Ich möchte heute ein kleines Gedankenexperiment vorschlagen. Wir stellen uns einmal vor, die Geschichte wäre in den frühen 60er-Jahren nicht so abgelaufen, wie es uns überliefert worden ist. Die politische Lage auf der Erde wäre anders gewesen, die Ingenieure hätten ungeahnte Technologien entwickelt.
Und somit wäre zur Landung auf dem Mond nicht eine Apollo-Rakete zum Einsatz gekommen, sondern die STARDUST. Nicht Neil Armstrong wäre als erster Mensch auf dem Mond gelandet, sondern ein gewisser amerikanischer Major namens Perry Rhodan.
So dachten es sich die PERRY RHODAN-Autoren K. H. Scheer und Clark Darlton, als sie ab Ende 1960 ihre Vision einer Science-Fiction-Serie erarbeiteten. Sie verbanden die technisch-wissenschaftlichen Visionen Scheers mit den phantastischen Ideen Darltons, und sie schrieben einen Science-Fiction-Welterfolg, wie es ihn kein zweites Mal gibt: die PERRY RHODAN-Serie, die seit September 1961 Woche für Woche erscheint.
Mit den Anfängen der Dritten Macht und – vor allem – des Sozialen Imperiums beschäftigten sich die beiden aber gar nicht ausführlich. Schnell stoßen Perry Rhodan und seine Gefährten ins All vor, in Windeseile lösen sie das Galaktische Rätsel und erreichen die Welt des Ewigen Lebens, und ganz nebenbei werden die Staaten der Erde geeinigt.
Die PERRY RHODAN-Autoren wollten ihre Serie schnell hinausführen in die Tiefen der Milchstraße und weg von der Erde mit den kleinkarierten Streitereien ihrer menschlichen Bewohner. Im Nachhinein ist das völlig nachvollziehbar. Aber wie viele spannende Geschichten wurden auf diese Weise nicht geschrieben!
Als wir uns in der Redaktion damit beschäftigten, wie wir das Jubiläum unserer Serie begehen sollten – 2021 wurde PERRY RHODAN schließlich sechzig Jahre alt –, kamen wir schnell auf die Überlegung, in die Vergangenheit zu gehen. Wir wollten einen Blick auf die Anfänge unserer Serie werfen, in literarischer Form vor allem, und ausloten, was man über Galacto City erzählen kann. Die Stadt trug ja nur kurze Zeit diesen Namen, bevor man sie in Terrania umbenannte, und so kennt man die Hauptstadt der Erde heute.
Alexander Huiskes erarbeitete ein umfangreiches Datenblatt zu der Stadt und ihrer Geschichte. Er definierte Gebäude und Straßen, wichtige Figuren und einiges zu den Hintergründen der Stadt. Seine Arbeit beruhte auf den klassischen Romanen, die in den 60er-Jahren erschienen waren, sowie eigenen Ideen. Die Exposés für die Kurzromane hielten Alexander Huiskes als Exposéautor und ich als Redakteur eher kurz. Wir wollten, dass die Autorinnen und Autoren ihre eigenen Schwerpunkte setzten.
Und so geschah es auch. Drei Autorinnen und drei Autoren schrieben die sechs Kurzromane. Wir hatten vorher mit ihnen gemailt und gesprochen; wir hatten sie bewusst ausgesucht, weil wir wussten, dass jeder und jede von ihnen für einen ganz eigenständigen Stil standen. Wir wollten einen vielfältigen Blick auf einen Schauplatz, auch auf das Risiko hin, dass manche Blicke sich dann doch ähneln würden.
Nun werden die sechs Kurzromane als Ganzheit in einem Buch zusammengefasst. Es ist ein Buch, das im sogenannten Print-On-Demand-Verfahren hergestellt wird. Bestellt also jemand ein Galacto-City-Buch, wird es für ihn oder sie gedruckt, gebunden und ausgeliefert. Ohne zu sehr in die Details gehen zu wollen: Wir haben uns für dieses Vorgehen entschieden, weil wir keinen Buchverlag mehr haben und auf diese Weise ein Buch in kleiner Auflage anbieten können. Wir werden sehen, wie dieses Experiment ankommt.
Bei den sechs Texten handelt es sich um Science Fiction, die man heutzutage auch im weitesten Sinn als »Retro-SF« bezeichnen könnte. Es ist schließlich Science Fiction, die in der Vergangenheit spielt und trotzdem von einer fiktiven Zukunft erzählt. Für »Außenstehende« ist das gar nicht so einfach zu erklären; wer aber PERRY RHODAN kennt, wird den Zusammenhang schnell verstehen.
Ich freue mich darauf, dass wir nun auch die Menschen, die ein gedrucktes Buch bevorzugen, auf eine Reise in eine fiktive Vergangenheit mitnehmen können. Ich hoffe, sie lassen sich nun alle vom Charme der Weißen Stadt und ihrer Bewohner faszinieren, so wie es den Autorinnen und Autoren samt der Redaktion bei der Entwicklung der sechs Kurzromane ergangen ist …
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