18 November 2022

Raumschiff in Fesseln

Ein Logbuch der Redaktion

Zu den großen Handlungsabschnitten der PERRY RHODAN-Serie gehört für mich schon immer der »Aphilie«-Zyklus. Ich las ihn mit großer Begeisterung in meiner frühen Fan-Phase, und ich griff in den 80er-Jahren häufig nach Romanen aus diesem Zyklus, um sie ein zweites Mal durchzuschmökern. Heute freue ich mich darüber, den Hörbüchern zu lauschen.

Ganz aktuell hörte ich mir »Raumschiff in Fesseln« an. Dabei handelt es sich um die Folge 82 der erfolgreichen Silber Edition, die in diesem Fall von Tom Jacobs gelesen wird – das macht der Sprecher so gut, dass er mich über die komplette Länge des Hörbuches fesseln konnte. Immerhin handelt es sich um fast 17 Stunden, und ich langweilte mich keinen Augenblick dabei.

Das liegt in erster Linie an den Geschichten, schon klar, aber diese werden durch die Stimme eines hervorragenden Sprechers unterstützt. Jacobs geht intensiv an die Figuren heran, macht sie gewissermaßen lebendig. Wird es spannend, liest er schneller, und technische Beschreibungen – in dieser Silber Edition ohnehin selten – formuliert er so, dass man sie gut verstehen kann.

Da fällt dann fast nicht auf, dass dieses Hörbuch im Prinzip zwei unterschiedliche Geschichten enthält, die auf den ersten Blick nichts gemeinsam haben …

Der erste Teil beschäftigt sich mit der Lage in der Milchstraße. Die Welten der Galaxis sind von den Laren besetzt, die eigentliche Macht wird aber vor allem von den Überschweren ausgeübt. Diese unterdrücken vor allem die Terraner, die sie zu einem großen Teil zu Sklaven gemacht haben. Gleichzeitig haben Menschen unter Leitung des Arkoniden Atlan in der Provcon-Faust ein eigenes Sternenreich errichtet, das Neue Einsteinsche Imperium – zwischen den Menschen in ihrer abgeschiedenen Dunkelwolke und den Laren hat sich ein Status Quo entwickelt, der auf Trennung und Zurückhaltung setzt.

Doch natürlich gibt es geheime Aktionen, an denen beispielsweise Cyborgs teilnehmen. Es kommt zu Gefechten im Raum, bei denen auf einmal ein bislang unbekanntes Raumschiff auftaucht und den Terranern hilft. Die Lage auf dem Mars und auf den Monden des Saturn wird beleuchtet, Ronald Tekener tritt als Geheimagent in einer seiner prekären Missionen auf – die erste Hälfte von »Raumschiff in Fesseln« wirft somit eine Reihe von grellen Blicken auf die Milchstraße.

Der zweite Teil spielt in den Tiefen des Universums. Perry Rhodan und seine Begleiter sind immer noch mit dem Fernraumschiff SOL unterwegs. Sie suchen eine Möglichkeit, die Milchstraße wieder ansteuern zu können und die Heimat der Menschen zu erreichen.

Als sie endlich eine Spur haben, steuern sie eine winzige Galaxis an, der sie den Namen Balayndagar geben. Dort treffen sie auf die unförmig wirkenden Kelosker, die sich als geniale Denker erweisen – doch nach einer Reihe von Missverständnissen droht eine Katastrophe …

Man muss klar sagen: Mitte der 70er-Jahre befand sich die PERRY RHODAN-Serie auf einem neuen Höhenflug. Der laufende Zyklus jener Zeit lässt sich weder inhaltlich noch von der Struktur her mit dem »Meister der Insel«-Zyklus vergleichen, der zehn Jahre zuvor erstmals erschienen war und noch immer die Fans begeisterte – das war eine andere Art, Geschichten zu erzählen und die Hauptfiguren in Abenteuer zu verwickeln.

Autoren wie H. G. Francis waren jung und aktiv, sie schrieben moderner als die erste Generation der Schriftsteller. William Voltz und seine Exposés waren anders strukturiert als die Handlungsvorgaben der Scheer-Ära, sie gingen die Themen auf eine andere Weise an. Die Romane zeigen die Menschheit in der Rolle eines »Underdogs«; Perry Rhodan und seine Gefährten tasten sich in den Weiten des Alls an die Geheimnisse des Kosmos heran, während Atlan versucht, die Menschen in der Milchstraße zu schützen. Die Macht des Solaren Imperiums ist weit entfernt.

Das alles war schon in den 70er-Jahren sehr spannend erzählt und wird in der Silberband-Bearbeitung mit ihren Raffungen und Straffungen noch spannender. Die Hörbuchversion, gelesen von Tom Jacobs, macht das Ganze zu einem neuen Science-Fiction-Erlebnis. Klar, seit 1975 ist viel geschehen, und die Science Fiction hat sich seitdem weiter entwickelt.

Aber höre ich mir »Raumschiff in Fesseln« heute noch einmal an, wird mir bewusst, wie gut die Geschichten damals waren und warum sie noch heute faszinieren. Ein starkes Hör-Erlebnis, das ich nur empfehlen kann!

(Dieses Logbuch erschien bereits am 18. Oktober 2022 auf der Internet-Seite der PERRY RHODAN-Redaktion und wird hier zur Dokumentation wiederholt.)

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