04 Mai 2009

Konzertbesuch auf »rhodanisch«

Aus der Reihe »Der Redakteur erinnert sich«

Eine der grundsätzlichen Überlegungen, die Eckhard Schwettmann in seiner Funktion als Marketingleiter für PERRY RHODAN verfolgte, war, dass er den amerikanischen Markt für PERRY RHODAN »erobern« wollte. Als eines der weiteren Ziele hatte er vor, den »Jugendmarkt zu knacken«, wie er es nannte. Dazu ging er auch ungewöhnliche Wege, wie sie für PERRY RHODAN noch nie zuvor jemand versucht hatte.

»Kennst du die Band MAN OR ASTROMAN?«, fragte er mich eines Morgens, kaum dass ich bei der Arbeit war. Ich bejahte, und er fragte weiter: »Wusstest du, dass die in Karlsruhe spielen?«

Das wiederum war mir nicht bekannt. Es genügte mir bis zu diesem Zeitpunkt, eine CD und zwei Langspielplatten der Amerikaner zu besitzen. Die Band, musikalisch vor allem im Surf- und Punk-Sektor verortet, orientierte sich in ihrer Show, bei den Texten sowie bei der künstlerischen Gestaltung ihrer Schallplatten an der Science Fiction. Schon der Bandname machte das klar, aber darüber hinaus wurde das künstlerische Konzept in allen medialen Bereichen verwirklicht.

»Das passt doch zu PERRY RHODAN!« Eckhard war komplett begeistert. Im Prinzip hätten wir die Tour der Band begleiten müssen, aber das war aufgrund fehlender »Manpower« nicht zu schaffen. »Aber wir sollten zumindest in der Region Flagge zeigen«, argumentierte er.

Eckhard wandte sich an die Veranstalter des Konzertes in Karlsruhe; es sollte in dem Musik-Club »Substage« stattfinden, der unterirdisch in der Nähe der Straßenbahn-Haltestelle Ettlinger Tor lag – deshalb auch sein Name. Und mit diesen Veranstaltern vereinbarte er, dass es einen PERRY RHODAN-Informationsstand vor Ort geben sollte.

Intern hatten wir tatsächlich Diskussionen wegen des Konzertes. Ich wollte unbedingt hin, aber als Konzertbesucher und nicht als jemand, der den Informationsstand betreute. Ich mochte die Band schon seit Jahren und besaß einige ihrer Platten; von daher wollte ich MAN OR ASTROMAN endlich einmal live sehen. Also einigten wir uns: Ute Gerlach, Klaus Bollhöfener und Eckhard Schwettmann erhielten freien Eintritt und bestritten den Informationsstand; ich bezahlte meinen Eintritt und besuchte das Konzert als Privatperson.

Und so war ich am Dienstag, 18. November 1997, im »Substage« in Karlsruhe. Wie bei vielen Konzerten davor und danach, ging ich die Treppe hinunter, um mich in die Kasse einzureihen, und wie bei vielen anderen Konzerten in diesem Club auch, gab es schräg dahinter einen Informationstisch. Diesen aber bestritt diesmal kein Plattenverkäufer und kein Laden für Merchandising-Produkte, sondern tatsächlich PERRY RHODAN.

Ein riesiges Banner machte auf die größte Science-Fiction-Serie der Welt aufmerksam; es gab Feuerzeuge und Anstecknadeln, Kugelschreiber und Heftromane zum Mitnehmen. Als ich ankam, waren bereits viele Konzertbesucher dabei, sich mit Informationsmaterial einzudecken. Eckhard, Klaus und Ute wurden ausgefragt und gaben gerne Auskunft über PERRY RHODAN; alles in allem war das eine sehr nette Marketing-Aktion.

Ich stand eine Weile bei ihnen herum und beobachtete das bunte Treiben. Später tat ich das, was ich normalerweise bei Konzerten zu tun pflege: Ich unterhielt mich mit Bekannten, trank Bier und wartete bei launigen Gesprächen auf die Band. Und so schaute ich mir nach einiger Zeit das Konzert der Amerikaner an.

MAN OR ASTROMAN trumpften ziemlich auf, und Teile ihrer Show waren in dem niedrigen Keller sehr eindrucksvoll. So gab es einen Elektro-Blitz, der mit Lichteffekten durch den Raum zuckte, oder es wurden Computer-Monitoren abgefackelt. Teilweise spielten Mitglieder der Band mit Monitoren über dem Kopf, womit sie sich als Maschinenmenschen darstellten.

Die lärmende Mischung aus Surf-Gitarren, Punk-Rock und elektronischen Effekten dröhnte in dem niedrigen Kellerraum, und es kam auch ordentlich Stimmung auf. Was die Band macht, ist nicht gerade Tanzmusik, aber die Leute bewegten sich tatsächlich. So entwickelte sich ein sehr guter Auftritt, an den ich mich gern zurück erinnere.

Hinterher bekamen die Mitglieder der Band übrigens Ausgaben der amerikanischen PERRY RHODAN-Hefte, damit sie zu Hause Werbung für die Serie machen würden. Sie fanden den Informationsstand sowie unsere Romane sehr interessant und unterhielten sich auch mit den Marketing-Kollegen. Leider kam es nie zu einer weiteren Zusammenarbeit.

Wer übrigens wissen will, wie MAN OR ASTROMAN klingen, der besuche einfach ihre Myspace-Seite. Dort gibt es eine Reihe von Stücken zum kostenlosen Anhören.

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