15 April 2012

Konzept für sechs ATLAN-Romane

Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«

Am Mittwoch, 13. Februar 2008, stand für mich fest: Der Monolith ließ mich nicht mehr los. Was anfangs der 90er-Jahre bei einer Reise durch Australien entstanden war und was ich an einem Abend in der Kneipe vertieft hatte, musste jetzt buchstäblich aus dem Kopf. Es nutzte nichts, wenn ich versuchte, den Monolith und die damit zusammenhängenden Überlegungen zu ignorieren - das schaffte ich sowieso nicht.

Also setzte ich mich nach Feierabend hin und schrieb all das zusammen, was mir durch den Kopf ging, und strukturierte es so sinnvoll wie möglich. Dabei griff ich auf meine Notizen zurück, die mittlerweile mehrere »Schmierzettel« füllten. Ein weiteres wichtiges Hilfsmittel: ein Auszug aus einer Datei, die ich vor vielen Jahren von Rainer Castor erhalten hatte - mit dieser hatte er für Hans Kneifel und sich selbst den Hintergrund für eine Reihe von Romanen entwickelt, die im 35. Jahrhundert alter Zeitrechnung spielen sollten.

Bisher waren die ATLAN-Bände bei Fantasy Productions immer in Trilogien erschienen: Drei Romane erzählten eine Geschichte, die am Ende möglichst abgeschlossen sein sollte. Das Ziel war von vorneherein, die drei Bände nach einigen Jahren als »dicke Klopper« zu vermarkten oder sie auch einem anderem Verlag als Lizenzthema anzubieten.

Mit einem Zyklus, der sechs Bände umfassen sollte, glaubte ich, diese Ziele ebenfalls erreichen zu können. »Eine grundlegende Autorenarbeit in punkto Exposés ist einmal für ein Jahr zu liefern«, argumentierte ich. Und: »Werbung und Marketing können ein ›größeres Paket‹ in einem interessanten Zusammenhang vorstellen. Einzelbände gehen unter.«

Ich plädierte stark gegen Einzelbände, wie sie zu der Zeit von Fantasy Productions bevorzugt wurden, weil ich an eines immer glaubte: Der PERRY RHODAN- und ATLAN-Leser mochte komplexe Geschichten, die sich über einen längeren Zeitraum zogen. Einzelne, in sich abgeschlossene Taschenbücher, die in den 70er- und 80er-Jahren sehr beliebt gewesen waren, hatten bereits zu Beginn der 90er-Jahre ihre Attraktivität verloren.

Für den kosmischen Hintergrund griff ich auf das Szenario zurück, das Robert Feldhoff während des »Sternenozean«-Zyklus' entwickelt hatte. Zitat aus meinem Konzept: »Vor sieben Millionen Jahren erschuf ES die Hyperkokons. Einer davon ist der Ordhogan-Nebel, der in der PR-Haupthandlung nur erwähnt wurde, aber nie eine Rolle spielt. Die Hyperkokons gerieten in Vergessenheit.«

Meine Geschichte sollte von einer galaktischen Hochzivilisation ausgehen, die vor 1,1 Millionen Jahren aktiv gewesen ist. Deren Angehörige finden heraus, dass es die uralten Hyperkokons gibt. Ihre Angehörigen erschaffen in der Folge gigantische Bauwerke, die sie als Monolithen tarnen, mit deren Hilfe sie den Zugang zu einem Hyperkokon finden wollen - zum Ordhogan-Nebel nämlich.

Das ganze hatte einen direkten Bezug zur ATLAN-Trilogie, die Rainer Castor verfasst hatte und die in den ATLAN-Büchern 14 bis 16 veröffentlicht worden war. Auch wenn ich das nicht aussagen wollte, sollte es einen klaren Zusammenhang geben: »Im Großen Galaktischen Krieg vor über einer Million Jahren wurde diese unbekannte Zivilisation von den Horden von Garbesch ausgelöscht; auch viele der Stationen wurden dabei vernichtet.«

Einen zweiten Zusammenhang wollte ich zum Krieg zwischen Lemurern und Halutern vor 55.000 Jahren herstellen. Lemurische Forscher - so meine Überlegung - kommen während des Krieges hinter das Geheimnis dieser uralten Technik. Auch sie wollen zu dem Hyperkokon bei Ordhogan vorstoßen, um Milliarden von Menschen zu retten. Das geht schief: »Die Welten mit den Monolithen wurden verheert, teilweise vernichtet«, heißt es lakonisch in meinem Konzept.

Hundert Jahre vor Beginn der Handlung - so meine Überlegung - kommen Wissenschaftler der Tarey-Bruderschaft auf die Spur der lemurischen Unterlagen; seither forschen sie nach den Monolithen und ihrem Geheimnis. Nicht nur die Tarey-Bruderschaft sucht nach dem uralten Mysterium, sondern auch eine andere Gruppierung, die finstere Absichten hegt. Atlan und die Mitglieder der USO sollten zwischen diese zwei Fraktionen geraten, idealerweise verbunden mit einer persönlichen Mission des Arkoniden.

Inwiefern ich die Kultur der Tarey-Bruderschaft sinnvoll verwenden wollte, war mir zu dem Zeitpunkt nicht klar. Im Konzept schrieb ich dazu nichts; auf das ursprünglich von Rainer Castor stammende Arbeitsblatt kritzelte ich einige Anmerkungen. Diesem Papier verdankte ich überhaupt den Hinweis darauf, dass die Tarey-Bruderschaft vor allem von ehemaligen Mongolen besiedelt wird - in der Regierung gibt es Clanmeister und Clanbrüder, und die Religion selbst ist abgeleitet vom buddhistischen Schamanismus.

Laut dem Castor-Arbeitspapier, das sich vor allem auf die ATLAN-Heftromane 77 und 78 bezog, lag die Hauptwelt rund 17.000 Lichtjahre von der Erde entfernt; zur Bruderschaft gehörten insgesamt 201 Systeme. Es gab nicht sehr viele Fakten, die durch die klassische ATLAN-Serie vorgelegt wurden; das fand ich gut. Das würde einem Exposé-Autor, der sich intensiv um den Monolith-Zyklus und seine Geheimnisse kümmern sollte, sicher hervorragend ins Konzept passen: Dann konnte er sich sehr viel selbst ausdenken ...

1 Kommentar:

michi hat gesagt…

Atlan Sex-Romane, die kommen für mich zu spät, bin ja schon 52 ^^