Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«
In den frühen 80er-Jahren fuhr ich zum ersten Mal nach Köln, um den ColoniaCon zu besuchen. Damals reiste ich noch per Anhalter; in den frühen 80er-Jahren war das meine bevorzugte Methode, um zu Fan-Treffen zu gelangen. Ich hatte einen Schlafsack dabei, und mit dessen Hilfe quartierte ich mich bei anderen Fans ein. Nicht nur eine Nacht verbrachte ich in der Wohngemeinschaft, in der auch der spätere Science-Fiction- und Krimi-Schriftsteller Achim Mehnert wohnte.
Seither hatte sich die Fan-Veranstaltung über all die Jahrzehnte zu einer Institution entwickelt, die sich vor allem an das »klassische Fandom« richtet: an Menschen also, die sich eher für gedruckte Literatur interessieren und über diese diskutieren wollen. Dieser Gemeinschaft fühlte ich mich nach all der Zeit nach wie vor zugehörig.
Am Samstag, 21. Juni 2008, brauchte ich weder einen Schlafsack noch eine Übernachtung in einem Hotel oder »irgendwo auf dem Fußboden«. Ich hatte im Vorfeld beschlossen, den ColoniaCon 18 nur an einem einzigen Tag zu besuchen. Von Karlsruhe, wo ich wohne, nach Köln war es nicht so weit, und die Entfernung ließ sich in einer erträglichen Zeit bewältigen. Zudem kannte ich die Strecke gut. Leider hatte ich nicht damit gerechnet, dass es viele Baustellen gab, und so brauchte ich länger als geplant.
Während ich durch Köln-Deutz rollte, am Bahnhof vorbeifuhr und die letzten Kilometer zum Con-Gebäude zurücklegte, machte ich mir klar, wie sich das Gelände am Rheinufer verändert hatte. In den frühen 80er-Jahren hatte es sich um eine Ansammlung eher schmuddeliger Lagerschuppen gehandelt, umgeben von rostigem Stacheldraht und verwilderten Sträuchern. Vom Bahnhof Köln-Deutz zum Jugendpark spazierte man durch eine Gegend, die zu jener Zeit recht verloren wirkte.
2008 war das anders. Wegen des neuen Messegeländes der Stadt Köln hatte sich viel verändert. Große Bauten reihten sich aneinander, der Verkehr war stärker, und überall wurde gebaut. Mir wurde bewusst, dass gut ein Vierteljahrhundert seit meinem ersten Besuch in diesem Viertel vergangen waren.
Dafür hatten sich der Jugendpark und seine Umgebung nicht sonderlich verändert. Ich stellte mein Auto unter der Zoobrücke ab, auf einem schlichten Parkplatz. Es sah alles so aus wie damals. Von dort aus ging ich die letzten paar hundert Meter zu Fuß. Die Grünanlagen des Jugendparks erstreckten sich entlang des Rheins, man konnte bis ans Ufer spazieren. Junge Leute fuhren mit Skateboards vorbei, an diesem Vormittag herrschte reichlich Betrieb.
Das zentrale Gebäude des Jugendparks war an diesem Tag in den Händen der Science-Fiction-Fans. Schon auf dem Weg zum Eingang traf ich auf viele bekannte Gesichter. Ich schüttelte Hände, ich begrüßte alte Freunde. Bei manchen Leuten fiel mir der Name nicht gleich wieder ein, aber ich hatte den Eindruck, fast alle Besucher zu kennen.
Bei diesem ColoniaCon kam die Fan-Szene zusammen, die zwischen den 70er- und 90er-Jahren entstanden und gewachsen war: Wir hatten Fan-Zeitschriften publiziert oder für sie geschrieben und gezeichnet. Wir hatten Cons in der ganzen Republik besucht, und wir hatten uns im Verlauf von Jahren und Jahrzehnten verändert. Beim ColoniaCon schienen diese Jahre auf einmal wie weggewischt zu sein.
Weil ich nicht gleich einen Programmpunkt zu absolvieren hatte, schlenderte ich herum. Ich holte mir ein Getränk an der Theke und sah mir die Verkaufsflächen an. Clubs stellten ihre neuen Publikationen vor, einige Autoren hatten eigene Stände errichtet. Beim Terranischen Club Eden zeigte ich mich vom aktuellen Band mit Materialien zu K. H. Scheer begeistert. Wie immer hatte ich am Ende des Cons eine Tasche, die mit bedrucktem Papier prall gefüllt war.
Eines meiner ersten Gespräche führte ich mit Claude Lamy und anderen Mitgliedern des französischen Fan-Clubs »BASIS«, die wohl mit am weitesten angereist waren. Mein Französisch ist schlecht, und die Fans aus dem Nachbarland sprachen nicht besonders gut deutsch, also unterhielten wir uns in einem Kauderwelsch aus beiden Sprachen und englischen Lehnwörtern, wenn wir nicht weiterkamen.
Es ging um die kritische Situation der PERRY RHODAN-Serie in Frankreich, nachdem der dortige Verlag wieder einmal verkauft worden war. Die neuen Besitzer schienen nicht so recht zu wissen, wie sie mit einer Science-Fiction-Serie umgehen sollten, die in Fortsetzungen veröffentlicht wurde und die man aus dem Deutschen übersetzen musste.
Recht früh hatte ich Gelegenheit, mit Susan Schwartz zu sprechen. Dabei ging es gar nicht um PERRY RHODAN, sondern um die weiteren Arbeiten an der »Elfenzeit«-Serie. An dieser arbeiteten wir damals intensiv: Susan koordinierte die Autorinnen und Autoren, sie entwarf die gesamte Welt sowie die vielen Details der Handlung, während ich die Koordination mit dem Bertelsmann-Club übernommen hatte und Sabine Kropp die Produktion steuerte.
Wir waren damit in einer entscheidenden Phase; das Interesse der Leserinnen und Leser war groß. Bei Bertelsmann war man von den ersten Verkaufszahlen positiv überrascht worden und wollte schnellstmöglich Nachschub in Form weiterer Bücher. Also mussten wir dringend weitermachen ...
(Dieser Text wurde im Juni 2024 auf der Internet-Seite von PERRY RHODAN veröffentlicht. Hier teile ich ihn sehr gern auch ...)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen