Dieser Blog geht wieder einmal in eine Zeit der Pause. In den kommenden Wochen wird man von mir hier nichts mehr lesen.
Nach aktuellem Stand der Dinge bin ich am 1. September 2025 wieder am Start.
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Nach aktuellem Stand der Dinge bin ich am 1. September 2025 wieder am Start.
Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«
Im Juli 2017 erfolgten mehrere Schritte direkt aufeinander. Nachdem ich meine Ideen aufgeschrieben hatte, aber noch nicht wusste, ob wir eine Miniserie mit dem Titel PERRY RHODAN-Olymp überhaupt machen durften, führte ich ein erstes kurzes Telefonat mit Susan Schwartz. Innerhalb kürzester Zeit schickte sie mir ihre ersten Vorschläge zum Thema.
Sabine Kropp und ich berieten darüber. Sie schlug mir vor, den größten Teil meines umfangreichen Arbeitspapiers zu ignorieren. Susan habe genügend eigene Ideen, denen sollten wir folgen. Susan interessierte sich vor allem für die Figuren, die sie schnell entwickelt hatte und die für uns spannend klangen.
Am Mittwoch, 19. Juli 2017, führten die Autorin und ich ein längeres Telefonat. Wir wussten immer noch nicht, ob wir die Miniserie machen konnten, waren uns aber einig, dass wir Zeitdruck hatten. Wollten wir damit zu Beginn des Jahres 2018 starten, musste die Autorin schnellstmöglich Exposés und die ersten Romane liefern. Auch das Marketing musste früh eingebunden werden.
Sabine hatte mir zudem dringend ans Herz gelegt, frühzeitig mit der Planung der Titelbilder anzufangen. Für die Illustrationen hatten wir Arndt Drechsler vorgesehen, mit dem sie so schnell wie möglich reden wollte.
Susan Schwartz und ich sprachen nun über die Eckpunkte des Inhaltes und einen Zeitplan. Sie wollte möglichst wenig Autoren einsetzen, um das Team kleiner zu halten, und sie hätte gerne Autorinnen im Boot. Wir diskutierten über einige Namen, auch darüber, wer sie eventuell bei der Datenarbeit unterstützen könnte.
Susan zeigte sich sehr optimistisch, dass der strenge Zeitplan, den wir mündlich aufstellten, einzuhalten war. Die eigentliche Hauptarbeit müsse im August geleistet werden; in dieser Zeit sollten die Grundzüge der Handlung und die ersten Exposés entstehen. Sobald ich ein klares Signal aus der Geschäftsführung erhalten würde, wollten wir uns treffen. Am Tisch besprachen sich manche Themen leichter als per Telefon oder gar per Mail.
In den folgenden Tagen skizzierte ich auf eineinhalb Seiten ein weiteres Arbeitspapier, das ich für die Geschäftsführung und den Vertrieb aufsetzte. Darin formulierte ich unter anderem die Rahmenbedingungen für eine Serie, die ab Januar 2018 alle zwei Wochen erscheinen sollte.
Ich lieferte darüber hinaus eine Begründung für den Serientitel; erstaunlicherweise wurde das immer wieder gefragt. Für PERRY RHODAN-Olymp spreche, so meine Argumentation, dass jeder Leser etwas mit dem Begriff anfangen könne: »Die Welt Olymp spielt seit den 60er-Jahren eine wichtige Rolle in der Handlung.« Die Außenstehenden dürften bei dem Begriff eine Assoziation zu den Olympischen Spielen oder auch zum Göttersitz Olymp haben. Der Begriff sei nicht kompliziert, den könnte man in der Werbung gut vermitteln.
Den Inhalt skizzierte ich absichtlich sehr grob. Ich deutete politische Verwicklungen auf der Welt Olymp an, ebenso den kosmischen Hintergrund mit der Welt Shoraz. Ich versprach »eine Verfolgungsjagd über mehrere Planeten«. Rhodan lüfte »das Geheimnis der uralten Zivilisation«, die Lage auf Olymp werde bereinigt.
