Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«:
Es war mittlerweile nach zwölf Uhr mittags an diesem Samstag, 8.
September 2001, und es regnete immer stärker. Der »Tag der Offenen Tür«,
den wir von der PERRY RHODAN-Redaktion auf dem Gelände der Verlagsunion
Pabel-Moewig veranstalteten, entwickelte sich ausgesprochen feucht –
und dabei wollten wir doch in aller Ruhe und mit viel Freude den
vierzigsten Geburtstag der PERRY RHODAN-Serie feiern.
Viele
Kolleginnen und Kollegen aus anderen Abteilungen wirkten mit. Sie saßen
an der Kasse, sie räumten den anfallenden Müll weg, sie halfen an den
unterschiedlichsten Stellen. Sogar die Druckerei hatte ihren
Schichtbetrieb darauf eingestellt und für diesen Tag einen PERRY
RHODAN-Roman auf die Maschinen gelegt. Immer wieder eilten Gruppen von
Besuchern durch den Regen hinüber zur Druckerei, wo sie eine Führung
durch die Maschinenhallen bekamen. Wer wollte, konnte hinterher Andrucke
und Druckfahnen aktueller Romane als Geschenk nach Hause mitnehmen.
Ich
besorgte mir etwas zu essen und zu trinken. Um mich zu versorgen,
musste ich das tun, was allen anderen Besuchern ebenfalls drohte: Ich
musste das schützende Dach zwischen dem eigentlichen Bürogebäude und dem
Lager verlassen und durch den Regen zu dem »Bierpavillon« eilen, den
unser Getränkelieferant aufgestellt hatte. Ebenso schnell ging es zurück
ins Trockene. Ich nahm es mit Humor, und ich war froh, dass die meisten
Besucher sich ebenfalls locker und humorvoll verhielten: Sie saßen an
Biertischen, als sei der Verlagshof eine einzige überdimensionierte
Gaststätte, wo sie aßen und tranken und sich gut unterhielten.
Zwischendurch
wurde ich gefragt, wie denn überhaupt die Idee entstanden sei, einen
»Tag der Offenen Tür« zu veranstalten. »Schuld daran ist Sabine«, gab
ich zur Auskunft.
Nachdem wir im Dezember 1999 einen großen
PERRY RHODAN-WeltCon zum Band 2000 organisiert hatten, sahen wir uns
nicht in der Lage, bereits zwei Jahre danach wieder einen WeltCon
auszurichten. Aber selbstverständlich wollten wir den vierzigsten
Geburtstag der PERRY RHODAN-Serie entsprechend feiern.
Sabine Bretzinger –
heute Kropp – hatte die Idee während einer Autofahrt: Wir saßen
gemeinsam im Fahrzeug und rollten von Garching, wo wir einen PERRY
RHODAN-Con besucht hatten, zurück nach Karlsruhe. Wir sprachen über das
anstehende Jubiläum, und Sabine hatte die richtige Idee: »Wir könnten
die Leute mal zu uns einladen«, sagte sie, »nicht immer in andere Städte
fahren und dort mit einem riesigen Aufwand etwas auf die Beine
stellen.« Es könnte für die Fans doch auch interessant sein, einmal die
Büros und die Druckerei zu sehen, jene Orte also, an denen ein
wesentlicher Teil der PERRY RHODAN-Serie erarbeitet wird.
»Vielleicht
war's ein schlechtes Omen«, unkte ich. Die Rückfahrt von Garching war
nämlich im strömenden Regen verlaufen, mit einer streckenweise
reduzierten Sicht auf der Autobahn – und an diesem Samstag hatten wir
praktisch dasselbe Wetter in Rastatt.
Erfreulicherweise spielten
die Besucher mit. Einige wärmten sich mit frischem Vurguzz auf, den es
am Stand der PERRY RHODAN-FanZentrale gab. Andere ließen sich von einem
professionellen Papierschöpfer zeigen, wie man Papier herstellt, und
kauften bei ihm für wenige Galax handgeschöpftes Büttenpapier. Andere
ließen sich von dem Cartoonisten und Verlagslektor Ulrich Magin
zeichnen, wieder andere schauten Alfred Kelsner bei seiner Arbeit zu.
Ständig umlagert waren die Autoren, die sich unter das Volk mischten. Robert Feldhoff
als Exposéautor musste Autogramme geben und beantwortete in seiner
zurückhaltenden Art viele Fragen. Arndt Ellmer bummelte umher, und
Michael Nagula, der zu diesem Zeitpunkt noch als Gastautor galt, freute
sich sehr, einmal wieder unter PERRY RHODAN-Fans zu sein.
Für das
Jahr 2001 boten wir etwas sehr Modernes an: einen Multimedia-Raum, in
dem an sechs Computern gleichzeitig »gearbeitet« werden konnte.
Eingerichtet worden war der Raum auf dem Flur, in dem sich auch mein
Büro befand. Die Besucher konnten also an den klassischen Johnny-Bruck-Bildern,
die an der Wand hingen und die 60er- bis 90er-Jahre verkörperten,
vorbeigehen und dann in den Multimedia-Bereich spazieren, wo das neue
Jahrtausend demonstriert wurde.
Unsere Partner von der Firma
Trilobit präsentierten dort die Beta-Version der neuen CD-ROM »Abenteuer
Universum Teil II«, an anderen Computern konnten allerlei elektronische
Anwendungen rings um PERRY RHODAN ausprobiert werden. Interessierte
Fans konnten sich einen Romananfang ausdrucken, der sie selbst als Autor
oder auch Held des Geschehens schilderte. Sogar einen
Internet-Anschluss gab es, mit dem die Besucher sich den PERRY
RHODAN-Auftritt im damals noch sehr neuen Internet ansehen konnten.
Neben
dem Multimedia-Raum hatten wir einen Besprechungsraum eingerichtet, der
meist überfüllt war – in diesem stellten sich die Autoren in
Einzelgesprächen gewissermaßen »Auge in Auge« den Fans. Ich bekam einige
gute Frage-und-Antwort-Runden mit, das schien allen Beteiligten Spaß zu
machen.
Dazu kam ein spezieller Raum, in dem die Ausstellung
»Wie entsteht ein Heftroman?« zu sehen war. Durch ebendiese Ausstellung
führte Sabine Bretzinger. Die Redakteurin zeigte den interessierten
Besuchern die einzelnen Arbeitsschritte und beantwortete die zahlreichen
Fragen, die unweigerlich aufkamen.
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