Aus der Reihe »Der Redakteur erinnrt sich«
Das Jahr 2010 begann für mich unter anderem mit einer Konferenz, an der die Geschäftsleitung sowie der Vertrieb teilnahmen. Am 27. Januar saßen wir im Konferenzzimmer des Verlags zusammen. Ich versuchte, einige strategische Erwägungen zu diskutieren, aber häufig verloren wir uns im »Klein-Klein«.
Für mich stand zu diesem Zeitpunkt der kommende PERRY RHODAN-WeltCon im Fokus. Wir hatten die Veranstaltung für den Herbst 2011 fest eingeplant; Klaus Bollhöfener vom Marketing arbeitete bereits daran. Die Räumlichkeiten waren angemietet worden, und so langsam sollten wir damit anfangen, weitere Details zu planen. Leider standen viele Eckpunkte noch nicht fest, und ich hatte keinerlei finanziellen Rahmen, mit dem ich arbeiten konnte. So hatten wir beispielsweise keinen Budget-Plan, der »von oben« genehmigt werden musste.
Als Ziel wurde mir in dieser Besprechung zum wiederholten Mal gesagt, dass der WeltCon kostendeckend sein sollte. »Wir wollen damit keinen Gewinn erzielen, aber auch nicht drauflegen«, wurde mir kommuniziert. Mein Einwand, dass man das bei so einer Feier wohl kaum schaffen konnte, kam nicht so richtig an.
»Ihr solltet jetzt damit anfangen, die Ehrengäste fest zu buchen«, wurde mir gesagt. »Wenn beispielsweise feststeht, welcher Astronaut auf der Bühne steht, wird das auch Leute anziehen, die sonst kein Interesse an PERRY RHODAN haben.« Ich notierte mir die Einwände und Vorschläge. Mir war klar, dass das bei der Kollegin und dem Kollegen im Marketing nicht auf Begeisterung stoßen würde, aber im Augenblick musste ich damit arbeiten.
Ein wichtiges Thema war zum wiederholten Mal der sogenannte PERRY RHODAN-Neustart, den ich mit den Kollegen bei Heyne verwirklichen wollte. Im Sommer 2010 würden wir im Programm des Heyne-Verlags ein dickleibiges PERRY RHODAN-Paperback veröffentlichen, und für 2011 plante ich den Neustart, für den wir allerdings noch keinen Serientitel hatten. Ich sprach immer nur vom »Neustart« oder auch vom »Reborn«.
Ich erläuterte nicht zum ersten Mal das geplante Prinzip: »Wir erzählen die Geschichte von Perry Rhodan und der Mondlandung, diesmal aber in unserer heutigen Zukunft, also im Jahr 2036.« Für die Exposés sowie den ersten Roman war Frank Borsch vorgesehen, wir wollten bald damit anfangen.
Das galt bei dieser Besprechung nicht mehr als gute Idee. Es sei besser, einen solchen Neustart der Serie in unserem Verlag zu veröffentlichen: »Wir machen Taschenhefte und gehen damit an den Kiosk.« So ein Neustart passe gut zum Jubiläumsjahr, und im eigenen Haus sei er besser platziert.
Ich war verblüfft. Seit einigen Jahren stand das Thema eines Neustarts immer wieder im Zentrum. Ich hatte ihn stets bei uns im Verlag veröffentlichen wollen – als Taschenheft oder als Heftroman oder in einer noch zu definierenden Form. Aber weil man so oft gezögert hatte, war ich mit Heyne in die Verhandlungen gegangen. Diese Gespräche mit Heyne waren offensichtlich, wie sich nun herausstellte, alle umsonst gewesen.
»Das heißt aber, dass ich mit den Kollegen dort sprechen muss, um ihnen zu sagen, dass wir einen Rückzieher machen«, war meine Schlussfolgerung. »Das ist nicht unbedingt gut – man könnte ja meinen, wir stehen nicht zu unseren Aussagen.«
Das sei kein Problem, wurde mir entgegnet, das schaffe ich schon. In der weiteren Diskussion wurde zudem gesagt: Wenn der Pabel-Moewig Verlag mit einem entsprechenden Etat ein solches Projekt in die Hand nehme, könne das sehr erfolgreich sein. Entsprechende Auflagenzahlen wurden genannt, die man im Buchhandel tatsächlich nie erreichen könnte. »In einem solchen Fall bleibt der Gewinn bei uns im Haus und landet nicht bei Heyne«, wurde argumentiert.
Es wurde beschlossen, das Projekt Neustart im eigenen Haus umzusetzen. Es sollte im Jahr 2011 starten, also im Jubiläumsjahr. Entsprechende Kalkulationen wurden in Auftrag gegeben. Mein Einwand, wir hätten im Sommer 2011 doch keinerlei Kapazität frei, »eine anständige Marketing-Kampagne« zu fahren, weil wir mit den Jubiläums-Aktionen und dem WeltCon ausgelastet seien, wurde zurückgewiesen. Das sei gut zu schaffen, man werde uns Unterstützung bieten.
Ein interessantes Thema kam am Ende unserer Besprechung. Bei den Kinderzeitschriften unseres Verlages hatte man festgestellt, dass sich auch Produkte außerhalb gedruckter Hefte gut verkaufen ließen. So liefen mit einigem Erfolg die »Magic Ponys«: kleine Figuren, die von der Zielgruppe mit großer Freude gesammelt wurden. Die Tierfiguren wurden in bedruckten Packungen angeboten, bei denen man nicht im Voraus wusste, was sich im Innern befand. Wer die komplette Reihe haben wollte, musste also unweigerlich mehrere Packungen kaufen und wurde zum Tauschen animiert.
Wie wäre es, wenn man ein solches Thema für PERRY RHODAN übernehmen würde? Mein erster Gedanke: »Lasst uns doch so etwas wie ›Crazy Aliens‹ machen.« Mit schön gestalteten Figuren von Blues und Mausbibern, Halutern und Cheborparnern könnte man bei zehn bis zwölf Jahre alten Kindern ebenfalls ein Interesse fördern.
Wir beschlossen, an diesem Punkt weiterzumachen. Vielleicht wurden die »Crazy Aliens« ein interessantes Thema im Jubiläumsjahr 2011?
(Veröffentlicht wurde diese Redaktionserinnerung bereits im April 2024. Hier wird sie aus dokumentarischen Gründen nachgereicht.)
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