Wichtiger als der eigentliche Inhalt waren meiner Ansicht nach die weiteren Argumente: Ich erwähnte die wichtigsten Handlungsträger, nämlich Perry Rhodan, Gucky und Sichu Dorksteiger. »Die Romane bieten vor allem knallige Weltraum-Abenteuer, bei denen mehrheitlich Menschen sowie einige skurrile Aliens auftauchen«, schrieb ich. »Bekannte Welten wie Olymp – wo es beispielsweise einen Kaiser gibt – tragen dazu bei, dass die Stammleserschaft sich heimisch fühlt.« Gleichzeitig seien die Romane »exotisch genug«, um für potenzielle Neuleser ansprechend zu sein.
Das Konzept gab ich noch einmal an Sabine, die es redigierte. Mit Klaus Bollhöfener sprachen wir über mögliche Titelbildkonzepte; er gab entsprechende Entwürfe in Auftrag. Währenddessen arbeitete Susan Schwartz an Datenblättern für Figuren und ersten Entwürfen der Handlung.
Am Mittwoch, 25. Juli 2017, stellte ich das Konzept für PERRY RHODAN-Olymp in der Konferenz vor, ebenso das von Klaus Bollhöfener erstellte Titelbild-Layout. Es wurde allgemein für gut befunden, wir erhielten ein klares »Go!« für die Miniserie. Kritisiert wurde nur, dass im Konzept zu viel zur Politik stehe; das wollten die Leser sicher nicht. Wir sollten das kosmische Geheimnis stärker in den Vordergrund rücken.
Die Objektleiterin versprach, uns so schnell wie möglich einen Terminplan zu erarbeiten, mit dem wir dann weitermachen konnten. Ebenso sollten Aktennotizen geschrieben und Kostenstellen angelegt werden. Im Hintergrund liefen bei einer solchen Miniserie schließlich viele Aktionen ab, mit denen die Redaktion nichts zu tun hatte, die aber wichtig waren, um ein Projekt »auf die Schiene« zu bringen.
Nach der Besprechung rief ich gleich bei Susan Schwartz an. Die Autorin musste schließlich als erste informiert werden. Sabine Kropp ging gleich an die Verträge, Klaus Bollhöfener begann mit den Vorbereitungen für die Titelbilder und das Marketing.
Wir hatten noch wenige Monate, dann musste der erste Roman in die Produktion gehen …
(Diese Redakteurserinnerung wurde im Juli 2025 auf der Internet-Seite der PERRY RHODAN-Redaktion veröffentlicht. Hier kommt sie aus dokumentarischen Gründen mit einiger Verspätung.)
Ein Logbuch der Redaktion
Die Handlung der kommenden vier Romane spielt in der Milchstraße, vor allem im Sonnensystem, aber auch auf anderen Welten in der näheren Umgebung der Erde. Die Autorin und die drei Autoren, über deren Romane ich heute etwas erzähle, stellen die neue Situation dar und machen klar, welche Entwicklungen es gibt.
Nach wie vor existiert eine extreme Bedrohung für die Erde und den Mond. Das sogenannte Brennende Nichts wird, wenn man nichts dagegen unternehmen kann, irgendwann mal die Heimatwelt der Menschheit und ihren Trabanten verschlingen. Unaufhaltsam fressen sich die Anomalien in ihre Umgebung hinein, und wie es aussieht, gibt es keine Gegenwehr.
Dabei forschen Wissenschaftler mit fieberhafter Energie – sie erreichen bislang aber nichts. Das Einzige, was man offenbar machen kann, ist immer wieder, die bedrohten Gebiete zu evakuieren und die direkte Umgebung des Brennenden Nichts von Militär und Polizei absichern zu lassen.
Vor diesem Hintergrund spielt der erste Roman, den Marie Erikson für die PERRY RHODAN-Serie verfasst hat. Eine ihrer Hauptfiguren ist Cameron Rioz, der junge Mann mit der Schattenhand, der nicht so richtig weiß, was mit ihm in den vergangenen Monaten geschehen ist.
In »Wenn das Gewissen schreit« wird der ehemalige Trivid-Star zum Spielball unterschiedlicher Kräfte. Wie er darauf reagiert, ist nicht immer optimal, um es vorsichtig zu verraten. Der Roman mit der Bandnummer 3324 erscheint bereits am 2. Mai 2025.
Die direkte Fortsetzung stammt von Oliver Fröhlich. Sein Roman heißt »Totensand«, was die Bezeichnung für eine Örtlichkeit ist, an der ein Teil der Handlung spielt. Der Autor erzählt vom weiteren Schicksal Cameron Rioz‘, aber auch von einer gewissenlosen Auftragsmörderin, die ihrer Mission verbissen folgt.
Oliver Fröhlichs Roman hat die Bandnummer 3325; er ist ab dem 9. Mai 2025 im Handel erhältlich. Um es vorsichtig anzudeuten: Einige Themen, die er anreißt, werden im weiteren Verlauf des »PHOENIX«-Zyklus noch einige Male eine Rolle spielen.
Wenn der Exposéautor einen Roman schreibt, kann man davon ausgehen, dass er von zentraler Bedeutung für die laufende Zyklushandlung ist. Da bildet »Heldendämmerung« von Ben Calvin Hary keine Ausnahme. Hary verlagert die Handlung nach Terrania und macht die Hauptstadt der Erde zum Schauplatz eines Showdowns.
Mir gefiel gut, wie er das Zusammenspiel und die Konkurrenz der verschiedenen Gruppierungen darstellte. Als Leser erlebte ich nicht nur den Geheimdienst in Aktion, sondern bekam auch mit, wie sich die Situation am Brennenden Nichts zuspitzt. Der Roman mit der Bandnummer 3326 wird am 16. Mai 2025 veröffentlicht – danach sind die Leser um einige Erkenntnisse reicher.
Den Abschluss des Vierer-Blocks liefert Kai Hirdt. »Träume bis zum Untergang« spielt zum größten Teil auf der Erde und schildert die weiteren Ereignisse um das Brennende Nichts; einige wesentliche Szenen siedelt der Autor auch in einem »anderen Raum« an, ohne dass ich an dieser Stelle mehr dazu verraten möchte.
Eine Andeutung möchte ich allerdings geben: Mit diesem Band wird ein bisschen in die allerjüngste Vergangenheit des laufenden Zyklus geblickt. Man erfährt, was in den vergangenen zwölf Monaten geschehen ist …. Das alles spielt sich in Band 3327 ab, den wir am 23. Mai 2025 in den Handel bringen.
Wir erleben in den kommenden vier Romanen also die Entwicklung auf der Erde. Danach wechseln wir wieder in die Agolei, wo sich die Besatzung des PHOENIX immer noch auf ihrer riskanten Mission befindet …
(Dieses Logbuch wurde bereits im April 2025 auf die Internet-Seite von PERRY RHODAN gestellt. Hier wird es aus dokumentarischen Gründen auch veröffentlicht.)
Am heutigen Tag beschäftige ich mich unter anderem mit aktuellen Exposés, die mir Ben Calvin Hary geschickt hat. Sie sind fertig, und ich könnte sie sofort an die Kolleginnen und Kollegen hinausschicken. Aber es hat sich bewährt, dass ich noch einmal auf die Exposés blicke; manchmal fallen mir Dinge auf, die nicht optimal sind oder bei denen ich einen Verbesserungsvorschlag habe.
Meist aber bin ich sehr zufrieden und ändere ein Komma oder einen ähnlichen Kleinkram, bevor ich das Exposé finalisiere – so nennen wir das intern – und an da Team rausschicke. Bei den aktuellen Exposés, die schon recht weit im »PEGASOS«-Zyklus angesiedelt sind, ist das auch so; bei ihnen spielt ein Ilt eine wesentliche Rolle.
Mir gefällt gut, welche Rolle der Exposéautor in seiner bisherigen Arbeit der Figur des Mausbibers Gucky gegeben hat. Der Ilt zählt seit den frühesten Tagen unserer Serie zum »Inventar«, und für mich war es die erste PERRY RHODAN-Lieblingsfigur ... Da freut es mich persönlich, wenn Gucky eine neue und trotzdem wichtige Rolle erhält!
(Dieser Text wurde bereits im März auf unserer Website veröffentlicht. Hier kommt er aus dokumentarischen Gründen, leider mit großer Verspätung.)
Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«
Entsprechend müde ging ich am Samstagmorgen, 20. Februar 1999, die Arbeit an. Es war der zweite Tag der Autoren-Werkstatt an der Bundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel.
Weil ich wusste, dass ich nicht als einziger im Raum die Morgenschwere überwinden musste, sprachen wir erst einmal erneut über die Texte, die wir erhalten hatten. Die Unterschiede im Stil und in der Qualität waren enorm: Manche Texte hatten schon einen professionellen Charakter, bei anderen waren viele Dinge noch unsauber und unscharf.
Ich schrieb an diesem Vormittag häufig an ein Flipchart. Ich vermerkte den Unterschied zwischen starken und schwachen Formulierungen, zwischen aktiver und passiver Sprache, zwischen einer sauberen und einer unklaren Dialogführung. Robert Feldhoff ergänzte sehr praxisbezogen: Ihm war es immer wichtig, meine manchmal theoretischen Vorträge auf die tägliche Arbeit zurückzuführen. Er nannte konkrete Beispiele in den Texten und wies dort auf die Stärken und Schwächen hin.
Und so näherten wir uns langsam dem Kern des Seminars – Robert stellte seine erste Aufgabe, die eher kurz ausfiel: Die Autorinnen und Autoren sollten sich eine Verschränkung überlegen, sie aber noch nicht schreiben. Wie könnte man eine Szenerie aufbauen, bei der ein Hinweis zu Beginn der Geschichte gelegt wird, der später wichtig wird, wenn es darum geht, die Geschichte zu Ende zu bringen? Wir stellten die unterschiedlichen Konzepte zur Diskussion, es entwickelten sich angeregte Gespräche – und dann konnten wir auch schon in die Pause gehen.
Nach der Pause legten wir gleich mit einer kleinen Übung los: Die Autorinnen und Autoren sollten einen packenden Einstieg in ihre Geschichte schreiben, am besten so angelegt, dass sie einen Hinweis gaben, der später wichtig werden konnte. Wenn beispielsweise ein Roboter eingeführt wird, der dringend repariert werden muss, ist es wichtig, das an einem Detail festzumachen – und dieses Detail später in der Geschichte wieder zu erwähnen.
PERRY RHODAN in der Pause
Der Samstag verlief abwechslungsreich: Robert und ich stellten Aufgaben, die Autorinnen und Autoren schrieben, und später diskutierten wir darüber. Und immer dann, wenn die anderen an ihren Texten feilten, setzten wir beiden uns in den Vorraum, hatten je eine Tasse Kaffee vor uns, und besprachen aktuelle PERRY RHODAN-Ideen.
Ernst Vlcek hatte eine Reihe von Ideen geliefert, die wir diskutierten. Ernst war stets ein intuitiver Autor; seine Stärke waren Ideen, die er nicht unbedingt bis ins Detail ausformulierte. Seine Romane waren dann gut, wenn er eine Idee hatte, die er während der Arbeit weiter entwickelte. So ging er auch oft die Exposés an: Viele Ideen trugen einen Roman oder vielleicht vier oder fünf Romane. Sobald es darum ging, einen ganzen Zyklus auf diese Weise zu konzipieren, wurde es wackelig, und man musste unweigerlich nacharbeiten.
Robert ging anders vor. Er dachte strukturiert, sein Credo war, dass die Ideen von selbst kämen. Dass beide Autoren so lange und so gut zusammenarbeiten konnten, war angesichts dieser Unterschiede verblüffend. Ich hatte oft genug die Rolle eines »Schiedsrichters«, der sich überlegen musste, wie die teilweise widersprüchlichen Ideen unter einen Hut zu bringen waren. In Wolfenbüttel hatten Robert und ich die Chance, konzentriert an einigen Themen zu arbeiten.
Am Ende des Seminars hatten wir beide viele Notizen, die sich auf die laufende Handlung bezogen. Ich war guter Dinge, dass die Konzepte der beiden Autoren zu einem spannenden Abschluss des laufenden Zyklus führen würden. Wie wir nach Band 2000 weitermachen würden, hatten wir auch schon angedacht.
