In den frühen 90er-Jahren wohnte ich in einer beschaulichen Kleinstadt im Schwarzwald, die vor allem durch ihren großen Marktplatz bekannt geworden ist. Wenn meine damalige Freundin und ich uns etwas gönnen wollten – wir hatten zu der Zeit beide nur wenig Geld –, gingen wir ein paar Schritte zu einem gutbürgerlichen Gasthaus direkt am Marktplatz. Es war eines der Gasthäuser, in denen die »alten Männer« an ihrem Stammtisch am Eingang saßen und alles kommentierten, was ihnen so einfiel – also auch junge Paare, die zum Abendessen kamen …
Wir ignorierten die Sprüche gekonnt und aßen jeder eine Salatplatte mit Schinkenstreifen und Brot – das sättigte und schmeckte sehr gut –, die fünf Mark kostete. Dazu tranken wir insgesamt drei Bier, jedes davon kostet 2,50 Mark. Wenn wir noch Hunger hatten, bestellten wir einfach ein »Brotkörble« und bekamen einen Korb mit Brot, der nicht extra berechnet wurde. Alles in allem gaben wir also für ein Abendessen inklusive Trinkgeld keine zwanzig Mark aus.
Das ist mehr als dreißig Jahre her. Wenn ich heute in Karlsruhe in ein gutbürgerliches Gasthaus gehe, um dort eine Kleinigkeit zu essen und etwas zu trinken, komme ich bei zwei Personen locker auf vierzig Euro. Was ich damit sagen will: Die Dinge sind teurer geworden, und sie werden stets teurer.
Es wäre eine Illusion, würden wir davon ausgehen, dass die Preise bei gedruckten Büchern und Heftromanen stabil bleiben könnten – das gleiche gilt ebenso für E-Books und andere Dinge, die es nur in digitaler Form gibt. Um den Bogen zu unserer Serie zu schließen: Mir ist völlig klar, dass es nicht für Begeisterung sorgt, wenn die Preise für PERRY RHODAN-Heftromane und -Büchern steigen. Aber es lässt sich leider nicht vermeiden.
Deshalb möchte ich an dieser Stelle etwas zu den Hintergründen sagen. Die genauen Zahlen und Daten stehen in der offiziellen Meldung mit ihren nüchternen Aussagen. Sie werden ab Juli bei unseren Heftromanen und Büchern gelten.
Die Kosten steigen an allen Ecken und Enden, Buch- und Zeitschriftenverlage sind davon nicht ausgenommen. Teilweise kommen bei uns jetzt Preissteigerungen an, die eigentlich aus dem Jahr 2022 stammen. Wir bemerken beispielsweise, wie die Kosten – ganz banal – für den Transport erhöht worden sind und auf unsere Romane »umgelegt« werden. Unsere Romane werden schließlich mit LKWs von der Druckerei an die Auslieferung geschickt und von dort aus verteilt.
Das sind keine redaktionellen Kosten, aber sie landen auf kleinen Umwegen auf unserer Kostenstelle.
Wir müssen übrigens einer Tatsache ins Auge sehen: Es ist wenig sinnvoll, die digitalen und die gedruckten Produkte getrennt zu betrachten. Klar fallen beim E-Book keine Druckkosten an, für sie wird auch kein Fahrer bezahlt, der die Ware zu den Grossisten bringt. Aber es gibt bei E-Books andere Kosten und Gebühren …
Und letztlich muss ich beides zusammendenken. Ich kann nicht alle Kosten auf die gedruckten Romane buchen und so tun, als ob die E-Books davon freibleiben – beides gehört zusammen.
Ich bin kein Buchhalter, sondern Redakteur. Meine wirtschaftlichen Kenntnisse beschränken sich auf das, was ich vor vielen Jahren in der Schule gelernt und seither durch die Lektüre von Büchern und Zeitschriften im Gedächtnis gehalten habe. Mein Ziel ist, die PERRY RHODAN-Serie erfolgreich in die Zukunft zu führen. Das wiederum geht nur, wenn sie wirtschaftlich erfolgreich ist.
