08 Januar 2021

Der Stolz der Flotte

Ein Logbuch der Redaktion

Dass ich die Aktivitäten von Fans so schätze, hat sicher damit zu tun, dass ich selbst jahrelang in der Fan-Szene aktiv war. Ich schrieb Geschichten, ich veröffentlichte Fan-Zeitschriften, und ich besuchte Fan-Veranstaltungen. Deshalb freue ich mich auch, wenn ich Fan-Romane lesen kann. Zuletzt schmökerte ich »Der Stolz der Flotte« durch.

Erschienen ist der Roman vor einigen Monaten im Rahmen des Terranischen Clubs Eden (TCE), der seit einigen Jahren mit seinen Fan-Romanen einen echten Erfolg in der Szene hat. Das liegt sicher an den Inhalten: Die Romane spielen in der Zeit des »Meister der Insel«-Zyklus, der nach wie vor äußerst beliebt ist, und vermitteln bewusst eine etwas altmodische Sicht auf die PERRY RHODAN-Serie.

»Der Stolz der Flotte« ist dafür ein typisches Beispiel. Verfasst wurde der Roman von Kurt Kobler, den ich seit vielen Jahren kenne und von dem ich weiß, dass er mit den »Meistern der Insel« und den entsprechenden Romanen sehr gut vertraut ist. Seinen Roman siedelt er deshalb auch in der Zeit des Andromeda-Feldzugs an, allerdings so ziemlich am Ende dieser großen militärischen Auseinandersetzung.

Der Krieg ist zu Ende, es gibt Waffenstillstands- und Friedensverträge, die Terraner wollen abziehen und sammeln ihre Flotten. Doch dann kommt es zu einem Angriff auf die CREST III, auch der Geheimsatellit TROJA spielt auf einmal wieder eine Rolle, und am Ende hüllen sich Teile eines Raumschiffes offenbar in eine hypertechnische Blase …

Wer sich ein wenig mit der deutschsprachigen Science-Fiction-Szene auskennt, wird schnell viele Hinweise auf Menschen finden, die sich in dieser Szene bewegen oder auch bewegt haben. Der Sonderkurier Acim Mehn ist eine Anspielung – auch optischer Art – auf den leider schon verstorbenen Schriftsteller und Science-Fiction-Fan Achim Mehnert aus Köln. Hinter dem für Funk und Kommunikation zuständigen Chris Monti verbirgt sich selbstverständlich der Schriftsteller Christian Montillon.

Uhli Siefen als Bordkoch ist ein Hinweis auf einen Fan aus Köln, Major Dieter Boohn vom Schiff RÖSEN ist unter anderem (unter seinem Namen Dieter Bohn) durch seine Kurzgeschichten für die STELLARIS-Reihe bekannt geworden. Sicherlich habe ich nicht alle Hinweise bemerkt. Schmunzeln musste ich bei der Erwähnung einer Band: Diese trägt den schönen Namen »Bol/Lie« – eine Anspielung auf meinen Marketing-Kollegen Klaus Bollhöfener –, und ihr Hit ist in der Bordmesse zu hören: »Riding down the Frick-Way, going to a show.«

Schlucken musste ich allerdings, als ich von der »Shift-Schule in Sinzig auf Terra« las. Dort gibt es ein »House of Tanks«, abgekürzt »HoT«, und der Ausbilder heißt Captain Fleischer. Das sind alles Anspielungen auf die PERRY RHODAN-Tage, die Werner Fleischer und Elmar Wietor in der kleinen Stadt Sinzig und dort im »Haus der offenen Tür«, kurz »HoT«, veranstalteten. Die beiden engagierten Macher sind leider beide schon verstorben, auf diese Weise erhalten sie ein literarisches Denkmal.

Schauen wir uns den Roman aber an, ohne auf die vielen Anspielungen zu achten, findet man viele bekannte Elemente. Der Autor kennt sich in der Zeit der »Meister der Insel« aus, er weiß bestens Bescheid über die Raumschiffe und ihre Technik, über die Figuren und ihre Geschichte, über die Sternenreiche und ihre Hintergründe. Das fließt in seinem Roman auch immer wieder in Dialoge und Beschreibungen ein – für mich waren es dann streckenweise fast zu viele Details.

Letztlich aber führt Kurt Kobler eine bunte Reihe von Figuren durch seinen Roman: eine Akonin, die sich auf die Seite der Terraner schlägt, eine Handvoll blutjunger Raumfahrer, einige skurrile Charaktere. Offizielle Hauptfiguren der Serie wie Ras Tschubai oder Gucky spielen in diesem Roman ebenfalls mit, nehmen aber nur eine Nebenrolle ein. Der Roman braucht seine Zeit, bis er in Gang kommt, auch deshalb, weil der Autor so viele Erläuterungen bringt, dann aber wird das Ganze flotter.

Irgendwann wird die Handlung komplex: Ein Miniaturuniversum an Bord der CREST entsteht, und die Helden des Romans müssen sich entsprechend durchschlagen. Im letzten Drittel des Romans geht es richtig rund, es gibt viel Action. Gucky teleportiert, terranische Raumsoldaten schießen und werfen mit Bomben – spätestens da fängt der Autor das Spektrum der »MdI«-Geschichten ein.

»Der Stolz der Flotte« ist ein Science-Fiction-Roman mit einem Umfang von rund 160 Seiten. Das Layout kommt professionell rüber, die Innenillustrationen von Raimund Peter finde ich hervorragend. Vor allem am Anfang schwächelt die Story – aber insgesamt erhält man als Leser einen interessanten Ausflug in die klassische Zeit der PERRY RHODAN-Serie.

(Weitere Informationen zu dem Roman und zu den Möglichkeiten, ihn zu bestellen, gibt es auf der Internet-Seite des Terranischen Clubs Eden. Dort kann man ihn für 6,50 Euro plus Porto kaufen.)

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