Im Verlauf der 80er- und frühen 90er-Jahre hatte ich einige Male die Frankfurter Buchmesse besucht. Dabei war ich stets privat angereist, ohne einen Messestand und einen »offiziellen« Auftrag. Doch an diesem Oktober-Wochenende des Jahres 1993 stand meine erste Buchmesse an, auf der ich in meiner Funktion als PERRY RHODAN-Redakteur mitwirken sollte. Ich war im Vorfeld ein wenig nervös.
Die Woche war anstrengend verlaufen. Noch am Vortag hatte ich viel Zeit mit Horst Hoffmann verbracht. Der PERRY RHODAN-Autor besuchte mich an diesem Donnerstag, 7. Oktober 1993, nachmittags in meinem Büro. Er brachte sein neues Manuskript mit, das wir gleich am Tisch diskutierten. Er hatte einige weitergehende Pläne und lud mich dann zum Abendessen ein – nicht in Rastatt, wo der Verlagssitz war, sondern in Gaggenau.
Also fuhr ich nach Feierabend in das Dorf, in dem ich zu jener Zeit wohnte, machte mich frisch und fuhr gleich weiter. Am frühen Abend erreichte ich die »Krone«, einen Landgasthof in Selbach, einem Ortsteil der kleinen Stadt Gaggenau. Das Essen war okay, die Getränke auch – weil ich fahren musste, hielt ich mich beim Bier sehr zurück.
Und so verbrachte ich einen lustigen Abend mit Horst, seiner Ehefrau, ihrer Tochter und deren Freund. Wir sahen uns Urlaubsfotos an – die beiden waren in Sri Lanka gewesen – und blödelten herum, redeten kaum über die Arbeit.
Spät kam ich nach Hause und ins Bett. Ich hatte den Abend zwar genossen, aber mir war bewusst, dass es nicht so klug gewesen war, so lange wegzubleiben. Keine gute Voraussetzung für ein Wochenende auf der Buchmesse!
Am nächsten Tag ging es ohnehin mit der Arbeit weiter. Ich stand wieder einmal unter Termindruck. Hans Kneifel hatte das Manuskript des dritten ATLAN-Buches geliefert, das ich unter dem Titel »Hüter des Planeten« veröffentlichen wollte. Es war ein dicker Packen Papier: teilweise kopierte Seiten aus den klassischen Taschenbüchern, teilweise neu geschriebene Manuskript-Seiten, alles übersät mit zahlreichen Anmerkungen, handschriftlichen Verbesserungen und dergleichen.
Bei dem Papierberg hatte ich in den vergangenen Tagen mit dem Lektorat begonnen. Ich hatte mit einigen Szenen meine Probleme, die ich mit dem Autor noch besprechen musste; an diesem Tag wurde ich allerdings nicht mit dem Buch fertig.
Am frühen Nachmittag machte ich Feierabend, spazierte vom Verlag zum Bahnhof in Rastatt und bestieg dort den InterRegio, der direkt nach Darmstadt fuhr. Das fand ich angenehm, weil ich nicht umsteigen musste und ein wenig lesen konnte, und eineinviertel Stunden später war ich schon in Darmstadt. Dort holte mich Hermann Ritter ab.
Mit seinem altersschwachen Kadett fuhr mich mein alter Freund – wir hatten uns bereits 1982 kennengelernt – aus Darmstadt hinaus nach Weiterstadt. Dort wohnte er mit seiner Freundin in einer großzügig geschnittenen Wohnung zwischen Wald und Autobahn. Dass er mit dem Vermieter in einem Haus nicht dauerhaft glücklich sein würde, ahnte er damals wohl schon ...
Seine Freundin hatte wenig Zeit für mich. Sie studierte Psychologie und hatte am Montag nach der Messe eine Prüfung, auf die sie sich vorbereiten musste. Nach kurzem »Hallo« verzog sie sich an ihren Arbeitsplatz. Ich rollte eine Isomatte und meinen Schlafsack auf dem Boden des Wohn-, Ess- und Bibliothekszimmers aus, überprüfte den korrekten Sitz meiner damals doch eher ausgefallen aussehenden Frisur, und wir fuhren wieder los.
Hermann steuerte in der Innenstadt von Frankfurt den VorCon des BuchmesseCons an. Der Con fand in einem Restaurant statt, das zum Henninger Turm gehörte. Ich freute mich, dort einige Bekannte zu sehen; gemeinsam stürzten wir uns in die lockere Zusammenkunft. Ich aß etwas, vor allem trank ich mehrere große Gläser Bier. Hermann als Fahrer musste nüchtern bleiben.
Susan Schwartz, die – wie ich – recht neu im PERRY RHODAN-Team war, hatte sich mit ihrem Mann Gerald eingefunden. Mit den beiden sprach ich über die Aktivitäten des Fabylon-Verlags und andere Autoren – im Prinzip betrieben wir also »Tratsch und Klatsch«. Mit Hermann Urbanek unterhielt ich mich über den Fantasy-Verein, in dem wir beide Mitglied waren, mit Heiko Langhans plauderte ich über die PERRY RHODAN-Taschenbücher.
Der Abend verstrich viel zu schnell. Hermann mahnte zum Aufbruch. »Wir müssen ja morgen fit sein, wenn wir am Messestand einen guten Eindruck machen wollten«, erinnerte er mich. Er hatte recht, also fuhren wir zurück nach Weiterstadt.
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