28 Juni 2017

Akustische Reise in die Zeit der Aphilie

Ein Logbuch der Redaktion

Eine Epoche, der PERRY RHODAN-Geschichte, die mich nachhaltig beeindruckt hat, ist die des »Aphilie«-Zyklus. Die Romane, die zwischen den Bandnummern 700 und 749 veröffentlicht worden sind, zählen für mich zu den besten der gesamten PERRY RHODAN-Serie.

Dieser Tage hörte ich die Silber Edition 81 mit dem Titel »Aphilie«. Ich gestehe, dass ich ein wenig nervös war, als ich die CD in meinem Autoradio einlegte: Würden mir diese Gechichten noch gefallen, die ich erstmals als Jugendlicher gelesen hatte? Um es vorwegzunehmen: Ich fand sie nach wie vor spannend.

Das liegt sicher auch an der Art und Weise, wie das Hörbuch vorgelesen wird. Andreas Laurenz Maier hat eine ausdrucksstarke Stimme, mit der er es vermag, die unterschiedlichsten Personen zu charakterisieren. Immerhin tauchen sehr viele Figuren in diesem Buch – und damit im Hörbuch – auf und müssen präsentiert werden.

Sergio Percellar und Sylvia Demmister sind als Immune zugleich »das Buch der Liebe«; sie werden anders gesprochen als Perry Rhodan oder Reginald Bull. Aphiliker klingen nicht so wie Roboter, eine Positronik wird noch einmal in einer anderen Weise artikuliert. So entstehen unterschiedliche Figuren in den Ohren des Hörers, selbst wenn nur ein Sprecher dafür verantwortlich ist.

tl_files/comic/images/audio/silber_editionen/SE81_Cover.jpgDie Geschichte an sich dürfte bekannt sein: Weil sich die Erde und der Mond nicht mehr im heimatlichen Sonnensystem befinden, sondern im Mahlstrom der Sterne, gibt es andere Umwelteinflüsse. Die Strahlung der Sonne Medallion verändert die Menschen, genauer gesagt, ihre Bewusstseine. Im wahrsten Sinne des Wortes stirbt die Liebe, die Menschen verlieren ihre positiven Gefühle und werden »kaltherzig«.

Immer mehr Menschen werden aphilisch, und irgendwann übernehmen die Gefühlskalten die Macht über die Erde. Ausgerechnet Reginald Bull setzt sich an die Spitze einer Revolution, während Perry Rhodan und seine Getreuen in einem aufsehenerregenden Prozess zur Verbannung verurteilt werden. Mit einigen tausend »Immunen« verlässt Rhodan die Erde und begibt sich an Bord der SOL – dann beginnt der lange Rückflug in die heimatliche Milchstraße.

Wie sich die Erde unter dem Einfluss der Aphilie verändert, wie sich die Menschen anpassen, wie eine Kultur immer bitterer und kälter wird: Das alles schilderten die Autoren der PERRY RHODAN-Serie in den 70er-Jahren mit viel Energie und Ideenreichtum. Es war die erste bewusste »Dystopie« innerhalb der Serie – erstmals wurde gezeigt, wie sich Menschen von der Erde ins Negative veränderten.

Wer mag, kann in den Ideen jener Tage auch seine Schwächen finden. Heutzutage würde man vieles anders schildern. Die Idee der Stummhäuser, in die unter der aphilischen Regierung kurzerhand die alten Menschen gesteckt weren, ist aber immer noch gruselig und faszinierend zugleich. Die stoisch vor sich hin lebenden Aphiliker dürften heutigen Lesern ebenfalls als abschreckender Spiegel zum aktuellen Leben vieler Menschen erscheinen.

Ich weiß nicht, wie die Geschichten auf mich wirken würden, wenn ich sie noch einmal lesen würde. Ich habe erkannt, dass ich sie nach wie vor stark finde, wenn ich sie mir anhöre. Das liegt sicher am Sprecher, das liegt aber ebenso daran, dass die »Aphilie«-Ideen auch in der heutigen Zeit noch wuchtig wirken.
Es gibt gute Gründe, warum ich die »Aphilie« für einen der besten Abschnitte der PERRY RHODAN-Geschichte halte. Das Hörbuch hat mich in dieser Meinung erneut bestärkt.

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