Es nieselte an jenem frühen Morgen. Als ich meine Wohnung in der
Karlsruher Innenstadt verließ, blickte ich sorgenvoll zum Himmel hinauf.
Alles war grau: Dicke Wolken zogen über den Himmel, und der feine kühle
Regen fiel ununterbrochen auf die Stadt herunter.
Ich hoffte,
dass das Wetter in Rastatt ein wenig besser sein würde – obwohl die
Entfernung zwischen meinem Wohnort und meinem Arbeitsplatz gerade mal
zwei Dutzend Kilometer betrug. Aber manchmal reichte das aus, dass die
eine Stadt trocken blieb, während die andere buchstäblich absoff.
Immerhin
hatten wir an diesem Tag viel vor, und daran dachte ich, während ich
mein Auto durch die Innenstadt und auf die Autobahn lotste. Es war der
Samstag, 8. September 2001, und wir wollten den vierzigsten Geburtstag
der PERRY RHODAN-Serie feiern. Das Verlagsgebäude in Rastatt sollte sich
zum Tag der offenen Tür öffnen ... aber niemand wusste, wie viele
Besucher kommen würden, und ich hatte Angst, in einer leeren Halle zu
stehen.
Die Angst hatte mich schon am Morgen so in ihren Klauen
gehabt, dass ich am liebsten daheim geblieben wäre. »Ich bleib‘ einfach
liegen«, murmelte ich, ließ es dann aber aus purem Pflichtbewusstsein
bleiben. Eine PERRY RHODAN-Veranstaltung, bei der ich als Chefredakteur
nicht völlig unwichtig war, konnte ich nicht einfach ausfallen lassen.
Aber
während ich die Autobahn gen Süden befuhr, überlegte ich nicht nur
einmal, ob das alles klappen würde. Der Wind beutelte die Bäume entlang
der Autobahn, die Temperatur fiel weiter. Hatten wir für den Notfall
genügend Heizöfen und Heizluftgeräte, oder kamen wir auch ohne sie aus?
Ich schüttelte den Kopf. Es würde schon nicht so schlimm kommen, dachte
ich.
Auf halber Strecke hörte ich den Wetterbericht: Böige Winde
und Dauerregen wurden gemeldet, in der Südpfalz sei immerhin
zwischendurch die Sonne zu sehen. Das gab mir sogar die Hoffnung, es
könne vielleicht auch im mittelbadischen Raum rings um Rastatt und
Karlsruhe zu einem wenngleich kurzfristigen Sonnenschein kommen.
Als ich im Verlag ankam, hellte das Wetter tatsächlich auf. Klaus Bollhöfener,
der die Veranstaltung federführend organisierte, hatte bereits alles
unter Kontrolle. Mitarbeiter des Verlags stellten Informationstische
zusammen, der Hausmeister sorgte noch einmal dafür, dass die
Versandhalle sauber gefegt war. Die Mitarbeiter der Firma Klippstein,
die sich um die Versorgung kümmerten, bauten Biertische und Bierbänke
auf, stellten ein Bier-Pavillon hin und sorgten dafür, dass alles so
aussah, als ob ein großes Fest anstünde.
Bei einer kurzen
Besprechung in meinem Büro konnte ich meiner Sorge kaum Herr werden.
»Was ist denn, wenn niemand kommt?«, sagte ich. »Wenn das Kackwetter die
Leute alle daheim bleiben lässt?«
Klaus Bollhöfener beruhigte
mich. »Da kommen genug Leute, mach dir keine Sorgen.« Wir hatten im
PERRY RHODAN-Umfeld für starke Werbung gesorgt, um Fans nach Rastatt
einzuladen. Es sollte zum vierzigsten Geburtstag der Serie – keine zwei
Jahre nach dem großen PERRY RHODAN-WeltCon in Mainz – keinen großen Con
geben, sondern einen »Tag der offenen Tür« für die Freunde der größten
Science-Fiction-Serie.
Darüber hinaus hatten wir bewusst
Verlagsangehörige zu einem gemütlichen Beisammensein eingeladen und in
der Innenstadt von Rastatt plakatiert: Dort war an diesem Wochenende ein
großes Stadtfest, zu dem Zehntausende von Besuchern erwartet wurden.
Einige von denen, so war unser Kalkül, würde sich doch gern zu einem
Fest in den Verlag am Stadtrand verführen lassen.
Vorbereitet
hatten wir viel. Während die Kollegen aus Redaktion und Marketing
ununterbrochen geackert hatten, waren mein Diavortrag und die
Versteigerung erst am Mittwoch und Donnerstag fertig geworden.
Am
Ende der Besprechung drückte mir Klaus eine Zange, eine Rolle Draht und
einige Schilder in die Hand. »Du hast gesagt, du hättest anfangs nichts
zu tun«, sagte er und grinste. »Du hast dann gesagt, dass ...«
Ich
erinnerte mich gut daran, was ich versprochen hatte. Unter dem Grinsen
der Kolleginnen und Kollegen stapfe ich hinaus in den erneuten
Nieselregen. Damit die Besucher von außerhalb sich nicht im Gelände
verirrten, hatte unsere Agentur Parkplatzschilder vorbereitet, die ich
an Ampeln, Verkehrsschildern und relevanten Abzweigungen anbrachte. So
sollten die Besucher auf den richtigen Parkplatz geleitet werden, von wo
aus sie es nur noch hundert Meter bis zum Verlagshof hatten.
Es
ging gut, auch deshalb, weil mich Torsten, ein Fan aus Rastatt,
unterstützte. Noch während wir die Schilder aufhängten, rollten die
ersten Fans an. Ich kam nicht mal dazu, alles anzubringen: Ständig wurde
ich gefragt, wo denn der Verlag sein, und ein Auto nach dem anderen bog
in Richtung Verlag ab. (Dass die Schilder innerhalb kürzester Zeit von
Souvenirsammlern entfernt wurden, bekam ich erst später mit.)
Nass
und nervös zugleich kam ich zurück. »Was machen wir denn, wenn zu viele
Leute kommen?«, fragte ich Klaus, der bemerkenswert ruhig war. »Wo
bringen wir die unter, wenn die Halle voll ist und alle
Sitzgelegenheiten belegt sind?«
»Keine Sorge«, beruhigte er mich erneut und lachte. »So viele werden es nicht sein.«
Das
Fest sollte um zehn Uhr morgens beginnen. Die ersten Fans waren bereits
um 8.30 Uhr eingetroffen, hatten uns aber erst einmal in Ruhe gelassen
und hielten sich in Lokalen in der Umgebung auf. Der »McDonald’s« auf
der anderen Straßenseite erwirtschaftete an diesem Tag wohl einen
Riesenumsatz mit PERRY RHODAN-Fans.
Ich trank erst einmal einen
Kaffee und zog mir eine trockene Jacke über. Zehn Uhr näherte sich, und
ich war immer noch nervös ...
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