Am Samstagabend war ich reichlich erledigt. Die vielen Gespräche im Verlauf des Tages, das Besprechen der Texte, die vielen Diskussionen – das alles hatte viel Kraft geraubt. Aber wir hatten es tatsächlich geschafft, alle eingeschickten Texte zu diskutieren. In einer letzten Runde wurden die Texte vorgelesen, die von den Autorinnen und Autoren im Verlauf des Tages erarbeitet worden waren. Das Seminar endete so erst deutlich nach 22 Uhr.
Während einige erschöpft ins Bett fielen, blieben Robert und ich noch bei den Teilnehmern, die Lust auf weitere Gespräche hatten. Wir sprachen über PERRY RHODAN, Gott und die Welt – in etwa dieser Reihenfolge. Das war nicht nur sehr lustig und unterhaltsam, sondern ebenso spannend und informativ. Als ich endlich ins Bett kam, hatten wir schon nach drei Uhr morgens.
Am Sonntag folgte eine Reihe von Aufräumarbeiten, wie wir es nannten. Es waren im Verlauf der zwei Tage viele Fragen aufgekommen, die wir im Plenum zu beantworten versuchten. Ich erläuterte, wie Verlage funktionierten und wie viele Schritte zurückzulegen sind, bis aus einem Manuskript ein Buch wird, das im Laden ausliegt. Es schlossen sich weitere Diskussionen, eine allerletzte Übung sowie eine Schlussrunde an.
Als ich am späten Nachmittag im Zug nach Karlsruhe saß, hatte ich eine umfangreiche Lektüre im Gepäck: ein PERRY RHODAN-Manuskript, das ich bislang nicht gelesen hatte, aber auch die zahlreichen Notizen, die ich bei den Gesprächen mit Robert Feldhoff angefertigt hatte.
Viele der Ideen, die zum Zyklus »Die Solare Residenz« – so hieß er in den bisherigen Konzepten – entwickelt worden waren, fand ich spannend; daraus sollten sich viele lesenswerte Science-Fiction-Romane machen lassen. Band 2000 konnte also bald kommen …
(Diesen Text brachten wir im Juni auf unserer Internet-Seite. Hier bringe ich ihn nun aus dokumentarischen Gründen.)
Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«
Es war immer etwas Besonderes, mit Robert Feldhoff zusammenzuarbeiten. Das merkte ich nicht nur bei Exposés und Romanen, sondern auch bei Computerspielen oder Seminaren. Und so fuhr ich am Freitag, 19. Februar 1999, in bester Laune mit der Bahn nach Wolfenbüttel, wo ich zum dritten Mal mit Robert zusammen als Dozent in einem Seminar wirken sollte.
Robert und ich trafen uns bereits am Nachmittag. Die Bundesakademie für kulturelle Bildung hatte uns in der Schünemannschen Mühle einquartiert, dem Gästehaus der Einrichtung. Dort gab es Sitzecken, und wir nutzten die Chance für eine erste Besprechung. Ziel des Seminars war für uns schließlich auch, nebenbei die eine oder andere Angelegenheit rings um unsere Serie zu diskutieren.
Die 13 Personen, die an dem Seminar teilnahmen, hatten im Voraus ihre Texte eingereicht; diese hatten sie nach einer Aufgabe geschrieben, die wir im Vorfeld gestellt hatten. Ich hatte alle Texte im Zug gelesen, Robert bisher nur einen Teil geschafft.
Wir legten in unserem Gespräch erst einmal fest, in welcher Reihenfolge wir sie durcharbeiten würden – damit er die Zeit hatte, die noch fehlenden Texte zu lesen. Und wir überlegten uns, wie wir uns Freiräume schaffen konnten, um über PERRY RHODAN diskutieren zu können.
Für das Seminar hatte Robert eine klare Idee: »Lasst uns mal Verschränkungen üben.« Darunter verstand Robert Feldhoff einen Kunstgriff, der in Romanen sehr häufig verwendet wird: Auf Seite 23 wird beispielsweise ein völlig banaler Gegenstand eher am Rande eingeführt, der dann aber dem Helden auf Seite 122 des Romans hilft, den Bösewicht zu besiegen. Generell dient eine Verschränkung aber dazu, einen Handlungsverlauf abzuändern und den Leser so zu überraschen.
