09 September 2013

Terra ist wieder im Schussfeld

Ein Logbuch der Redaktion

»Immer wieder konfrontiert uns die PERRY RHODAN-Serie mit geheimnisvollen, oft kosmischen Wesen«, schreibt Hubert Hansel in seinem Nachwort zum PERRY RHODAN-Buch mit der Bandnummer 123, »aber das Fremde, dem wir begegnen, muss nicht wirklich fremd daherkommen.« Der Autor, der den Silberband zusammengestellt hat, wird in diesem Text geradezu philosophisch. Kein Wunder – es fehlt nicht an exotischen Wesen und seltsamen Charakteren, die in diesem Roman auftauchen und eine wesentliche Rolle spielen.

Die Rede ist von »Terra im Schussfeld«, dem fünften Band des laufenden Zyklus um »Die Kosmische Hanse«. Hubert Haensel hat Romane zusammengefasst, die in den frühen 80er-Jahren erschienen und die mich mit ihrer Faszination damals »ganz schön packten«. Allein schon die schrägen Aliens, die in den Romanen auftauchten, fand ich klasse.

Das kosmische Findelkind Quiupu beispielsweise, das an der Wiederherstellung von Teilen des Viren-Imperiums arbeitet, macht durch seltsame Verhaltensweisen auf sich aufmerksam. Quiupu sieht auf den ersten Blick fast wie ein Mensch aus, ist aber ganz eindeutig keiner. Er beweist, dass Aussehen allein keine Ähnlichkeit schaffen kann, wenn sich das Verhalten grundlegend unterscheidet.

Oder gar Srimavo, ein junges Mädchen, das buchstäblich aus dem Nichts erschienen ist. Srimavo sieht aus, als sei sie ein ganz normales Mädchen, gerade einmal zwölf Jahre alt, aber die Terraner müssen erkennen, dass an ihr fast gar nichts normal ist. Und dann ist da noch der geheimnisvolle Vamanu, der ebenfalls viele Rätsel aufgibt – das alles fand ich damals unglaublich spannend.

Das ist heute ebenso faszinierend, und Hubert Haensel macht in seinem Nachwort klar, warum das Vertraute häufig so unvertraut ist: »Wir brauchen, um das absolut Fremde zu verstehen, bekannte Vergleiche und Begriffe. Sonst bleibt das Fremde fremd, und unser Interesse daran wird vermutlich sehr schnell erlöschen.«

Gerade die unbekannten Wesen in diesem Buch, die auf den ersten Blick so menschenähnlich wirken, machen klar, wie fremdartig der Nachbar sein kann – und wie lohnenswert es zugleich ist, ihn besser kennenzulernen. Deshalb ist »Terra im Schussfeld« bei aller Action und bei allen Weltraum-Abenteuern zugleich ein Plädoyer für eine offene Gesellschaft. Denn so sagt es Hubert Haensel: »Was könnte uns manchmal fremder sein als wir selbst?«

Der Autor ist recht zeitaktuell, wenn er über das »Leben auf unserem kleinen Planeten« schreibt, es bestehe »aus Scharmützeln, kleinen und großen Kriegen, Drohgebärden – ich möchte fast sagen: Idiotie«. Man muss kein politisch-gesellschaftlich aktiver Mensch sein, um zu verstehen, was er damit wirklich meint ...

Die Romane, aus denen dieser Silberband zusammengestellt worden ist, spiegelten die gesellschaftlichen Diskussionen wider, die in den frühen 80er-Jahren im deutschsprachigen Raum geführt wurden. Es ist in gewisser Weise traurig, dass die Menschheit in den dreißig Jahren, die seitdem vergangen sind, nur so wenig dazu gelernt hat. Was Autoren wie William Voltz oder H.G. Ewers damals als positive Utopie für die Menschheit verkündet haben, gilt auch heute noch ...

Deshalb ist »Terra im Schussfeld« ein Buch, das eben »nicht nur Science Fiction« ist, sondern in mancherlei Hinsicht aktuelle Diskussionen widergibt: die aus den frühen 80er-Jahren und die aus dem Jahr 2013. Das finde ich bemerkenswert ...

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