20 Mai 2010

Zwei Tage in Nürnberg

Ein Logbuch der Redaktion

Eine Dienstreise führte mich letzte Woche nach Nürnberg. Aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen hatte ich allerdings nicht bedacht, dass der Donnerstag, 13. Mai 2010, ein Feiertag war, nämlich Christi Himmelfahrt, und viele Menschen diesen Termin dazu nutzten, ein verlängertes Wochenende mit »Brückentag« einzulegen. Also begab ich mich am Tag zuvor getrost auf die Autobahn, um dann über völlig verstopfte Straßen und den einen oder anderen Stau nach Nürnberg zu fahren.

Mein schöner Zeitplan, in dem ich unter anderem das Lesen von PERRY RHODAN-Manuskripten in einem Café in der Innenstadt vorgesehen hatte, ging so komplett in die Brüche. Völlig gestresst kam ich in der Stadt an, um noch schnell etwas zu essen. Dann eilte ich in die Grauer’sche Antiquariatsbuchhandlung. Dort war eine Lesung mit den drei Autoren vorgesehen, die für das Autorentreffen am nächsten Tag als Dozenten wirkten.

Zuerst las Titus Müller, der PERRY RHODAN-Lesern durch seinen Gastroman »Die Siedler von Vulgata« bekannt sein dürfte. Er stellte seinen aktuellen historischen Roman vor, der sich für mich sehr spannend anhörte: »Die Jesuitin von Lissabon« behandelt unter anderem das große Erdbeben, das 1755 die portugiesische Hauptstadt vernichtete.

Nach ihm las Oliver Pautsch aus einem aktuellen Krimi, bevor ich selbst eine meiner Kurzgeschichten präsentierte. Selbstverständlich erzählte ich darüber hinaus ein wenig über PERRY RHODAN und verteilte Informationsmaterial unter den gut drei Dutzend Besuchern der Veranstaltung. Der Abend endete mit einem gemütlichen Beisammensein im »Barfüßer«, einem Brauhaus in der Innenstadt von Nürnberg, wo es für meinen Geschmack allerdings ein wenig zu voll und zu laut war.

Nach einer ruhigen Nacht frühstückte ich mit Titus Müller und einigen Seminarteilnehmern, bevor wir uns auf den Weg zum Bildungszentrum Nürnberg machten. Dort fand das eigentliche Autorentreffen statt, die mittlerweile siebte Veranstaltung dieser Reihe, zu der Ursula Schmid-Spreer und ihre Mitstreiter einladen. Ich hatte dort 2004 bereits einen Vortrag zum Thema Science Fiction gehalten, diesmal ging es um die Fantasy – und es hatten sich an die 80 Besucher eingefunden.

An diesem Tag fing Oliver Pautsch an; er präsentierte aber nicht als Krimi-, sondern als Drehbuchautor seine Arbeit: Er nahm seine Kurzgeschichte »Ein einfacher Auftrag« als Beispiel, die in einen kurzen Film verwandelt worden war, der wiederum sogar den »Studenten-Oscar« gewonnen hatte. Pautsch erzählte, welche Bedingungen beim Schreiben von Drehbüchern zu berücksichtigen waren, und lieferte haufenweise Informationen aus der Szene von Film und Fernsehen.

Nach einem Mittagessen – schon wieder im »Barfüßer« – kam Titus Müller auf die Bühne. Sein Thema war das »Bauen« und Schreiben von Szenen für einen möglichst gelungenen Roman. Wie immer stellte er das sehr anschaulich dar, mit vielen Tipps und guten Beispielen aus seiner täglichen Praxis. Anschließend beantwortete er Fragen.

Ich bildete den Abschluss des ganzen, in dem ich über Fantasy-Literatur referierte. In diesem Fall ging es mir vor allem darum, die Geschichte der Literaturgattung vorzustellen, zu zeigen, welche Richtungen es dabei gab und inwiefern es für Autorinnen und Autoren auch Chancen gibt, sich hier mit eigenen Manuskripten an Verlage zu wenden.

Einen kleinen Schwerpunkt meines Referats bildete die »Elfenzeit«-Saga, die Susan Schwartz mit einem Team aus Autorinnen und Autoren verfasst hat. Hier konnte ich an Beispielen zeigen, wie wir als Redaktion an Autorinnen und Autoren herantreten und welche »Anforderungen« wir im voraus definieren.

Es gab noch ein Abendessen, und abschließend durften sich Autorinnen und Autoren mit ihren eigenen Werken auf der Bühne präsentieren. Diese kurzen Lesungen rundeten das gelungene Programm in sehr sympathischer Weise ab.

Viele Teilnehmer betrachten die jährliche Tagung als einen wichtigen Motivationsschub und als eine ideale Gelegenheit, Gleichgesinnte zu treffen und Erfahrungen auszutauschen. Meine zwei Tage in Nürnberg haben diesen Eindruck bestätigt – das siebte Autorentreffen war alles in allem eine sehr schöne und erfolgreiche Veranstaltung.

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