Details dieser Art müssen im Roman gut vorbereitet werden, um die Leserinnen und Leser an der richtigen Stelle überraschen zu können. Das funktioniert im Krimi genauso wie in der Science Fiction und in der Fantasy, im Liebesroman sowieso. Und man kann damit in der Kurzgeschichte ebenso arbeiten wie im Roman. Vor allem dient das »Verschränken« als Methode für Autoren von Spannungsromanen.
Solche Dinge sollten die Teilnehmer des Seminars feststellen, üben und selbst erarbeiten. Roberts Vorschlag fand ich hervorragend, den wollten wir gemeinsam umsetzen. Nachdem wir diese Eckpunkte festgelegt hatten, konnten wir ins eigentliche Seminar gehen.
Erwartungsvoll sahen uns die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an. Robert und ich saßen im großen Saal der Schünemannschen Mühle, die anderen an einer Kombination aus Tischen, die ein großes Viereck formte. Zu Beginn erläuterte ich die technischen Gegebenheiten rings um die Mühle – Details wie das Bezahlen der Getränke und das gemeinsame Essengehen –, bevor wir zur Vorstellungsrunde übergingen.
Ein Redaktionsgespräch
Im Plan der Bundesakademie stand ein sogenanntes Redaktionsgespräch auf dem Programm. In diesem Fall hieß das: Ich führte eine Art Interview mit dem Exposéautor und befragte ihn zu seiner Arbeit als Autor und wie er seine Romane plante. Robet Feldhoff berichtete über seine schriftstellerische Laufbahn, auch über die Randbereiche wie Comics und Computerspiel, und er stellte dar, welche Unterschiede es zwischen einem Heftroman, einem Taschenbuch und einem Space-Thriller in puncto Schreibdisziplin und Recherche gibt.
Aus Rückfragen der Anwesenden entwickelten sich kleine Diskussionen. Ich erzählte ergänzend von meiner Arbeit als Redakteur. Wir machten damals Heftromane, die im eigenen Verlag erschienen, arbeiteten an Konzepten für neue Bücher und konzipierten zusammen mit externen Partnern beispielsweise Hörspiele und CD-ROMS. Das war für die Teilnehmenden interessant; sie bekamen so eine andere Sicht auf die Arbeit eines Verlags vermittelt.
Danach wurden eingeschickte Texte besprochen. Robert und ich gingen auf die stilistischen Stärken und Schwächen ein, und ich versuchte das zu moderieren, was von den Anwesenden in die Diskussion geworfen wurde. Bei diesen Seminaren fand ich immer spannend, wie manche Leute aus sich herausgingen: Waren sie anfangs noch zurückhaltend und trauten sich kaum, ihre Meinung zu sagen, wurden sie im Verlauf des Wochenendes aktiver. Letztlich fand ich es immer dann gut, wenn im Seminar eine Art Binnenklima entstand, bei dem die Autorinnen und Autoren gemeinsam an den Texten arbeiteten und über sie diskutierten.
An diesem Abend kamen wir nicht mehr dazu, weitere Aufgaben anzugehen. Aber das Seminar endete nicht mit dem offiziellen Schluss. Wir saßen noch lang zusammen. Eine lockere Runde bildete sich, bei der wir Bier und Wein tranken und über alle möglichen Themen sprachen. Die anwesenden PERRY RHODAN-Leser nutzten die Gelegenheit, mit Robert Feldhoff über die laufende Handlung und seine weiteren Pläne zu diskutieren.
Entsprechend spät kam ich ins Bett.
(Diesen Text brachten wir schon im Juni 2025 auf der Internet-Seite der PERRY RHODAN-Redaktion. Hier dann endlich auch die Veröffentlichung ...)
Aus der Reihe »Der Redakteur erinnert sich«
(Diesen Text veröffentlichte ich bereits im Mai 2025 auf der Internet-Seite der PERRY RHODAN-Redaktion. An dieser Stelle reiche ich ihn aus dokumentarischen Gründen nach.)