Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«:
Der Samstag, 8. September 2001, verging wie im Flug. Während ein
fieser Dauerregen über Rastatt herunterging, hatten wir einen richtig
schönen »Tag der offenen Tür«, den wir zum vierzigsten Geburtstag der
PERRY RHODAN-Serie begingen. Überall waren Fans am Diskutieren, Essen
und Trinken; einige Journalisten machten Interviews, filmten und
fotografierten, die Johnny-Bruck-Ausstellung wurde ebenso rege besucht wie der Multimedia-Raum.
Zwischendurch
öffnete ich sogar mein Büro, zumindest für einige Besucher. Was für
mich seit vielen Jahren zur Arbeit und damit zur ganz gewöhnlichen
Realität gehörte, fanden manche Besucher spannend. Staunend sahen sie
die Regale mit den Original-Exposés an oder bewunderten spezielle PERRY
RHODAN-Produkte, die es nie in den »freien Handel« geschafft hatten.
Um
14 Uhr besuchte ich das eigentliche Programm. Auf der Bühne in jenem
Saal, der an normalen Tagen als Lagerhalle der Verlagsunion Pabel-Moewig
diente, war Hermann Ritter als Diskussionsleiter tätig. Die Autoren Arndt Ellmer und Robert Feldhoff
saßen mit ihm auf der Bühne, erzählten über ihre Arbeit, und er
versuchte, weitere Enthüllungen über den künftigen Handlungsverlauf zu
entlocken.
Obwohl ich den prasselnden Regen seit Stunden
ignorierte, merkte ich an meinem Platz in einer der hinteren Reihen,
dass das Rauschen lauter wurde. Ich verließ die Diskussionsrunde, an der
sich die Fans lebhaft beteiligten, und ging hinaus. Von der Tür aus sah
ich, wie in genau diesem Augenblick eine Dachrinne offensichtlich Risse
bekam – und auf einmal prasselte Wasser ungebremst in den Verlagshof.
Schnell
räumten wir den Informationsstand, die Kasse und den Stand der PERRY
RHODAN-FanZentrale zur Seite, bevor die Unterlagen alle durchnässt
waren. Am Problem änderte sich nichts. Weiterhin lief Wasser in den Hof,
und dann schien auch noch die Kanalisation zu versagen: Auf einmal
bildeten sich Pfützen im Hof, weil Wasser von unten hochgedrückt wurde,
direkt zwischen den Biertischen und Bierbänken. Zumindest wuchsen die
Pfützen nicht weiter und die Temperaturen blieben erträglich, aber die
Lage war ungemütlich.
Ich kümmerte mich wieder um das Programm,
denn jetzt musste ich auf die Bühne. Gegen 16 Uhr leitete Hermann Ritter
eine Versteigerung ein, bei der es allerlei PERRY RHODAN-Objekte zu
kaufen gab; ich stand ihm als Helfer zur Verfügung. Mit gewohnt launigen
Bemerkungen schaffte er es, die Preise bei der Versteigerung zeitweise
in unerwartete Dimensionen zu treiben. Bei manchen Objekten hatte ich
erwartet, daß sie für wenige Mark weggingen, stattdessen erreichten sie
stattliche Dimensionen.
Ausländische PERRY RHODAN-Ausgaben wie
die chinesische Nummer eins waren besonders beliebt, aber auch Andrucke,
Druckfilme oder spezielle Bücher, die nur einmal als sogenanntes Dummy
angefertigt worden waren, fanden großen Anklang. Wir hatten über hundert
verschiedene Dinge im Angebot, die Erlöse der Versteigerung sollten
später zudem an die »Aktion Mensch« gehen. Insgesamt hatten wir am Ende
der Versteigerung über 1900 Mark erlöst und waren damit sehr zufrieden.
Noch
während der Versteigerung reisten die ersten Besucher ab. Langsam
leerte sich der Verlagshof, in dem die Wasserpfützen sowieso immer
größer wurden. Gegen 18 Uhr ging die Veranstaltung zu Ende, und wir
konnten rasch mit den Aufräumarbeiten beginnen.
Grinsend drückte mir Klaus Bollhöfener
wieder die Zange in die Hand, die er mir am Morgen schon einmal gegeben
hatte. »Du wolltest die Schilder ja selbst wieder abmontieren«,
erinnerte er mich mit feiner Ironie. Ich nickte fatalistisch und stapfte
in den Regen hinaus. Nacheinander steuerte ich zu Fuß die
Laternenpfähle und Verkehrszeichen an, an denen ich am Morgen die Park-
und Hinweisschilder angebracht hatte.
Wie ich rasch feststellte,
brauchte ich die Kneifzange nicht. Offensichtlich waren die PERRY
RHODAN-Fans schneller als ich gewesen; einige Sammler hatten alle
Schilder vorsorglich entfernt und als Souvenirs eingesteckt.
Unverrichteter Dinge kehrte ich wieder zurück. Mein Spaziergang
erbrachte zumindest, dass ich zum zweiten Mal an diesem Tag durchnässt
wurde. In meinem Büro zog ich die mittlerweile getrockneten
Kleidungsstücke vom Morgen wieder an.
Dank der guten Organisation
der Kollegen ging es jetzt schnell. Wir packten Biertische und
Bierbänke zusammen, die Catering-Firma räumte ihren Stand ab, die
Lagerhalle wurde ausgeräumt. Gegen 19.30 Uhr drehte der Hausmeister mit
seiner Kehrmaschine die Runden und fegte den Hof, und um 20 Uhr
erinnerte nichts mehr an die Geburtstagsfeier zu 40 Jahren PERRY RHODAN.
Erschöpft
und glücklich zugleich standen wir im Verlagshof. Immer noch regnete
es, doch die Pfützen am Boden waren nicht größer geworden; aus der
Dachrinne lief nach wie vor ein Rinnsal Wasser herunter. »Offensichtlich
haben wir noch einmal Glück gehabt«, sagte ich erleichtert.
Den
Ausklang bildete ein gemeinsames Essen mit den Kollegen, Autoren und
Künstlern in einem italienischen Restaurant um die Ecke – und als ich
gegen ein Uhr nachts in mein Bett purzelte, fühlte ich mich so richtig
müde.
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