Redaktion, Vertrieb und Verlagsleitung haben sich die Kostenentwicklung der vergangenen Jahre angesehen, und sie ist eindeutig: Wir müssen die Preise anpassen. Das geschieht in den nächsten Wochen an verschiedenen Stellen – bei gedruckten wie digitalen Produkten –, und es ist unumgänglich.
Ich weiß nicht, ob es das eingangs erwähnte Gasthaus überhaupt noch gibt. Falls ja, wird eine »Halbe« Bier sicher keine 2,50 Mark kosten – heute bekommt üblicherweise 0,4 und nicht mehr 0,5 Liter Bier … –, sicher auch keine 2,50 Euro, von der Salatplatte mit Schinken ganz zu schweigen. Und kostenloses Brot gibt es garantiert keines mehr.
(Dieses Logbuch wurde schon am 5. Juni 2024 auf der PERRY RHODAN-Seite veröffentlicht. Hier wiederhole ich es aus dokumentarischen Gründen.)
6 Kommentare:
Alles verständlich - ich hoffe aber, daß die Autorenhonorare in den letzten Jahren auch mal angepaßt wurden.
Sagen wir so: Die Autoren sind prozentual an den E-Books beteiligt; also steigt damit automatisch auch ihr Anteil.
Naja, Preiserhöhungen kommen gar nicht gut an bei der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland. Die Leute haben schlichtweg weniger Geld und überlegen sich, ob ein Produkt (PR ist ein Produkt, mehr nicht) noch ins Budget passt. Ferner unterliegt der Bauer Verlag dem Primat der Ökonomie, d.h. Gewinnmaximierung und Kostenreduktion. So einfach ist das. Da sind keine Gefühle mit verbunden sondern Kalkulationen. Da ich als Dozent Wirtschaftspsychologie unterrichte, denke ich, dass Bauer KG vorsichtig operieren sollte, wenn die Leserschaft die Auflage schwinden lässt. Es ist eine mitunter (gefährliche) Gratwanderung, denn die Konsumenten überlegen gründlicher bei schwindender Kaufkraft. Ob das ganze "unumgänglich" ist, zweifel ich etwas an. Es geht um Gewinnmaximierung. Man wird sehen, wie das Produkt sich weiter entwickelt auf dem Segment des Hefte-markt. Die Konkurrenz beobachtet stets. Das ist Ökonomie.
Vorsichtiger Hinweis: Wir haben faktisch keine Konkurrenz auf dem Heftromanmarkt; PERRY RHODAN ist die einzige »echte« Heftromanserie. Das Argument ist also zumindest diskutabel.
Auch wenn es unangenehm klingt, PR ist am Markt etabliert (was ich begrüße), jedoch sollte dieses quasi Monopol nicht zur Arroganz verleiten. Was ich anmerke ist, dass ihr alle Gewinne produzieren müsst, sonst ist es schnell aus. PR ist ein Kulturgut und daher von Relevanz - jedoch gilt immer das Primat der Ökonomie und das ist halt das wichtigste Element. Eine signifikante Preiserhöhung ist stets nicht monokausal sondern hat unterschiedliche Quellen der ( notwendigen?) Motivation. Eine davon ist halt die Wirtschaftlichkeit des Produkts auf einem sich veränderten Markt und der schwindenden Kaufkraft. Da sollte man gut abwägen und die Auswirkungen bedenken/kalkulieren. Du als Redakteur bist berichtspflichtig gegenüber der Konzernführung, wenn die Zahlen nicht stimmen und gute Zahlen sichern deinen Job, das Produkt, die Autoren und das letzendliche Kulturgut, was ich vom Produkt differenziere. Wollen wir hoffen, dass PR noch lange existiert, denn es gibt vielen Menschen etwas.
Es war bzw.ist schon immer exklusiver ein PR Leser zu sein! Besonders was die Preisgestaltung betrifft.In AT trifft es uns besonders. Ein NEO-TB kostet in DE (noch) 5,80 Euro,in AT wird mir mit 6,50 Euro schon tief in die Geldbörse gelangt. Das ist aber nicht nur der MWSt.geschuldet.Da nascht der DE-Vertrieb ordentlich mit.
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