Ein (nach Monaten nachgereichtes) Logbuch der Redaktion
Seit vielen Jahren ist die Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel ein Ort, an dem es ein breites Angebot an Seminaren und Werkstätten angeboten: für Bildende Kunst und Theater, aber auch für Literatur. Und im Bereich der Literatur hat sich in den vergangenen Jahren eine Reihe von Seminaren etabliert, in denen es um Science Fiction, Fantasy und artverwandte Genres geht. Ein solches Seminar lief vom 8. bis 10. März 2024, und ich war als einer von zwei Dozenten dabei.
Mein Co-Dozent war Olaf Brill, den ich seit vielen Jahren kenne und mit dem ich seit einiger Zeit zusammenarbeite. Unser Thema hieß »Ermitteln in fremden Kulturen«, und die Unterzeile »Werkstatt phantastische Kurzgeschichte« machte darüber hinaus klar, worum es eigentlich ging. Geleitet wurde die Veranstaltung von Olaf Kutzmutz, und neben uns Dozenten nahmen 14 Autorinnen und Autoren teil.
Wir begannen am Freitagmittag. Nach einer Vorstellungsrunde leiteten wir zu einem sogenannten Redaktionsgespräch über. Olaf Brill, der für PERRY RHODAN unter anderem die STELLARIS-Kurzgeschichten betreut, erzählte von seiner Arbeit und von seiner Vorgehensweise. Wie geht er als Redakteur bei solchen Kurzgeschichten vor, welche Möglichkeiten haben Autorinnen und Autoren dabei, und welche Regeln gelten?
Damit stimmten wir die Seminarrunde auf ein Wochenende ein, in dem es immer um die Praxis gehen sollte: um das Schreiben und Veröffentlichen, das Arbeiten am Text und die Diskussionen mit einem potenziellen Redakteur oder einer Lektorin.
Nach dem Abendessen arbeiteten wir wieder an den Kurzgeschichten, die im Vorfeld eingereicht worden waren. Wir besprachen die einzelnen Texte sehr detailliert, gingen auf inhaltliche Stärken und Schwächen ein und zeigten, wo man sie sprachlich verbessern konnte. Das taten wir nicht nur an diesem Freitagabend, sondern im Verlauf des Samstags immer wieder.
Wichtig war in solchen Diskussionen immer, dass die einzelnen Autorinnen und Autoren zu Wort kamen. Die unterschiedlichen Sichtweisen auf einzelne Texte finde ich stets bemerkenswert: Wenn jemand sagt, »das und jenes an deinem Text habe ich nicht verstanden« und sich daraus ein Gespräch entwickelt, ist das für alle Beteiligten hilfreich.
Der Samstag gehörte neben der Arbeit an diesem Reader ebenso dem Schreiben einer neuen Geschichte. Wir hatten ein Szenario vorbereitet, das quasi im »Hier und Jetzt« spielt, aber einen Mord aufweist und in dem Außerirdische auftauchen. Auf Basis dieses Szenarios musste sehr schnell eine Geschichte entwickelt und geschrieben werden – die Ergebnisse wurden hinterher in der Runde vorgestellt und diskutiert. Es ist fast schon eine Tradition bei unseren Seminaren, dass alle Anwesenden verblüfft sind, wie vielfältig und interessant die Ergebnisse einer solchen Schreibaufgabe sein können.
Am Sonntag stellten wir noch eine kürzere Schreibaufgabe, die wir sehr flott diskutierten. Dazwischen gab es kleinere Vorträge von Olaf Brill und mir.
Während Olaf Brill darstellte, was »Girlanden« und »Kaskaden« in besonders langen Sätzen sind, referierte ich ein wenig darüber, welche Wörter man meiden oder zumindest reduzieren sollte. In anderen Kurzvorträgen informierten wir über die Möglichkeiten, Kurzgeschichten zu veröffentlichen, und die allgemeine Verlagslandschaft.
Wichtig bei einem solchen Seminar sind übrigens die Pausen: Vor allem abends ging es noch eine Weile weiter. Offizielles Ende des Seminars war stets um 21.30 Uhr; ins Bett gingen die letzten erst nach zwei Uhr nachts. Gesprochen wurde dabei über die Schriftstellerei, aber auch über allgemeine Themen oder eben die aktuellen PERRY RHODAN-Romane.
Am Ende wirkten die meisten auf mich erschöpft und glücklich zugleich. Ein interessantes Seminar war zu Ende gegangen – und Olaf Brill hatte sich als neuer Dozent in Wolfenbüttel hervorragend eingebracht.
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