mit der eigentlichen Exposéarbeit.

Weil wir nun aufs Tempo drücken mussten, tippte ich auf zwei A4-Seiten meine »Konzept-Überlegung« herunter, wie ich es nannte. Und ich formulierte gleich den zeitlichen Konflikt, den ich vor mir sah: »Die Handlung kann aus verschiedenen Erwägungen nicht zwischen die Bänden 2949 und 2950 spielen, also kann keine Handlung gewählt werden, die top-aktuell ist. Es muss eine Handlung gewählt werden, die zwischen den Bänden 2899 und 2900 liegt – daraus müssen aber trotzdem Elemente entstehen, die für unsere Stammleser neu und interessant sind.«

Bisher hatte es sich bewährt, Miniserien oder Taschenbuch-Trilogien und dergleichen in den kleinen Zeitsprung zwischen Zyklen zu platzieren. In der aktuellen Handlung des »Genesis«-Zyklus war das nicht möglich. Ich fand es aber nicht schlimm, die Handlung quasi in die Serienvergangenheit zu setzen. Die Geschichte müsse für sich selbst stehen können, argumentierte ich bei den Miniserien schon immer.

Und deshalb formulierte ich einige Allgemeinplätze, die für alle Seitenprojekte galten: »Wir brauchen also: eine spannende Handlung, die vor allem die Neuleser in die Geschichte hineinzieht, eine klare PERRY RHODAN-Ausrichtung, die unseren Exlesern sagt, dass sie ›hier richtig‹ sind, und einige kosmische Details für die PERRY RHODAN-Stammkundschaft, die das Universum sinnvoll erweitern.«

Bei meiner »kosmischen Idee« griff ich auf Überlegungen zurück, die wir im »Sternenozean«-Zyklus entwickelt, dort aber nicht alle zu Ende gebracht hatten. Die Shoziden fand ich damals faszinierend, aber sie spielten dann doch keine große Rolle. Nun wollte ich eine Welt namens Shoraz in die heutige Serienhandlung bringen, die zur aktuellen Zeit vor allem wegen ihrer Bodenschätze relevant sei: Der Sand der unbesiedelten Welt besteht zu einem sehr hohen Anteil aus Hyperkristallen unterschiedlichster Art, wie man von terranischer Seite aus mit hohem Aufwand bergen müsse.

Der Einfachheit zitiere ich: »Auf einmal entdecken terranische Bergarbeiter, die mithilfe von Robotern tätig sind, dass es im Untergrund des Planeten, überdeckt buchstäblich von Kilometern von Sand, uralte Artefakte gibt, die schätzungsweise mindestens eine Million Jahre alt sind. Es sieht aus wie halb zerborstene Statuen, und die Schriftzeichen, die man auf ihren Sockeln findet, sind in der Sprache der Mächtigen verfasst ...«

Das große kosmische Rätsel müsse dann, so meine Überlegung, Perry Rhodan und Sichu Dorksteiger interessieren. Seine Lösung wäre ein Teil des Hintergrunds für die Miniserie. Welchen Inhalt das Rätsel haben sollte, dachte ich mir allerdings nicht aus.

Sabine merkte zu diesem Thema übrigens kritisch an: »Das ist aber noch keine Geschichte, das ist nur ein bisschen Hintergrund.« Das war mir bereits bewusst, aber mir ging’s zu diesem Zeitpunkt nur darum, einige Gedanken zu notieren. 

(Diese Redaktionserinnerungn wurde bereits im Mai 2025 auf der PERRY RHODAN-Serie veröffentlicht. Hier teile ich sie aus dokumentarischen Gründen.)

Keine Kommentare: